Wer wie viel Platz auf der Straße braucht
Der Verkehr wächst, die Fläche aber nicht: Welche Konsequenzen sich aus Sicht der Verkehrsplanung daraus ergeben.
Es war ein Aha-Moment, der in vielen Gesichtern im Publikum ablesbar war. Im Zuge der hitzigen Bürgerversammlung um die Umwandlung der Marburger Straße in eine Fahrradstraße in Graz-St. Peter warf Wolfgang Feigl eine Folie an die Wand. Der Leiter der Verkehrsplanung der Stadt Graz zeigte, wie viel Platz im städtischen Alltag ein Auto braucht und wie viel ein Fahrrad – und die Diskrepanz brachte so manchen zum Staunen und Nachdenken: 140 Quadratmeter sind es, mit denen Verkehrsplaner für ein mit durchschnittlich 1,4 Personen besetztes Auto bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h rechnen. Ein Radfahrer, der mit 15 km/h unterwegs ist, braucht fünf Quadratmeter.
Verkehr ist immer auch eine Platzfrage, vor allem im urbanen Bereich. Und noch viel mehr in einer wachsenden Stadt wie Graz, die zu einem
NACHRICHTEN von den Pendlern lebt, die Tag für Tag in die Stadt kommen und dort arbeiten. Die Kurzformel: Der Verkehr wächst, die Fläche aber ist endlich. Die Folge sind Autofahrer, die im Stau stehen, und oft massive Konflikte zwischen einzelnen Verkehrsteilnehmern.
Die Verkehrsplaner wissen schon lange: Wenn die Planung wie in der Vergangenheit in erster Linie aufs Auto abgestellt wird, geht sich das nicht mehr aus. Die Idee der „autogerechten Stadt“haben die Planer längst als untauglich verworfen. Wer mehr Mobilität sicherstellen will, muss den flächeneffizienten Verkehrsmitteln Vorrang geben. Also dem öffentlichen Verkehr, dem Fahrrad und den Fußgängern mehr Platz einräumen – und dem Auto im Gegenzug weniger.
Bisher liefen diese Bemühungen unter dem Schlagwort „Verkehrsberuhigung“, „das ist aber ein falscher Begriff“, sagt
Auto bei 50 km/h mit 1,4 Personen
Feigl. „Es geht darum, dass immer mehr Menschen auf derselben Fläche mobil sein wollen. Und das geht leiser und sicherer, das müssen wir in unserer Verkehrsstrategie sicherstellen, die ja auch auf dem vom Gemeinderat beschlossenen Klimaschutzplan fußt.“
Feigl will aber mit einem Vorwurf aufräumen: dass dieser Ansatz sich gegen Autofahrer richten würde. „Nein, es geht um Wahlfreiheit. Die Wege in Graz sind oft kurz, dafür brauGutteil