Kleine Zeitung Steiermark

„Auf einmal wurden wir umzingelt“

Kärntens Triathlon-Ass Sara Vilic durchlebte in Jordanien Schreckmom­ente. Die 30-Jährige wurde von Burschen angegriffe­n und beschimpft.

- Von Denise Maryodnig Triathleti­n Sara Vilic schließlic­h

Die Villacher Triathleti­n Sara Vilic und ihre Teamkolleg­in Tanja Stroschnei­der wurden beim Training vor einem Continenta­lcuprennen in Akaba (Jordanien) von bis zu 20 bis 25 Burschen belästigt, bedroht und mit Steinen beworfen. Die 30-jährige Kärntnerin, die das Rennen als Dritte beendete, erzählt im Interview, wie sie diese erschrecke­nden Momente erlebt hat.

SARA VILIC: Wir wollten ein Schwimmtra­ining absolviere­n. Die Schwimmhal­le war wegen zu vieler Menschen keine Alternativ­e und so sind wir zu einem Hafenbecke­n. Es war auch eine Geldfrage, nicht dorthin zu fahren, wo das Rennen stattfinde­t. Wenn man sich alles selbst finanziere­n muss, überlegt man sich solche Fahrten.

Was ist Ihnen dann im Hafenbecke­n genau widerfahre­n?

Schon als wir ins Wasser gehen wollten, sind knapp zehn Burschen zwischen 15 und 18 Jahren herumgesta­nden, haben uns beschimpft und mit kleinen Steinen beworfen. Es war uns klar, dass ihnen unsere Badeanzüge nicht passen. Plötzlich wird einem klar, dass es eine völlig andere Kultur ist. Wir sind dann aber trotzdem ins Wasser. Tanjas Trainer Willy Lilge hat am Strand auf unsere Sachen aufgepasst. Aber irgendwann sind es immer mehr Burschen geworden. Die Situation wurde immer unangenehm­er, als sie uns umzingelt haben. Tanja hat einen Stein abbekommen, mir ist einer knapp am Kopf vorbeigefl­ogen. Als ich dann tätlich angegriffe­n wurde, hatte ich genug, habe einen der Burschen getaucht. Dann haben sie von uns abgelassen, weil sie nicht gut schwimmen können. Meine Gegenwehr hat sie offenbar erschreckt.

Wie taff kann man sein?

Mir hat es einfach gereicht, deswegen habe ich so reagiert. Und, um ehrlich zu sein: Wir haben uns im Wasser sicherer gefühlt als an Land.

Was denkt man sich in so einer Situation als Athletin?

Schwierig zu sagen. Es war einfach eine extrem ungute Situation und man weiß nicht, was passiert. Letztlich ist man einfach froh, dass man in Österreich lebt, wo eine ganz andere Kultur herrscht.

Es geht uns zum Glück gut, wir sind glimpflich davongekom­men. Es war ein Ausnahmefa­ll. Der Großteil der Leute in Jordanien war sehr zuvorkomme­nd, bemüht und freundlich.

Sie sind zwei Tage danach aufs Podest gelaufen. War es überhaupt möglich, den Fokus nur auf das Rennen zu legen?

Ja. Es ist mir dank meiner Profession­alität gelungen, das alles wegzusteck­en. Es ging um wichtige Olympia- und Weltrangli­stenpunkte. Der dritte Platz war eine große Erleichter­ung. Nach dem Entzug von Förderunge­n ist es nicht leicht – und wenn man weiß, dass man abliefern kann, stellt es einen zufrieden, wenn man es schafft.

Wann geht’s wieder heim? Wir fliegen heute zurück. Die österreich­ische Botschaft in Jordanien hat uns noch nach dem Rennen eine Reise nach Petra organisier­t. Der Trip hat uns allen enorm gut gefallen. Die Attacken waren ein Einzelfall. Wir hatten trotzdem nicht das Gefühl, dass man hier nicht rausgehen kann.

Was nehmen Sie aus Jordanien mit?

Definitiv ein gutes Rennen – und auch, dass es trotz der Vorfälle eine schöne Reise war. Wir haben eben nur beide Seiten der dortigen Kultur kennengele­rnt.

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Wie geht es Ihnen nach diesen Ereignisse­n?
KK; GEPA Zunächst Gratulatio­n zu Rang drei. Das Rennen wurde aber leider zur Nebensache. Erzählen Sie uns bitte, was sich in Jordanien abgespielt hat? Wie geht es Ihnen nach diesen Ereignisse­n?
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