Das technische Niveau ist heuer unglaublich hoch
Alexander Pointner über die Springen in Ruka und das Problem des heurigen Weltcupkalenders.
Wer abends durch Innsbrucks Innenstadt spaziert, wird in einer Seitenstraße eine ungewöhnliche Weihnachtsbeleuchtung entdecken: Da hängen Skispringer in verschiedenen, typischen Posen zwischen den Häuserzeilen. Mich haben an diesem Wochenende in Ruka vor allem Absprung und Luftfahrt fasziniert.
Das technische Niveau am Schanzentisch ist derzeit allgemein unglaublich hoch und auch in der Flugphase haben sich viele Athleten weiterentwickelt. Allen voran der derzeit Führende im GesamtweltWeltcup, Dawid Kubacki: Es gelingt dem Polen, die ihm zur Verfügung stehende Fläche – bestehend aus Körper und Ski – perfekt aerodynamisch auszunützen. Er dreht die Skispitzen nicht mehr so stark nach außen, sondern springt schon fast in einem H-Stil. Auch die Slowenen um Anˇze Laniˇsek springen eine solche Technik. ür diese Nationen machen sich nun die Trainingseinheiten im Stockholmer Windkanal bezahlt. Nur dort kommt der Luftzug statt von vorne Skisprung-typisch von schräg unten. Wenn Stefan Kraft in
FTopform ist, bildet er ebenfalls einen perfekten Flugkörper. Der Salzburger startete stark wie nie in einen neuen Winter, wäre der prädestinierte Seriensieger für den ersten Teil der Saison. Wenn da nicht der fürs Skispringen untypische heurige Wettkampfkalender wäre. Durch die vielen Pausen fällt es schwer, in den notwendigen „Flowzustand“zu finden bzw. ihn aufrechtzuerhalten. Zudem sind die Schanzen in Ruka und in
Titisee (nächste Station nach einer Pause) Bakken alten Typs. Ihre Flugkurven unterscheiden sich von den meisten modernen Weltcupschanzen, vor allem von jenen, die beim ersten Saisonhöhepunkt, der Vierschanzentournee, als Wettkampfstätten dienen. or dem Beginn der Tournee steht dann nur noch Engelberg auf dem Programm. Das bedeutet Stress für alle: Wer gut in Form ist, muss sich bemühen, die Spannung zu halten. Wer noch zu kämpfen hat, muss jede Pause nützen, um zu trainieren – oder Neues auszuprobieren.
VAlexander Pointner gewann als Skisprungtrainer 32 Medaillen bei Großereignissen.