Hochverdientes Remis im Städteduell
Salzburg oder Graz? Im Duell der Fußballklubs mag heute eine Titelentscheidung fallen. Im Vergleich der beiden Städte ist mehr als ein 0:0 drinnen. Mit einem Foul.
Wer wem ein Gurkerl schiebt, wird sich heute ab 17 Uhr weisen. Abseits vom Schlagerspiel Salzburg gegen Sturm hat die Mozartstadt jedenfalls schon einige Gurkerln bekommen – vom Steirer Erwin Wurm nämlich. Als riesiges Kunstwerk stehen sie in einer Fünferreihe am Furtwänglerpark. Und bilden ganz nebenbei den Auftakt für unser kleines Städteduell.
Keine Trainerkunst ist es, zunächst die Aufstellungen fürs Match zu vergleichen: Gut 299.000 Grazer stehen 159.000 Salzburgern gegenüber. Politisch ist man in Graz (mit Bürgermeisterin Elke Kahr) KP-affiner (28,8 Prozent bei der Gemeinderatswahl). Bei der jüngsten Landtagswahl in Salzburg Land kamen die Kommunisten in der Stadt auf 21,5 Prozent.
Manch einer mag bei diesen Wahlergebnissen in die Luft gehen: Das geht da wie dort relativ gut vom Flughafen Graz (vulgo Thalerhof ) oder vom „Salzburg Airport W. A. Mozart“aus. Von dort gestartet, ist der Hausberg Gaisberg (1288 Meter) gut erkennbar. Das Pendant Schöckl ist 1445 Meter hoch. Gemeinsam haben die beiden Defensivspezialisten die Beherbergung Sendemasts. Sagen Sie nur nie (Tor-)Pfosten zu ihnen.
Echte Routiniers haben beide Städte im zentralen Mittelfeld: Sowohl Schloßberg (mit Uhrturm) als auch die Festung Hohensalzburg sind Fanlieblinge. Was eint sie? Die Altstädte sind
Unesco-Weltkulturerbe, hätten wohl Fixplätze im Panini-Album der Fans.
Bleiben wir bei den Erhebungen. Während am Schloßberg ein Formel-1-Bolide in der Wand hängt, finden wir in Salzburg eine andere Besonderheit vor: die Bergputzer – laut Touristikern der wohl „einzigartigste Beruf der Welt“. Seit mehr als 350 Jahren sorgt die Berufsgruppe für die Sicherheit der Salzburger und deren Besucher. Zwölf Bergputzer kontrollieren über 300.000 m² am Mönchsberg, Kapuzinerberg, Nonnberg, Festungsberg, Rainberg und Hellbrunnerberg, um sieines
dass loses Gestein keine Gefahr darstellt.
Gefährlich ist oft ein Vergleich kultureller Darbietungen. Deshalb einigen wir uns darauf, dass sowohl die Salzburger Festspiele als auch Styriarte in der Champions League spielen. Leichter fällt da schon die Halbzeitanalyse über Mur (464 km) und Salzach (227 km).
Viel Wasser die Mur runter rinnen wird jedenfalls, bis geklärt ist, warum die Salzburger einen Stier und die Grazer einen Kleinkunstvogel vergeben, wenn es um Humor geht. Nix zu lachen haben Sportler hingegen, wenn sie erfahren, wie viel
Salzburger Nockerln haben (260 auf 100 Gramm). Das Lachen vergeht einem komplett, wenn man (Achtung, Foulspiel!) unwissend in Murnockerln beißt. Das sind nämlich steinharte Dokumente der letzten Eiszeit in unseren Alcherzustellen, pen. Sie bilden über weite Flächen den geologischen Untergrund der Stadt Graz.
Untergrund ist ein gutes Stichwort, wenn man die UBahnen vergleicht. Da steht’s (ohne VAR-Entscheid) so was von eindeutig 0:0. Unentschieden auch der Schnellimbissvergleich. Graz assoziiert man (dank Arnold Schwarzeneggers Würstlstandlbesuche) eher mit Frankfurtern. Die Herkunft der Bosna hingegen ist vermutlich in Salzburg zu suchen. Dort kreierte der aus Bulgarien stammende Zanko Todoroff 1949 seine Spezialität (ursprünglich „Nadanizer” genannt). „NadaKalorien nizer“ging aber nicht wie Kernöl den Hals hinunter. Und so verschmolz das bulgarische Wort „Bosa“(„Jause“) mit „Bosnien“. Ironie der Geschichte, dass just ein gewisser Eddy Bosnar später einmal für Sturm Graz seine Kickpackl schnüren sollte.
Zurück zum Match von heute. Der Schlusspfiff erklingt gegen 18.45 Uhr. Welches Ergebnis dann auch am Spielbericht stehen mag: Glockenspiele lassen sich davon wenig beeindrucken. Sie klingen unbeirrt weiter. Am Glockenspielplatz 4 bzw. im Turm zwischen Dom und Mozartplatz.