„Die Grazer Oper sägt am Fundament“
Mögliches Aus für die Ballettschule sorgt für Neos-Kritik./ Ehre für Neuwirth und Brus.
Eine langjährige Tradition steht vor dem Aus: Anfang Mai wurden die Schülerinnen der Grazer Opernballettschule und deren Eltern darüber informiert, dass die Ausbildung mit Ende des Schuljahres eingestellt wird. Lange Zeit war die Ballettschule der Grazer Oper das Herzensprojekt der früheren Primaballerina
Diana Ungureanu, Beate Vollack
führte es in veränderter Form weiter – nun, mit Vollacks Ablöse durch den neuen Ballettchef wird die Ballettschule als Bildungseinrichtung aufgelöst.
Der Grazer NeosChef will nun für den Fortbestand der Traditionseinrichtung kämpfen: „Mit dieser Entscheidung sägt die Grazer Oper am Fundament ihres eigenen Hauses“, sagt der Dirigent, der selbst schon etliche Ballettaufführungen dirigiert hat. Eine Petition wurde in den vergangenen Tagen von mehr als 250 Menschen unterzeichnet, am Donnerstag wird man einen Dringlichen Antrag im Gemeinderat einbringen. Dabei geht es einerseits um den Erhalt einer Ballettschule direkt an der Grazer Oper – „die Anbindung an das Haus ist ganz wichtig, weil nur hier die Elevinnen direkt in Produktionen mitwirken und so Bühnenerfahrung sammeln können“, sagt Pointner.
Andererseits will man erwirken, dass das Kulturamt und die Abteilung für Bildung und Integration ein Konzept für eine noch weiter professionalisierte Tanzausbildung in Graz entwickeln, die den Erfordernissen des internationalen Markts genügt. Pointner: „Wir denken dabei an Ballett, aber auch an andere Arten von Tanz wie etwa unsere höchst erfolgreichen Hip-Hop-Tänzerinnen.“unst ist auch zentrales Thema jener außerordentlichen Sitzung, die Donnerstagvormittag im Rathaus noch vor dem „Treffen“der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte über die festliche Bühne geht: Denn sowohl
als auch erhalten den Ehrenring der Landeshauptstadt. Neuwirth (54) machte sich als Komponistin wie Autorin einen Namen und ist nicht zuletzt wegen ihrer Zusammenarbeit mit Literaturnobelpreisträgerin
(„Lost Highway“) bekannt. Brus wiederum prägt bis heute als Aktionskünstler und Literat die Szene.
K
Der Grazer Krauthäuptel macht das Kraut auch nicht mehr fett – im Notfall, wenn eine massive Krise die Grenzen dichtmacht. Die Pandemie sowie der UkraineKrieg führten schmerzhaft vor Augen, wie sehr auch unsere Mittel zum Leben auf Import fußen. Das größte Problem: Laut Experten könne man sich das mit dem „wir wollen nichts verschreien“sparen – denn Krisenszenario drei, der Klimawandel, komme so oder so.
Also steuert die Stadt Graz gegen und arbeitet an einer „Lebensmittelstrategie“. Um mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen (das Klima durch kurze Transportwege schonen, Bodenressourcen sichern, den Wirtschaftsstandort stärken), werden Hirnschmalz und Geld investiert. Bei der Umsetzung fokussiert man sich auf den Ausbau der Selbstversorgung im Großraum Graz – samt iTüpferl-Ziel: Wie schafft man es, dass 30 Prozent der benötigten Lebensmittel schon im Jahr 2030 aus einem Umkreis von 30 Kilometern kommen?
Hier greift die Stadt auf eine Studie der FH Joanneum zurück: 2018 ging man davon aus, dass in der „Region“Großraum Graz, Weiz, Südoststeiermark, Leibnitz, Deutschlandsberg und Voitsberg der Obstkorb nie leer wird – dass man
Selbstversorgung:
aber bei Gemüse/ Hülsenfrüchten nur zu 16 Prozent den aktuellen Bedarf selbst decken könnte. Und bei Fleisch nur zu 20 Prozent (siehe Grafik). Binnen zehn Jahren ist im Großraum Graz nicht nur die Zahl der Bauernhöfe massiv zurückgegangen, sondern auch die „natürliche“Bodennutzung: Zwischen den Jahren 2010 und 2020 schrumpfte allein in Graz die „landwirtschaftlich genutzte Fläche“um rund 600 Hektar. Also will die Stadt – basierend auf einem Gemeinderatsbeschluss und getragen von den Stadträten Kurt Hohensinner und Günter Riegler – ausreichend regionale, leistbare Schmankerln sicherstellen: „Die Optimierung des Systems ist auch ein Wettbewerbsfaktor des Wirtschaftsstandortes.“Dazu will man nicht nur das Land, die Landwirtschaftskammer und „Stakeholder“wie Handelsketten miteinbeziehen – sondern auch „Steak-Holder“, damit also mehr Gemüse gegessen wird, ist doch „die Beeinflussung der Nachfrage durch eine veränderte Ernährungspyramide“Teil der Grazer Strategie. Denn umgelegt auf die von Experten empfohlene Reduktion des Fleischkonsums bedeutet die erwähnte Selbstversorgung über 20 Prozent, dass man 67 Prozent des „echten“Fleischbedarfs regional abdeckt.