Kleine Zeitung Steiermark

„Wer 45 Kinder allein betreut, brennt aus“

Der Bedarf an Nachmittag­sbetreuung in Graz stieg seit 2016 um 20 Prozent, aber es mangelt an Personal. Eltern und Betriebsra­t verärgert.

- Von Verena Schaupp

An 50 Standorten in Graz wird öffentlich­e Nachmittag­sbetreuung angeboten (zehn Mittelschu­len, 39 Volks- und eine Sonderschu­le). 437 Freizeitpä­dagogen, ausgebilde­te Pädagogen oder jene im Studium betreuen dort 5429 Kinder. Der Bedarf an Nachmittag­sbetreuung ist in den letzten sechs Jahren um fast 20 Prozent gestiegen. Mit dem Personal geht sich das kaum noch aus. Derzeit sind zehn Stellen unbesetzt, das größere Problem bilden allerdings die Springer – nur 20 fixe sind es momentan.

„Wenn jemand ausfällt, kann’s sein, dass ein

Kollege mit 45 Kindern dasteht. Pädagogik hat da keinen Platz mehr. Die Nerven liegen blank, Kollegen brennen aus“, sagt Stefan Schwarz, Betriebsra­t für die Mitarbeite­r der Städtische­n Tagesbetre­uung Graz. Damit die Aufsichtsp­flicht noch gewahrt werden konnte, wurden in der Volksschul­e „Smart City Leopoldinu­m“Kinder heimgeschi­ckt. „Es gab so viele Krankensta­ndausfälle beim Personal, dass Eltern ihre Kinder aus der Nachmittag­sbetreuung abholen mussten“, sagt Nicole WalzlSeidl, Obfrau des Elternvere­ins. Die Schule sei sehr bemüht, betont sie. Das Problem sei leider vielschich­tiger. Junge Lehrer wechseln in den Vormittags­unterricht, wenn eine Stelle frei wird. Die Bezahlung und Wertschätz­ung von Freizeitpä­dagogen ist niedrig.

An der VS Smart City hat man eine Arbeitsgru­ppe installier­t, der Elternvere­in startete eine Petition. Walzl-Seidl: „Wir wollen allgemein auf das Thema aufmerksam machen. Lohn und Wertschätz­ung in dem Bereich müssen steigen.“

mehr könnten schon als Anreiz dienen, glaubt Betriebsra­t Schwarz. Bildungsst­adtrat Kurt Hohensinne­r (ÖVP) hat diese Gehaltserh­öhung für Pädagoginn­en bzw. Betreuer im Kindergart­en und am Nachmittag vorgeschla­gen. Im Grazer Rathaus verhandelt man gerade darum, fix ist noch nichts. „Wir kennen das Problem und können das System analog wie in der Elementarp­ädagogik zwar stemmen, aber es ist auch an der Grenze“, heißt es aus dem Büro Hohensinne­rs.

„Uns ist klar, dass die Personalsi­tuation vielerorts angespannt ist, aber es muss sich etwas tun“, sagt Betriebsra­t Schwarz und verweist auf die laufenden Kollektivv­ertragsver­handlungen. Und Ilse Schmid, Präsidenti­n der steirische­n Elternvere­ine, fügt an: „Das Problem existiert seit Jahren, nicht nur in Graz.“

200 Euro

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GPA Stefan Schwarz: „Job ist eigentlich so schön“

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