Kleine Zeitung Steiermark

Der Fußball und sein neuer Friedensfü­rst

- Von Hubert Gigler Wolfgang Bartosch (StFV) und Herbert Hübel (Salzburg)

Johann Gartner ist der interimist­ische ÖFB-Präsident. Der Niederöste­rreicher begibt sich auf eine Österreich-Tour und will dem neuen Chef den Weg ebnen.

Lammfromm ist nur eine Wortkrücke für das Auftreten und Verhalten der am Freitag in Graz versammelt­en Teilnehmer an der Tagung des ÖFB-Präsidiums. Zur Veranschau­lichung der Atmosphäre hätte sich das Büßerhemd als Teamdress förmlich aufgedräng­t. Wo bis vor Kurzem noch bei bloßer Erwähnung des Reizworts ÖFB die gnadenlose Konfrontat­ion lauerte, herrschte plötzlich Harmonie. Sogar die Dauer der im Krisenmodu­s vereinbart­en Zusammenku­nft artete nicht in Überlänge aus. Nach 130 Minuten wurde das Match abgepfiffe­n, in aller Freundscha­ft. Auch eine Entscheidu­ng ist gefallen. Der Niederöste­rreicher Johann Gartner wurde zum Interimspr­äsidenten gewählt, einstimmig.

Die Gräben waren tief, es gab zwei rivalisier­ende Lager, die einander scheinbar unversöhnl­ich gegenübers­tanden. Auf der einen Seite

die Hardliner, Gerhard Götschhofe­r (Oberösterr­eich), Herbert Hübel (Salzburg) und Josef Geisler (Tirol). Das andere Lager verstand sich selbst als gemäßigte Fraktion, wurde aber verdächtig­t, jegliches Fehlverhal­ten unter den Teppich zu kehren. Die Scharfmach­er siegten. Gerhard Milletich warf entnervt das Handtuch, er fühlte sich dem Druck nicht mehr gewachsen. Die Attacken aus dem Präsidium hatten sich bis zum Vorwurf möglicher Korruption ausgeweite­t, und es roch nach Intrige, weil der Angriff von innen heraus erfolgte. Das öffentlich­e Erscheinun­gsbild des mit Abstand größten österreich­ischen Sportverba­ndes war verheerend. Der Fußball hatte nicht einfach gelitten, er war auf der Funktionär­sebene nicht einmal mehr präsent. Dies wurde offenbar erkannt und als Auftrag für eine Offensive der Vernunft verstanden.

Schon vor Beginn der Sitzung gab es Signale der Entspannun­g. „Friede“, sagte Herbert Hübel zum steirische­n Verbandsch­ef Wolfgang Bartosch, dieser schlug ein. Götschhofe­r und Bartosch nahmen nach langer Blockade wieder bilaterale Verhandlun­gen auf, und diese Konsenspol­itik prägte dann auch dem Vernehmen nach die gesamte Sitzung. Johann Gartner, mit 71 Jahren der Älteste des Gremiums, war letztlich unumstritt­en. Der Mann aus dem Weinvierte­l wird eine Österreich-Tour in Angriff nehmen. „Ich möchte alle Präsidente­n und Geschäftss­tellen besuchen. Ich will wissen, was ihnen am Herzen liegt.“

Der Niederöste­rreicher versteht sich als Kommunikat­or, der einerseits dem künftigen Präsidente­n den Weg ebnen will und anderersei­ts versuchen wird, das arg ramponiert­e Image des mit Abstand größten Sportverag­ierten

bandes Österreich­s aufzupolie­ren. „Es herrscht Betroffenh­eit“, schilderte Gartner die Stimmungsl­age im Präsidium. Im Verlauf des Nachmittag­s wurden viele Themen aufgearbei­tet. Er weiß, dass zwei Stunden nicht genügen, um alles auszuräume­n. „Die Frage ist, was müssen wir unternehme­n, um in der Öffentlich­keit wieder besser dazustehen? Die Strukturen passen, aber es wurde nicht richtig gelebt“, sagt Gartner. Der neue Fußballche­f wird nicht den eigenen Reihen entstammen, das Thema hat sich erledigt. „Er wird zu 99 Prozent von außen kommen.“as Anforderun­gsprofil wird in den kommenden Wochen erarbeitet. Jedenfalls muss der künftige Präsident Zeit haben, was nicht zwangsläuf­ig auf einen Pensionist­en

Dhinausläu­ft. Man werde sich für die Klärung der Personalie auch Zeit lassen, keine unnötige Hektik an den Tag legen. Im März wird das Präsidium wieder zusammentr­effen. Dann könnte die Vorgangswe­ise bei der Wahl des Präsidente­n festgelegt werden. Im Sommer sollte die Kür erfolgen. uch der Zwist in der operativen Abteilung des ÖFB war Thema. Sowohl Generalsek­retär Thomas Hollerer als auch Bernhard Neuhold, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sbetriebe, waren zugegen. War darüber spekuliert worden, dass einer der beiden womöglich gehen müsse, kam es auch hier zu einer Lage-Beruhigung. Gartner versichert­e, dass beide dem ÖFB erhalten bleiben.

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Sonntag

LASK – Austria Klagenfurt 18 Uhr Raiffeisen-Arena Pasching, Ciochirca, ORF 1 live.

Halbfinale: 4. bis 6. April.

Finale: 30. April oder 1. Mai in Klagenfurt.

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 ?? APA ?? Starker Mann in Österreich­s Fußball für ein paar Monate: Johann Gartner
APA Starker Mann in Österreich­s Fußball für ein paar Monate: Johann Gartner
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APA Johann Gartner gibt die Richtung vor

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