Gehörlosigkeit als Nebensache
„Was geht, Leute? Mein Name ist Raven“, stellt sich Raven Sutton in der US-Show „The Circle“vor. Sie nimmt als erste gehörlose Person teil.
ner „Normalbürgerin“in einer Realityshow sei neu. Die Wienerin selbst erreichte 2005 die verfassungsrechtliche Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache als Sprache.
Inspiziert man die Fernsehlandschaft genauer, findet man auch Abigail Heringer, die 2021 bei „The Bachelor“in den USA teilnahm. Heringer steht wie Sutton für die Heterogenität innerhalb der Gehörlosen-Gemeinschaft. Heringer spricht nämlich mithilfe von Cochlea-Implantaten Lautsprache.
Nach Jarmer seien gehörlose und hörbehinderte Menschen in der Unterhaltungsbranche mit Vorurteilen wie geringerer Intelligenz und schlechter Kommunikationsfähigkeit konfrontiert. „Raven Sutton spielt sich selbst, sie versucht gar nicht erst, einem Klischee zu entsprechen“, freut sich Jarmer. Filme wie der Oscar-prämierte „Coda“würden hingegen Stereotype verstärken und sentimentale Storys wiederholen. „Die hörende Tochter einer tauben Familie, die ausgerechnet singen will. Warum spielt sie nicht Schach?“, kritisiert die 51Jährige.
Eine weitere Annahme ist zudem, dass es nur eine gängige
Gebärdensprache gibt. Heidi Klum zum Beispiel traf 2021 bei „Germany’s next Topmodel“auf die gehörlose Teilnehmerin Maria Schimanski. Klum holte sofort ihre Tochter Leni vor die Kameras, die Gebärdensprache kann, damit sie sich mit Schimanski unterhält. Diese klärte schnell auf: Die in Los Angeles aufgewachsene Leni gebärdete American Sign Language, nicht deutsche Gebärdensprache.
kam für das hörende Publikum und den sprachgesteuerten Chat Gebärdensprachdolmetscher Paris McTrizic mit in die Show. Doch manche fragten sich: Hätte für Suttons Chat-Konversationen nicht eine Tastatur gereicht? „Wenn gehörlose Menschen die Chance haben, jemanden auf dem Bildschirm zu sehen, die gleiche Sprache spricht wie sie selbst, dann ist das schon etwas Besonderes“, erklärte Sutton in einem Interview mit „Good Morning America“.
Laut Jarmer vom Gehörlosenbund zeigt sie: „Wir müssen uns nicht verstecken, wir können das tun, was andere auch können, wir gehören dazu. Und: Wir melden uns zu Wort, in unserer Sprache!“