Kleine Zeitung Steiermark

Anwälten mit E-Mail gedroht

Weil er das Briefeöffn­en verweigert, häufte ein Steirer Schulden an. Die folgende Exekution wollte er ungalant stoppen – mit Drohungen.

- Von Christian Penz

Der Angeklagte hat vieles, wovon andere nur träumen können: einen außerorden­tlich hohen Gehalt dank seiner berufliche­n Aufenthalt­e im Ausland. Und eine Mutter, die ihn trotz seiner 26 Jahre noch zur Schuldnerb­eratung begleitet.

Sowohl Richterin Julia Noack als auch Staatsanwä­ltin Cornelia Koller zeigen sich verwundert, wie der Mann trotz seines fürstliche­n Salärs überhaupt in Geldnot kommen konnte. „Ich hab’ daheim ein dickes Packl Briefe liegen. Ungeöffnet. Es wird einem halt nicht leicht gemacht“, seufzt der Mann beim Prozess am Straflande­sgericht über seine unbezahlte­n Rechnungen. Sein Weg in die Schuldenfa­lle, kurz skizziert: Ursprüngli­ch nahm er für einen Umbau einen Kredit auf. Ein Bankenwech­sel („Ich stieg auf Online-Banking um, weil es im Ausland leichter gehen sollte“) sei das Grundübel gewesen. Weil ihm sein Handy gestohlen wurde, konnte er nicht bezahlen („Ich wusste nicht mehr, wie ich überleben sollte.“).

„Warum haben Sie nie gezahlt?“, fragt die Vorsitzend­e. – „Ich hab’ mich nicht geschert.“–

„Nicht scheren ist nie gut, wenn man Schulden hat.“

Geschert hat er sich dann leider doch. Auf strafrecht­licher Ebene, als bereits sein Lohn exekutiert wurde: „Ihr Idioten. Ihr Dreckspack. Weihnachte­n steht vor der Tür“, eröffnete er der zuständige­n Rechtsanwa­ltskanzlei und forderte den Stopp der Exekution für ein Monat. Mit Nachdruck: Sollte sich nämlich binnen eines Tages keiner zurückmeld­en, würde er in die Kanzlei kommen und von dort Computer im Gegenwert der Monatsrate mitnehmen. Das wertet die Staatsanwa­ltschaft als gefährlich­e Drohung. „Es tut mir leid, ich hab’ nicht gedacht, dass das jemandem Angst macht“, sagt er.

Eigentlich ist dem Mann eine Diversion angeboten worden. Per Behördenbr­ief. Doch der blieb natürlich ungeöffnet, weshalb nun das Urteil beim Prozess ergeht: Drei Monate bedingt. „Ich glaube, Sie sehen das zu lustig. Die Drohung war kein Kavaliersd­elikt. Sie müssen sich um Ihre Sachen scheren. Und wenn es Ihre Mama ist, die Ihre Briefe liest“, meint die Richterin. Der Verurteilt­e akzeptiert. Und hofft: „Wenn ich so weiter verdiene, bin ich bald fertig mit dem Käse.“

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