Ein Mann mit kurzer Zündschnur
Gestohlene Motorsäge zu Ostern, abgenommene Autokennzeichen: Steirer war extra heiß auf seine Polizeiinspektion.
Die Überraschung steht Richter Erik Nauta ins Gesicht geschrieben: „Mich wundert, dass Sie heute gekommen sind“, sagt er am Straflandesgericht zum Beschuldigten, „bei der Polizei sind Sie nämlich nie aufgetaucht.“– „Weil i zu der Polizeiinspektion kein Vertrauen hab’. I bin immer dran, bei mir agiert die Polizei anders. Ein and’rer fährt vollgeblosn Auto und stiehlt vor Ostern eine Motorsäge und ihm tun’s nix“, erläutert der Angeklagte. – „Sie fühlen sich also ungerecht behandelt?“– „Ja.“
Gerechterweise wurde dem 31-Jährigen aber die Kennzeichen abgenommen, standen diese doch auf einem nicht zugelassenen Pkw im Einsatz. Weil eben gerade er (und kein anderer) dabei erwischt wurde, ließ er seinen Zorn am Telefon freien Lauf: „Ihr hobt’s olle an
Tuscha am Postn! I hau eich olle die Pappn ein! I komm’ rauf, dann braucht’s die Cobra!“, verkündete er fernmündlich. Die Inspektorin hörte sich das an, hatte am Telefonhörer zwar keine akute Angst, fürchtete aber eine mögliche persönliche Konfrontation.
Mit seiner gefährlichen Drohung betrat der Steirer kein Neuland: Sieben einschlägige Vorverurteilungen hat er. „Bei Ihnen ist immer Aggression dabei, rückfällig sind Sie auch geworden“, schildert der Vorsitzende. – „Ich geb’ alles zu, es war eine Emotionsgeschichte. Aber die Motorsäge so kurz vor Ostern ...“eil er trotz Waffenverbot vier Langwaffen zu Hause hatte und sich am Kebabstandl ein nicht wirklich herrenloses Smartphone aneignete (Unterschlagung), setzt es 15 Monate Haft, davon fünf unbedingt hinter Gittern. „Sie wirken aufrichtig reumütig und sind umfassend geständig“, meint Richter Nauta. Eine Anti-Aggressionstherapie soll dem 31-Jährigen helfen, sich im Zaum zu halten. Weil Ostern kommt wieder.
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