Anwälten mit E-Mail gedroht
Weil er das Briefeöffnen verweigert, häufte ein Steirer Schulden an. Die folgende Exekution wollte er ungalant stoppen – mit Drohungen.
Der Angeklagte hat vieles, wovon andere nur träumen können: einen außerordentlich hohen Gehalt dank seiner beruflichen Aufenthalte im Ausland. Und eine Mutter, die ihn trotz seiner 26 Jahre noch zur Schuldnerberatung begleitet.
Sowohl Richterin Julia Noack als auch Staatsanwältin Cornelia Koller zeigen sich verwundert, wie der Mann trotz seines fürstlichen Salärs überhaupt in Geldnot kommen konnte. „Ich hab’ daheim ein dickes Packl Briefe liegen. Ungeöffnet. Es wird einem halt nicht leicht gemacht“, seufzt der Mann beim Prozess am Straflandesgericht über seine unbezahlten Rechnungen. Sein Weg in die Schuldenfalle, kurz skizziert: Ursprünglich nahm er für einen Umbau einen Kredit auf. Ein Bankenwechsel („Ich stieg auf Online-Banking um, weil es im Ausland leichter gehen sollte“) sei das Grundübel gewesen. Weil ihm sein Handy gestohlen wurde, konnte er nicht bezahlen („Ich wusste nicht mehr, wie ich überleben sollte.“).
„Warum haben Sie nie gezahlt?“, fragt die Vorsitzende. – „Ich hab’ mich nicht geschert.“–
„Nicht scheren ist nie gut, wenn man Schulden hat.“
Geschert hat er sich dann leider doch. Auf strafrechtlicher Ebene, als bereits sein Lohn exekutiert wurde: „Ihr Idioten. Ihr Dreckspack. Weihnachten steht vor der Tür“, eröffnete er der zuständigen Rechtsanwaltskanzlei und forderte den Stopp der Exekution für ein Monat. Mit Nachdruck: Sollte sich nämlich binnen eines Tages keiner zurückmelden, würde er in die Kanzlei kommen und von dort Computer im Gegenwert der Monatsrate mitnehmen. Das wertet die Staatsanwaltschaft als gefährliche Drohung. „Es tut mir leid, ich hab’ nicht gedacht, dass das jemandem Angst macht“, sagt er.
Eigentlich ist dem Mann eine Diversion angeboten worden. Per Behördenbrief. Doch der blieb natürlich ungeöffnet, weshalb nun das Urteil beim Prozess ergeht: Drei Monate bedingt. „Ich glaube, Sie sehen das zu lustig. Die Drohung war kein Kavaliersdelikt. Sie müssen sich um Ihre Sachen scheren. Und wenn es Ihre Mama ist, die Ihre Briefe liest“, meint die Richterin. Der Verurteilte akzeptiert. Und hofft: „Wenn ich so weiter verdiene, bin ich bald fertig mit dem Käse.“