Kleine Zeitung Steiermark

Horowitz am Cembalo

- Von Martin Gasser

Cembalo statt Klavier: Der deutsche Pianist Andreas Staier zeigt Bachs Genialität auf einem Instrument von 1734.

Johann Sebastian Bach hat die Türen zu seiner musikalisc­hen Welt so weit geöffnet, dass alle Pianisten der Welt hindurchpa­ssen. Hier gibt es kein richtig oder falsch: Man kann diese Musik hochromant­isch spielen, analytisch oder introverti­ert. Man kann sie auf einem modernen Konzertflü­gel zum Rauschen bringen oder sie historisch korrekt mit einem viel trockener klingenden Cembalo aufführen oder mit ihr auch die fragile Schönheit eines Clavichord­s zum Strahlen bringen.

Der deutsche Pianist Andreas Staier (67) scheint auf seiner Einspielun­g von Bachs „Wohltemper­ierten Klavier“all diese Dinge miteinande­r vereinen zu wollen. Staier ist seit einigen Jahrzehnte­n einer der aufregends­ten Musiker der historisch­en Aufführung­spraxis. Nun, nach langer Zeit, hat er sich endlich des „Alten Testaments“der Klavierlit­eratur angenommen. Nach einer Doppel-CD mit dem Band 2 legt der „Horowitz des Cembalos“eine DoppelCD mit Band 1 nach.

Staier spielt (natürlich den Nachbau) eines Cembalos von 1734 aus der Werkstatt des Hamburger Instrument­enbauers Hieronymus Albrecht Haas. Ein prachtvoll klingendes Instrument, das enorme Möglichkei­ten zur Modulation des Klanges nutzt. Und Staier ist der richtige Mann für dieses Prachtstüc­k. Staier bietet in diesen 24 Präludien und Fugen von CDur bis f-Moll einen wahren Klangkosmo­s. Das singt und strahlt, klagt und doziert, glitzert und rauscht durch die Gehörgänge, dass es eine Freude ist.

Bach. Das wohltemper­ierte Klavier 1. Andreas Staier (Cembalo). harmonia mundi france

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