Für ein Leben ohne Existenzängste
Sie können vor Sorgen nicht schlafen; sie kündigen die Mitgliedschaft im Sportverein, um Geld zu sparen für Essen und Wohnen. Die Kinder gehen nicht zum Geburtstagsfest, weil das Geld für ein Geschenk fehlt. In dieser Situation sind immer mehr Menschen in der Steiermark, das zeigen Erhebungen ebenso wie die tägliche Realität in unseren Beratungsstellen.
Zeitweise erreichen unsere Mitarbeitenden doppelt so viele Anfragen wie noch vor einem Jahr. Die Wartezeiten steigen. Und zunehmend trifft es Menschen, die bisher nie im (Alb-)Traum gedacht hätten, einmal um Hilfe bitten zu müssen: Familien, die sich ein Häuschen mit einem Kredit finanziert haben; Berufstätige und Pensionisten, die ihr Leben lang gearbeitet haben. Die Faktoren sind bekannt: Die Teuerung, die hohen Energiepreise und die steigenden Mieten bringen die Menschen in Bedrängnis.
Bund und Länder haben zahlreiche Maßnahmen gesetzt. Um aber Menschen rasch und dauerhaft abzusichern, braucht es Hilfen, die zielgerichtet und nachhaltig ausgerichtet sind. Es geht darum, Mindeststandards zu sichern und ein Leben ohne Existenzängste zu ermöglichen: die Mindestpension über die Armutsgefährdungsschwelle anheben; bedarfsorientierte Kinderrichtsätze festlegen; Inflationsanpassung bei Arbeitslosengeld und Notstandshilfe als letzte Absicherung.
Jede Maßnahme gegen Armut ist eine Investition in die Zukunft. Denn wir wissen: Armut verhindert Bildung, fehlende Bildung ist wiederum ein Armutsbeschleuniger. Klafft die Schere zwischen Arm und Reich zu weit auseinander, ist das eine Gefährdung des sozialen Friedens.
„Die Bevölkerung ist solidarisch. Das ist ein Zeichen, das Mut macht und zu beherzten politischen Schritten anspornen könnte.“
Und dennoch gibt es Erfreuliches: Die Österreicher bewahren einen Sinn für Gerechtigkeit. In einer Umfrage der Caritas mit Sora hat ein Großteil der Befragten zugestimmt, dass Hilfen zuerst die Armutsgefährdeten erhalten sollen. Die Bevölkerung ist solidarisch. Das ist ein Zeichen, das Mut macht und zu beherzten politischen Schritten anspornen könnte.