Kleine Zeitung Steiermark

„Es gibt dort doch keinen Schutzweg“

Unfall direkt auf Zebrastrei­fen: 88-Jähriger fuhr mit seinem Auto drei Kinder an, verletzte sie teils schwer.

- Christian Penz

Die Tragweite des Vorfalls ist dem Pensionist­en bis heute nicht wirklich bewusst: „Ich habe keine Kinder gesehen. Es fiel eine Wasserflas­che auf mein Auto – die Windschutz­scheibe war dann kaputt“, beschwört der 88-Jährige am Grazer Straflande­sgericht. – „Das war keine Flasche. Sie haben ein Kind angefahren“, entgegnet Staatsanwä­ltin Gudrun Jakopic.

Der Oststeirer ist wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung angeklagt. Drei Schüler hat er mit seinem Wagen erfasst – auf einem Schutzweg. „Haben Sie den Radfahrer, der vor dem Zebrastrei­fen angehalten hat, überholt?“, fragt Richterin Michaela Lapanje den Beschuldig­ten. – „Es gibt dort keinen Schutzweg“, beharrt der 88-Jährige. Eine Nachschau auf Google Maps beweist das Gegenteil, am Unfallort befanden und befinden sich eindeutig weiße Streifen auf der Fahrbahn. „Was sagen Sie jetzt dazu?“, fragt die Vorsitzend­e. – „Es gibt dort doch keinen Schutzweg ...“

„Sind Sie nie auf die Idee gekommen, dass die kaputte Windschutz­scheibe daher rührt, dass Sie ein Kind angefahren haben?“, bohrt die Staatsanwä­ltin nach. Der Pensionist bleibt dabei, nichts mitbekomme­n zu haben. Aber: „Ich hab das Auto ein paar Meter weiter abgestellt. Und geschaut. Aber da waren keine Kinder. Auch nicht am Boden.“

„Drei von vier Kindern hat er mit seinem Auto erwischt“, entgegnet ein Zeuge. „Sie sind durch die Luft geflogen.“er Verteidige­r meint, die Karriere als Lenker sei für seinen Mandanten beendet. „Der Führersche­in wurde ihm abgenommen. Er hat sein Auto verkauft. Und er weiß, dass es besser ist, wenn er nicht mehr fährt.“Der 88-Jährige hält sich nicht ans Drehbuch: „Wenn ich ihn leicht zurückbeko­mme, nehme ich ihn schon wieder.“Ein Gutachten über die Verletzung­en ist notwendig – vertagt.

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