„Wie ein Schlag ins Gesicht“
Die Stadtpolitik ringt ums Geld im Kulturbereich. Betroffen sind die Bühnen, der steirische herbst und die freie Szene.
Die Grazer Kulturszene ist aktuell in Aufruhr, egal, ob bei der großen Theaterholding Graz oder der freien Szene. Der Auslöser: Laut Finanzierungsvertrag müssen die Mittel für die Bühnen Graz an die Inflation angepasst und um 8,7 Prozent erhöht werden. Das macht 1,7 Millionen Euro; Geld, das Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ) derzeit nicht hat.
Er hat daher Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) aufgefordert, über Einsparungen nachzudenken, entweder bei den Bühnen direkt oder an anderer Stelle im Kulturressort. „Indiskutabel“, sagt Riegler, der in einem offenen Brief an den Kulturbeirat der Stadt seine Position darstellt.
Betroffen sind aber nicht nur die Bühnen mit Oper, Schauspielhaus & Co, auch den steirischen herbst hat Eber im Auge. Im Zusammenhang mit dem neu zu verhandelnden Finanzierungsvertrag will er angesichts der „nicht absehbaren Inflationsentwicklung“eine neuerliche Indexanpassung nicht erst festschreiben.
Dazu laufen gerade die Verhandlungen für die mehrjährigen Förderverträge der Stadt Graz mit Kulturvereinen, die auf eine Erhöhung hoffen. Dafür fehlt Riegler aber das Budget, wie er im Schreiben betont.
Die millionenschwere Debatte um Indexanpassungen empfindet Katharina Dilena vom „Anderen Theater“als Vertreterin der freien Gruppen „wie einen Schlag ins Gesicht“. Gerade für die Freien gehe es ohne Anpassung „gleich einmal ans Existenzielle. Wir kämpfen gegen den gleichen Sturm, nur im gar
Euro beträgt das heurige Kulturbudget der Stadt Graz, sollen es 2023 werden.
Euro erhielten die Bühnen Graz heuer;
Euro mehr als Indexanpassung bei den Bühnen will die Koalition durch Einsparungen im Kulturressort aufbringen. Das Land hingegen will am Finanzierungsvertrag nicht rütteln und seine
1,7 Millionen stemmen.
Ruderboot statt im Kreuzfahrtschiff.“Abgesehen davon habe sie den Eindruck, „der KPÖ ist nicht bewusst, dass es im Kulturbereich ein Prekariat gibt. Man sieht nur die Hochkultur.“
Heidrun Primas, Sprecherin des Kulturbeirates der Stadt, appelliert an die Politik, „noch einmal aufeinander zuzugehen, sonst gibt es Scherben“. Ihre Überzeugung: „In so einer Ausnahmesituation braucht es mutige Ausnahmeentscheidungen.“Und diese müssen getragen sein „von Solidarität zwischen den Großen und Kleinen. Das ist ein Feld von vielen unabhängigen Akteuren, das macht es ja so wundervoll und gleichzeitig so angreifbar“, so Primas.
Sie erinnert die Stadtkoalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ an das Versprechen von „Fair Pay“im Kulturbetrieb. Dazu passt die Forderung von Dilena vom „Anderen Theater“für die Szene an Stadt, Land und Bund: eine zehnprozentige Indexanpassung. „Das würde bei uns echt was bringen.“