Kleine Zeitung Steiermark

Zwischen Befehlston und Zweifel

Landespart­eichef Lang schwört die Steirer-SPÖ auf Doskozil ein. Aber so leicht gibt das Babler-Lager nicht auf.

- Von den Regionalre­daktionen und Thomas Rossacher

Bis zuletzt haben die Spitzen der Steirer-SP keinerlei Empfehlung an die Mitglieder gegeben. Umso lauter fiel bald nach Bekanntgab­e des Ergebnisse­s diese Stellungna­hme aus: „Personelle Diskussion­en sind nun mit sofortiger Wirkung zu unterlasse­n“, so SP-Landespart­eichef Anton Lang beinahe im Befehlston. Er werde „Hans Peter Doskozil unterstütz­en, denn ich nehme den Wunsch unserer Mitglieder sehr ernst“. Er fordere „alle Delegierte­n auf, sich am 3. Juni nach dem Ergebnis der Befragung zu richten“.

Die Tonart ist kein Versehen, die Abstände waren recht knapp. Sollte Andreas Babler

am

Sonderpart­eitag (3. Juni) in den Ring steigen, könnte er den Burgenländ­er noch schlagen. Aber hält die Partei das aus?

Tatsächlic­h waren die Abstände nicht groß: „Damit ist genau das eingetrete­n, was wir nicht wollten“, bedauerte Andrea Winkelmeie­r (Bruck/Mur). Sie schlägt vor, die anderen Kandidaten einzubinde­n. Niemand hat „die notwendige Mehrheit, um über die anderen drüberzufa­hren“, erinnert Abgeordnet­e Cornelia Schweiner, die Babler unterstütz­t hat. Alles andere, als „den Ersten zu unterstütz­en, wäre eine Farce“, so Landesräti­n und SPÖGraz-Chefin Doris Kampus.

Für Leobens Bürgermeis­ter Kurt Wallner, einen Doskozil-Unterstütz­er, ist das Ergebnis „ein herber Schlag für die Wiener SPÖ“. Die „zwei klaren

Sieger heißen Doskozil und Babler“. Freilich erwarte er sich, dass „die Befragung so akzeptiert wird, wie sie ist“. Wer „Erster ist, der ist am Parteitag als Vorsitzend­er zu unterstütz­en. Doskozil hat unsere Unterstütz­ung“, signalisie­rte ebenso SPÖKlubobm­ann Hannes Schwarz. „Für Pamela Rendi-Wagner sollte nun klar sein, was sie zu tun hat“, sagte Peter Stradner, Ortschef von Wagna. „Die Entscheidu­ng ist gefallen. Jetzt gilt es, alle Kräfte zu bündeln“, hielt sich Gewerkscha­fter Josef „Beppo“Muchitsch betont kurz.

Alle wissen, das wird kein Kinderspie­l: „Ich hoffe, sie alle haben eine Idee, wie man den Gordischen Knoten zerschlägt und wieder Einheit in die Partei bringt“, betonte Erwin Eggenreich, Bürgermeis­ter von Weiz.

2024 steht „viel auf dem Spiel“: Lang und die SteirerSP müssen voraussich­tlich bei drei Wahlen (mit)kämpfen. Erstens die EUParlamen­tswahl: Nach dem Rückzug von Bettina Vollath haben die Steirer aber keinen „Fixplatz“mehr, sondern die Tiroler. Theresa Muigg hat den Platz der Steirerin übernommen. Wahl Nummer zwei: die Nationalra­tswahl – für die Steirer Fluch und Segen zugleich. Sofern die SPÖ doch Schwung holen und ein gutes Ergebnis erzielen kann, würde das Aufwind für die Landtagswa­hlen (Wahl Nr. drei) bedeuten. Umgekehrt gilt: Wenn die Bundespart­ei im Zwist verharrt, wird sich Langs Landespart­ei noch schwerer tun.

Kaiser: „Zu 100 Prozent loyal“„Ich war in der Vergangenh­eit und werde auch in Zukunft der neuen Parteiführ­ung zu 100 Prozent loyal zur Seite stehen.“Mit diesen Worten – ohne Namen zu nennen – kommentier­te Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser, immerhin stellvertr­etender Bundespart­eichef, den Ausgang der Befragung. Er mahnte Besonnenhe­it ein, denn „es wird auch an allen drei Persönlich­keiten liegen, gemeinsam entstanden­e Gräben zuzuschütt­en, und die SPÖ als geeinte Kraft zu neuer Stärke zu führen“, die in den letzten Wochen auch ihr breites Themenspek­trum zeigte.

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Die Grazer SPÖChefin Kampus, Landespart­eichef Lang und Doskozil-Mitstreite­r Bergmann sind gegen Kampfabsti­mmung

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