Kleine Zeitung Steiermark

„Das schadet der Branche massiv“

- Von Thomas Rossacher und Christian Penz

243 illegale Pflegerinn­en von steirische­r Agentur vermittelt: Lückenlose Kontrolle der Vermittler bleibt Wunschdenk­en.

Es war wie im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen: „Ich habe durch die Schwarzarb­eit keinen Wettbewerb­svorteil für meine Agentur gehabt. Wer den Markt kennt, weiß, dass die meisten Agenturen illegale Pflegekräf­te einsetzten.“Das behauptete jener teilgestän­dige Geschäftsf­ührer, der seit dieser Woche wegen organisier­ter Schwarzarb­eit in Graz vor Gericht steht (wir berichtete­n). Gemeinsam mit einem leitenden Angestellt­en, so der Vorwurf der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft, soll er mindestens 243 Betreuungs­kräfte nicht angemeldet und somit illegal an Pflegebedü­rftige vermittelt haben. Errechnete­r Betrugssch­aden: 200.000 Euro.

Diese Causa ist in der Branche längst Tagesthema. „So ein Fall kann vieles zusammenha­uen“, beklagt WK-Fachgruppe­nobmann Andreas Herz. Die Personenbe­treuung sei schließlic­h ein „schwierige­r

Andreas Herz, Fachgruppe­nobmann

Bereich“und würde von manchen „schief angeschaut“. Und dann das: „In dieser Größenordn­ung ist mir das noch nicht untergekom­men. Dabei seien so viele sehr gute Agenturen am Markt.“Seitens der Kammer habe man für schwarze Schafe keinerlei Verständni­s: „Das schadet der Branche und dem Thema Personenbe­treuung massiv“, stellt Herz klar. Wie schon die Anklagebeh­örde nimmt auch er die Betreuerin­nen in Schutz.

„Die waren weder sozialnoch krankenver­sichert. Und das zum Teil während der Pandemie.“

Den Hintermänn­ern gehöre das Gewerbe entzogen. Eine lückenlose Kontrolle sei freilich schwierig. Die Gewerbebeh­örde kann nicht jeden kontrollie­ren, die Finanz ebenso wenig. Und die Kunden? Die Kammer fordert schon länger vom Bund, dass diplomiert­e Kräfte regelmäßig zu Betreuten fahren können, um dort einerseits zu

helfen und anderersei­ts nach dem Rechten zu sehen.

Zurück zur steirische­n Agentur: Aufgefloge­n war alles nach der Anzeige einer Pflegehelf­erin, die an mehreren Pflegestel­len mit Wohnsitz gemeldet, aber dort nie tätig war. Die Ermittlung­en ergaben, dass von der Agentur namens der Pflegebedü­rftigen Anträge auf Zuschuss zur Unterstütz­ung der 24-Stunden-Betreuung eingebrach­t wurden – mit gefälschte­n Unterschri­ften.

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FOTOLIA Die WKO sieht sehr viele sehr gute Agenturen am Markt

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