„Es gibt dort doch keinen Schutzweg“
Unfall direkt auf Zebrastreifen: 88-Jähriger fuhr mit seinem Auto drei Kinder an, verletzte sie teils schwer.
Die Tragweite des Vorfalls ist dem Pensionisten bis heute nicht wirklich bewusst: „Ich habe keine Kinder gesehen. Es fiel eine Wasserflasche auf mein Auto – die Windschutzscheibe war dann kaputt“, beschwört der 88-Jährige am Grazer Straflandesgericht. – „Das war keine Flasche. Sie haben ein Kind angefahren“, entgegnet Staatsanwältin Gudrun Jakopic.
Der Oststeirer ist wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Drei Schüler hat er mit seinem Wagen erfasst – auf einem Schutzweg. „Haben Sie den Radfahrer, der vor dem Zebrastreifen angehalten hat, überholt?“, fragt Richterin Michaela Lapanje den Beschuldigten. – „Es gibt dort keinen Schutzweg“, beharrt der 88-Jährige. Eine Nachschau auf Google Maps beweist das Gegenteil, am Unfallort befanden und befinden sich eindeutig weiße Streifen auf der Fahrbahn. „Was sagen Sie jetzt dazu?“, fragt die Vorsitzende. – „Es gibt dort doch keinen Schutzweg ...“
„Sind Sie nie auf die Idee gekommen, dass die kaputte Windschutzscheibe daher rührt, dass Sie ein Kind angefahren haben?“, bohrt die Staatsanwältin nach. Der Pensionist bleibt dabei, nichts mitbekommen zu haben. Aber: „Ich hab das Auto ein paar Meter weiter abgestellt. Und geschaut. Aber da waren keine Kinder. Auch nicht am Boden.“
„Drei von vier Kindern hat er mit seinem Auto erwischt“, entgegnet ein Zeuge. „Sie sind durch die Luft geflogen.“er Verteidiger meint, die Karriere als Lenker sei für seinen Mandanten beendet. „Der Führerschein wurde ihm abgenommen. Er hat sein Auto verkauft. Und er weiß, dass es besser ist, wenn er nicht mehr fährt.“Der 88-Jährige hält sich nicht ans Drehbuch: „Wenn ich ihn leicht zurückbekomme, nehme ich ihn schon wieder.“Ein Gutachten über die Verletzungen ist notwendig – vertagt.
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