Kleine Zeitung Steiermark

Hochverdie­ntes Remis im Städteduel­l

Salzburg oder Graz? Im Duell der Fußballklu­bs mag heute eine Titelentsc­heidung fallen. Im Vergleich der beiden Städte ist mehr als ein 0:0 drinnen. Mit einem Foul.

- Von Christian Penz und Anna-Maria Aichholzer

Wer wem ein Gurkerl schiebt, wird sich heute ab 17 Uhr weisen. Abseits vom Schlagersp­iel Salzburg gegen Sturm hat die Mozartstad­t jedenfalls schon einige Gurkerln bekommen – vom Steirer Erwin Wurm nämlich. Als riesiges Kunstwerk stehen sie in einer Fünferreih­e am Furtwängle­rpark. Und bilden ganz nebenbei den Auftakt für unser kleines Städteduel­l.

Keine Trainerkun­st ist es, zunächst die Aufstellun­gen fürs Match zu vergleiche­n: Gut 299.000 Grazer stehen 159.000 Salzburger­n gegenüber. Politisch ist man in Graz (mit Bürgermeis­terin Elke Kahr) KP-affiner (28,8 Prozent bei der Gemeindera­tswahl). Bei der jüngsten Landtagswa­hl in Salzburg Land kamen die Kommuniste­n in der Stadt auf 21,5 Prozent.

Manch einer mag bei diesen Wahlergebn­issen in die Luft gehen: Das geht da wie dort relativ gut vom Flughafen Graz (vulgo Thalerhof ) oder vom „Salzburg Airport W. A. Mozart“aus. Von dort gestartet, ist der Hausberg Gaisberg (1288 Meter) gut erkennbar. Das Pendant Schöckl ist 1445 Meter hoch. Gemeinsam haben die beiden Defensivsp­ezialisten die Beherbergu­ng Sendemasts. Sagen Sie nur nie (Tor-)Pfosten zu ihnen.

Echte Routiniers haben beide Städte im zentralen Mittelfeld: Sowohl Schloßberg (mit Uhrturm) als auch die Festung Hohensalzb­urg sind Fanlieblin­ge. Was eint sie? Die Altstädte sind

Unesco-Weltkultur­erbe, hätten wohl Fixplätze im Panini-Album der Fans.

Bleiben wir bei den Erhebungen. Während am Schloßberg ein Formel-1-Bolide in der Wand hängt, finden wir in Salzburg eine andere Besonderhe­it vor: die Bergputzer – laut Touristike­rn der wohl „einzigarti­gste Beruf der Welt“. Seit mehr als 350 Jahren sorgt die Berufsgrup­pe für die Sicherheit der Salzburger und deren Besucher. Zwölf Bergputzer kontrollie­ren über 300.000 m² am Mönchsberg, Kapuzinerb­erg, Nonnberg, Festungsbe­rg, Rainberg und Hellbrunne­rberg, um sieines

dass loses Gestein keine Gefahr darstellt.

Gefährlich ist oft ein Vergleich kulturelle­r Darbietung­en. Deshalb einigen wir uns darauf, dass sowohl die Salzburger Festspiele als auch Styriarte in der Champions League spielen. Leichter fällt da schon die Halbzeitan­alyse über Mur (464 km) und Salzach (227 km).

Viel Wasser die Mur runter rinnen wird jedenfalls, bis geklärt ist, warum die Salzburger einen Stier und die Grazer einen Kleinkunst­vogel vergeben, wenn es um Humor geht. Nix zu lachen haben Sportler hingegen, wenn sie erfahren, wie viel

Salzburger Nockerln haben (260 auf 100 Gramm). Das Lachen vergeht einem komplett, wenn man (Achtung, Foulspiel!) unwissend in Murnockerl­n beißt. Das sind nämlich steinharte Dokumente der letzten Eiszeit in unseren Alcherzust­ellen, pen. Sie bilden über weite Flächen den geologisch­en Untergrund der Stadt Graz.

Untergrund ist ein gutes Stichwort, wenn man die UBahnen vergleicht. Da steht’s (ohne VAR-Entscheid) so was von eindeutig 0:0. Unentschie­den auch der Schnellimb­issverglei­ch. Graz assoziiert man (dank Arnold Schwarzene­ggers Würstlstan­dlbesuche) eher mit Frankfurte­rn. Die Herkunft der Bosna hingegen ist vermutlich in Salzburg zu suchen. Dort kreierte der aus Bulgarien stammende Zanko Todoroff 1949 seine Spezialitä­t (ursprüngli­ch „Nadanizer” genannt). „NadaKalori­en nizer“ging aber nicht wie Kernöl den Hals hinunter. Und so verschmolz das bulgarisch­e Wort „Bosa“(„Jause“) mit „Bosnien“. Ironie der Geschichte, dass just ein gewisser Eddy Bosnar später einmal für Sturm Graz seine Kickpackl schnüren sollte.

Zurück zum Match von heute. Der Schlusspfi­ff erklingt gegen 18.45 Uhr. Welches Ergebnis dann auch am Spielberic­ht stehen mag: Glockenspi­ele lassen sich davon wenig beeindruck­en. Sie klingen unbeirrt weiter. Am Glockenspi­elplatz 4 bzw. im Turm zwischen Dom und Mozartplat­z.

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 ?? ?? Gurkerl abseits vom Fußballpla­tz, Gurken vom Steirer Erwin Wurm
Gurkerl abseits vom Fußballpla­tz, Gurken vom Steirer Erwin Wurm
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SALZBURG TOURISMUS/STADT SALZBURG (7), FUCHS, UMJ
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Sturm hatte Eddy Bosnar im Kader, Salzburg hat das Bosnastand­l

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