Das Schweigen der Schlepper
Ein Türke (40) lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Mehr Angst hat er aber vor seinen Komplizen.
Eine Verfolgungsjagd lieferte sich ein Türke Ende August mit der Polizei. Zuvor war er, ohne zu bezahlen, von einer Murecker Tankstelle davongefahren. Mit 180 ging es über die Bundesstraße, mehrmals versuchte er, die Polizei abzudrängen. Endstation war erst bei einer Straßensperre in Bad Radkersburg.
An Bord war eine syrische Familie, die sofort Asyl beantragte. Der Fahrer war ein Schlepper. Vor Richter Hanspeter Draxler schrumpft er auf kleinkriminelle Dimension zusammen: Er ist 40, war noch nie in Europa, ist völlig unbescholten, arbeitslos, verschuldet und hat drei Kinder. „Mein Mandant wird sich vollinhaltlich schuldig bekennen“, sagt sein Verteidiger. Aber: „Er steht unter enormem Druck und ich bitte um Verständnis, dass er aus
Angst um seine Familie keine tiefergehenden Angaben machen wird.“Ein kleiner Hinweis darauf, wie Schlepperorganisationen vorgehen.
Drei Fahrten über die österreichische Grenze werden dem Angeklagten vorgeworfen. Auf die Frage, wie viel er dafür bekommen hat, muss er passen. „Ich habe noch keinen Cent bekommen.“– „Wie viel sollten Sie bekommen?“, fragt der Richter. „Ich weiß nicht, es wurden keine Summen genannt.“– „Das glaube ich Ihnen nicht.“
Es gibt Chatprotokolle. „Aber da ging es um Geld, das ich mir von meinem Bruder geliehen habe.“Warum dann von 5000 Euro für eine Lieferung nach Deutschland die Rede ist? – „Er wird Ihnen nicht mehr sagen“, bedauert der Verteidiger. Muss er als Angeklagter auch nicht.
Für Schlepperei, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Gefährdung der körperlichen Sicherheit ... bekommt er 15 Monate Haft, fünf muss er absitzen. „Aber das habe ich ja schon“, sagt er. Gut erkannt, er wird enthaftet und darf heim – ohne zu viel gesagt zu haben.