„Das schadet der Branche massiv“
243 illegale Pflegerinnen von steirischer Agentur vermittelt: Lückenlose Kontrolle der Vermittler bleibt Wunschdenken.
Es war wie im Glashaus sitzen und mit Steinen werfen: „Ich habe durch die Schwarzarbeit keinen Wettbewerbsvorteil für meine Agentur gehabt. Wer den Markt kennt, weiß, dass die meisten Agenturen illegale Pflegekräfte einsetzten.“Das behauptete jener teilgeständige Geschäftsführer, der seit dieser Woche wegen organisierter Schwarzarbeit in Graz vor Gericht steht (wir berichteten). Gemeinsam mit einem leitenden Angestellten, so der Vorwurf der Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft, soll er mindestens 243 Betreuungskräfte nicht angemeldet und somit illegal an Pflegebedürftige vermittelt haben. Errechneter Betrugsschaden: 200.000 Euro.
Diese Causa ist in der Branche längst Tagesthema. „So ein Fall kann vieles zusammenhauen“, beklagt WK-Fachgruppenobmann Andreas Herz. Die Personenbetreuung sei schließlich ein „schwieriger
Andreas Herz, Fachgruppenobmann
Bereich“und würde von manchen „schief angeschaut“. Und dann das: „In dieser Größenordnung ist mir das noch nicht untergekommen. Dabei seien so viele sehr gute Agenturen am Markt.“Seitens der Kammer habe man für schwarze Schafe keinerlei Verständnis: „Das schadet der Branche und dem Thema Personenbetreuung massiv“, stellt Herz klar. Wie schon die Anklagebehörde nimmt auch er die Betreuerinnen in Schutz.
„Die waren weder sozialnoch krankenversichert. Und das zum Teil während der Pandemie.“
Den Hintermännern gehöre das Gewerbe entzogen. Eine lückenlose Kontrolle sei freilich schwierig. Die Gewerbebehörde kann nicht jeden kontrollieren, die Finanz ebenso wenig. Und die Kunden? Die Kammer fordert schon länger vom Bund, dass diplomierte Kräfte regelmäßig zu Betreuten fahren können, um dort einerseits zu
helfen und andererseits nach dem Rechten zu sehen.
Zurück zur steirischen Agentur: Aufgeflogen war alles nach der Anzeige einer Pflegehelferin, die an mehreren Pflegestellen mit Wohnsitz gemeldet, aber dort nie tätig war. Die Ermittlungen ergaben, dass von der Agentur namens der Pflegebedürftigen Anträge auf Zuschuss zur Unterstützung der 24-Stunden-Betreuung eingebracht wurden – mit gefälschten Unterschriften.