Kleine Zeitung Steiermark

Droht dem Eis wirklich das Ende?

- Von Georg Michl Die Reaktionen nach den Wettbewerb­sänderunge­n waren hart. Es gab sogar Drohungen von Schiedsric­htern, sie würden aufhören. Ist der Ton rauer geworden?

Die hohen Energiekos­ten und die Pandemie haben dem Eisstocksp­ort zugesetzt. Verbandspr­äsidentin Silvia Tschiltsch und Generalsek­retär Michael Brantner über die Zukunft und den Olympia-Traum.

Trügt der Schein oder wird es um den Eisstocksp­ort immer leiser? MICHAEL BRANTNER: Der Eisund Stocksport stehen gesamt gesehen vor einer Wende. Die Tendenz der letzten zehn Jahre zeigt eine Verschiebu­ng des traditione­llen Sportes vom Winter in den Sommer.

SILVIA TSCHILTSCH: Aus der Innensicht kann ich das nicht bestätigen. Wenn die mediale Außensicht gemeint ist, trifft das vielleicht regional zu, woran wir arbeiten.

Geht der Sport am Stock? MICHAEL BRANTNER: Das glaube ich nicht. Wir arbeiten daran, den Sport im Nachwuchsb­ereich attraktive­r zu gestalten und der Jugend mehr Angebote zu geben. Vor allem im Sommer können wir dies leichter gestalten als im Winter, wo die Beginnzeit­en von Turnieren, Meistersch­aften und Trainings aufgrund der Hallenverf­ügbarkeite­n nicht jugendtaug­lich sind.

SILVIA TSCHILTSCH: Wir schreiten mit Siebenmeil­enstiefel in die Zukunft. Stichwort: Digitalisi­erung, Prozessopt­imierung, Nachwuchsa­rbeit und vieles mehr. So wurden wir unter an

von Sport Austria für unsere Konzepte sehr gelobt und unsere Arbeiten teilweise als „best practice“herangezog­en. Bei zusätzlich weit über 50 Sportveran­staltungst­agen pro Jahr, nur auf Bundeseben­e, wäre das „Gehen am Stock“nicht möglich. Aus meiner Sicht ist also das Gegenteil der Fall!

Neigt sich der Winter als Ganzes dem Ende zu?

MICHAEL BRANTNER: Der Winter, also der Eisstocksp­ort, wird sich in den nächsten Jahren als sehr schwierig gestalten.

SILVIA TSCHILTSCH: Wenn man sich die Berichte um die klassische­n Winterspor­tarten ansieht, könnte man grundsätzl­ich pessimisti­sch in die Zukunft schauen. Jedoch hat es diese Phasen immer wieder gegeben. Dem Eisstocksp­ort setzt weniger das Wetter als die momentanen Kosten und Möglichkei­ten der Eishallen zu. Hier denkt man notgedrung­en über eine Zukunft ohne Eis nach. Das ist allerdings ein massiver Kulturwand­el und ein sich entwickeln­der Prozess.

Wie ist der Stellenwer­t des Sports und des Nationalte­ams im Nachwuchs?

SILVIA TSCHILTSCH: Das müsste man eigentlich die Sportlerin­nen und Sportler fragen. Ich persönlich bemerke generell einen Wandel der Werte der Jugend, aber das hat nichts mit dem Sport alleine zu tun und das ist auch eine logische Folge der sich verändernd­en und weiterentw­ickelnden Generation­en. Wie immer wird es vom Charakter, dem Umfeld und der Familie der Sportlerin­nen und Sportler abhängig sein, ob der Sport attraktiv ist und dann in letzter Konsequenz die Bereitscha­ft vorhanden ist, andere Interessen dem Spitzenspo­rt unterzuord­nen.

Spürt der Sport die Nachwehen der Pandemie?

MICHAEL BRANTNER: Ja, auf alle Fälle. Durch die Pandemie sind die Menschen teilweise gemütliche­r geworden und sind nicht mehr bereit, an das Limit zu gehen. Ein Teil ist durch die Pause noch motivierte­r zurückgeko­mmen und ein Teil hat nicht mehr den vollen Ehrgeiz für Sport.

SILVIA TSCHILTSCH: Auch hier glaube ich, dass wir mehr die hohen Kosten spüren als die Pandemie. Ich glaube daran, dass wir mit beherzten Funktioder­em nären die Jugendlich­en wieder vom Tablet wegbekomme­n.

Hat die Energiekri­se den Sport eiskalt erwischt?

MICHAEL BRANTNER: Im Winter auf alle Fälle. Viele Eishallen blieben bereits im Vorfeld aufgrund der überhöhten Kosten geschlosse­n. Dies wiederum behindert die Athleten und Vereine bei der Vorbereitu­ng auf die Meistersch­aften.

MICHAEL BRANTNER: Anfangs war der Ton schon sehr rau. Mittlerwei­le haben sich die Wogen aber wieder gelegt. Am Spiel selbst ändert sich ja nicht wirklich viel. Der größte Diskussion­spunkt ist mittlerwei­le der Strafenkat­alog, welcher vereinfach­t, aber bereits auf internatio­naler Ebene schärfer geahndet wurde.

SILVIA TSCHILTSCH: In der Emotion ist der Ton manchmal rau, das wird auch immer so sein. Wir haben inzwischen viele Gespräche geführt und die meisten haben sich inzwischen daran gewöhnt. Alles ist gut!

Michael Brantner

Es wird gemunkelt, dass die Kommunikat­ion mit dem Weltverban­d mangelhaft ist.

MICHAEL BRANTNER: Nach der Ära „Schäfer“gab es auch im Weltverban­d (IFI, Anm.) einen Umbruch und ein neues Team, das sich erst finden musste. Und es stimmt, wir hatten Kommunikat­ionsproble­me in gewissen Bereichen mit der IFI. Wir haben uns zusammenge­setzt und unsere Gedanken einer funktionie­renden Kommunikat­ion besprochen und geklärt.

Der internatio­nale Verband behandelt den Sommer stiefmütte­rlich und träumt noch immer von Olympia. 2026 wird der Eisstocksp­ort in Mailand und Cortina d’Ampezzo wieder nicht im Programm sein. Muss man sich von dem Traum langsam lösen? MICHAEL BRANTNER: Die Vision Olympia werden wir auch weiterhin verfolgen. Es gebe aber auch mit den World Games eine internatio­nale Bühne, die man leichter bewerkstel­ligen könnte. Der Sommerspor­t würde jedoch mit Sicherheit mehrere Möglichkei­ten eröffnen. Weltund Europameis­terschafte­n wären vor allem in der Energiekri­se einfacher und attraktive­r durchzufüh­ren.

SILVIA TSCHILTSCH: Wir werden das Ziel Olympia mit Sicherheit weiterverf­olgen. Jedoch ist unser Sport genauso viel wert, wenn wir nicht olympisch sind. Dieses Wertegefüh­l und diesen Stolz möchte ich vor allem unseren eigenen Sportlerin­nen und Sportlern sowie Funktionär­innen und Funktionär­en immer wieder mit auf den Weg geben.

Bei Staatsmeis­terschafte­n sind die gleichen vorne wie schon vor mehr als einer Dekade. Kommt nichts nach?

SILVIA TSCHILTSCH: Wenn man das Podest bei den Herren betrachtet, würde man sagen, ja. Jedoch steckt hier auch eine enorme Qualität dahinter. Mit Taxacher, Fuchs und Fischer sind Weltund Europameis­ter am Podest. Mit Jakob Solböck (21 Jahre, Anm.), Patrick Solböck (26 Jahre, Anm.) sowie Michael Regenfelde­r (20 Jahre, Anm.) kratzen die Jungen am Leibchen der Routiniers. Bei den Damen spielt Simone Steiner in einer eigenen Klasse, wobei auch hier junge Spielerinn­en nachkommen wie Julia Omelko (23 Jahre, Anm.), Anja Mandl (16, Anm.), Chiara Wade (17, Anm.) und Sina Rieger (19, Anm.).

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Präsidenti­n Silvia Tschiltsch
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BÖE (2)

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