Zwischen Befehlston und Zweifel
Landesparteichef Lang schwört die Steirer-SPÖ auf Doskozil ein. Aber so leicht gibt das Babler-Lager nicht auf.
Bis zuletzt haben die Spitzen der Steirer-SP keinerlei Empfehlung an die Mitglieder gegeben. Umso lauter fiel bald nach Bekanntgabe des Ergebnisses diese Stellungnahme aus: „Personelle Diskussionen sind nun mit sofortiger Wirkung zu unterlassen“, so SP-Landesparteichef Anton Lang beinahe im Befehlston. Er werde „Hans Peter Doskozil unterstützen, denn ich nehme den Wunsch unserer Mitglieder sehr ernst“. Er fordere „alle Delegierten auf, sich am 3. Juni nach dem Ergebnis der Befragung zu richten“.
Die Tonart ist kein Versehen, die Abstände waren recht knapp. Sollte Andreas Babler
am
Sonderparteitag (3. Juni) in den Ring steigen, könnte er den Burgenländer noch schlagen. Aber hält die Partei das aus?
Tatsächlich waren die Abstände nicht groß: „Damit ist genau das eingetreten, was wir nicht wollten“, bedauerte Andrea Winkelmeier (Bruck/Mur). Sie schlägt vor, die anderen Kandidaten einzubinden. Niemand hat „die notwendige Mehrheit, um über die anderen drüberzufahren“, erinnert Abgeordnete Cornelia Schweiner, die Babler unterstützt hat. Alles andere, als „den Ersten zu unterstützen, wäre eine Farce“, so Landesrätin und SPÖGraz-Chefin Doris Kampus.
Für Leobens Bürgermeister Kurt Wallner, einen Doskozil-Unterstützer, ist das Ergebnis „ein herber Schlag für die Wiener SPÖ“. Die „zwei klaren
Sieger heißen Doskozil und Babler“. Freilich erwarte er sich, dass „die Befragung so akzeptiert wird, wie sie ist“. Wer „Erster ist, der ist am Parteitag als Vorsitzender zu unterstützen. Doskozil hat unsere Unterstützung“, signalisierte ebenso SPÖKlubobmann Hannes Schwarz. „Für Pamela Rendi-Wagner sollte nun klar sein, was sie zu tun hat“, sagte Peter Stradner, Ortschef von Wagna. „Die Entscheidung ist gefallen. Jetzt gilt es, alle Kräfte zu bündeln“, hielt sich Gewerkschafter Josef „Beppo“Muchitsch betont kurz.
Alle wissen, das wird kein Kinderspiel: „Ich hoffe, sie alle haben eine Idee, wie man den Gordischen Knoten zerschlägt und wieder Einheit in die Partei bringt“, betonte Erwin Eggenreich, Bürgermeister von Weiz.
2024 steht „viel auf dem Spiel“: Lang und die SteirerSP müssen voraussichtlich bei drei Wahlen (mit)kämpfen. Erstens die EUParlamentswahl: Nach dem Rückzug von Bettina Vollath haben die Steirer aber keinen „Fixplatz“mehr, sondern die Tiroler. Theresa Muigg hat den Platz der Steirerin übernommen. Wahl Nummer zwei: die Nationalratswahl – für die Steirer Fluch und Segen zugleich. Sofern die SPÖ doch Schwung holen und ein gutes Ergebnis erzielen kann, würde das Aufwind für die Landtagswahlen (Wahl Nr. drei) bedeuten. Umgekehrt gilt: Wenn die Bundespartei im Zwist verharrt, wird sich Langs Landespartei noch schwerer tun.
Kaiser: „Zu 100 Prozent loyal“„Ich war in der Vergangenheit und werde auch in Zukunft der neuen Parteiführung zu 100 Prozent loyal zur Seite stehen.“Mit diesen Worten – ohne Namen zu nennen – kommentierte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, immerhin stellvertretender Bundesparteichef, den Ausgang der Befragung. Er mahnte Besonnenheit ein, denn „es wird auch an allen drei Persönlichkeiten liegen, gemeinsam entstandene Gräben zuzuschütten, und die SPÖ als geeinte Kraft zu neuer Stärke zu führen“, die in den letzten Wochen auch ihr breites Themenspektrum zeigte.