Storytelling Festival
Das Austrian International Storytelling Festival findet von 23. Mai bis 2. Juli in Graz, Vorau, Bruck/ Mur und Bad Radkersburg statt. 50 Künstlerinnen und Künstler sind live zu erleben. Die Leitung des Festivals, das heuer in seiner 36. Auflage über die Bühne(n) geht, wurde von Gründer Folke Tegetthoff an Tochter Tessa Erker-Tegetthoff übergeben. Rafik Schami tritt am Freitag, 26. Mai, im Grazer Schauspielhaus eine poetische Reise an. www.storytellingfestival.at
kosmopolitisch-tolerante Syrien der 1950er-Jahre, das längst Vergangenheit ist. Wie sehen Sie die Zukunft des Landes?
Da ich an Wunder glaube, sehe ich in weiter Ferne einen zweiten großen zivilen Aufstand für Brot, Würde und Freiheit, für die Gleichstellung der Frau und die Anerkennung aller ethnischen Kulturen in Syrien. Wann das geschehen wird, weiß ich nicht, da Wunder den Termin ihrer Ankunft nicht nennen.
Sie haben in der Essaysammlung „Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick“ein düsteres Bild der arabischen Welt gezeichnet. Was sind die Hauptgründe für diese Düsternis?
Als erster Grund ist die Sippenherrschaft zu nennen, die in der Wüste ein notwendiges Überlebenssystem war und die heute die Araber fesselt. Sie erkennt weder Demokratie noch mo
derne Herrschaftssysteme an. In Arabien gibt es keine wahren Republiken oder Königreiche, sondern jeweils die Herrscher einer Sippe.
Sie mussten das Land 1971 verlassen, sind nach Deutschland gegangen und haben dort zunächst Chemie studiert. Was hat Sie zum Erzähler gemacht?
In mir leben seit meiner frühen Jugend zwei Seelen. Die eines Erzählers, der erlebt hat, was für eine Zauberwirkung es entwickelt, wenn die Erzähler/-innen und deren Geschichten gut sind. Meine erste Schulung fand im Innenhof unseres Hauses statt, wo Nachbar/-innen immer wieder Spannendes erzählten. Danach verfolgte ich mit meiner Mutter die Geschichten von „1001 Nacht“, die über zwei Jahre und acht Monate als Hörspiel im Radio gesendet wurden. Das war meine beste Schu