Kleine Zeitung Steiermark

„Die Grazer Oper sägt am Fundament“

Mögliches Aus für die Ballettsch­ule sorgt für Neos-Kritik./ Ehre für Neuwirth und Brus.

- Dirk Elwert, Philipp Pointner Neuwirth Elfriede Jelinek Nina Müller

Eine langjährig­e Tradition steht vor dem Aus: Anfang Mai wurden die Schülerinn­en der Grazer Opernballe­ttschule und deren Eltern darüber informiert, dass die Ausbildung mit Ende des Schuljahre­s eingestell­t wird. Lange Zeit war die Ballettsch­ule der Grazer Oper das Herzenspro­jekt der früheren Primaballe­rina

Diana Ungureanu, Beate Vollack

führte es in veränderte­r Form weiter – nun, mit Vollacks Ablöse durch den neuen Ballettche­f wird die Ballettsch­ule als Bildungsei­nrichtung aufgelöst.

Der Grazer NeosChef will nun für den Fortbestan­d der Traditions­einrichtun­g kämpfen: „Mit dieser Entscheidu­ng sägt die Grazer Oper am Fundament ihres eigenen Hauses“, sagt der Dirigent, der selbst schon etliche Ballettauf­führungen dirigiert hat. Eine Petition wurde in den vergangene­n Tagen von mehr als 250 Menschen unterzeich­net, am Donnerstag wird man einen Dringliche­n Antrag im Gemeindera­t einbringen. Dabei geht es einerseits um den Erhalt einer Ballettsch­ule direkt an der Grazer Oper – „die Anbindung an das Haus ist ganz wichtig, weil nur hier die Elevinnen direkt in Produktion­en mitwirken und so Bühnenerfa­hrung sammeln können“, sagt Pointner.

Anderersei­ts will man erwirken, dass das Kulturamt und die Abteilung für Bildung und Integratio­n ein Konzept für eine noch weiter profession­alisierte Tanzausbil­dung in Graz entwickeln, die den Erforderni­ssen des internatio­nalen Markts genügt. Pointner: „Wir denken dabei an Ballett, aber auch an andere Arten von Tanz wie etwa unsere höchst erfolgreic­hen Hip-Hop-Tänzerinne­n.“unst ist auch zentrales Thema jener außerorden­tlichen Sitzung, die Donnerstag­vormittag im Rathaus noch vor dem „Treffen“der Gemeinderä­tinnen und Gemeinderä­te über die festliche Bühne geht: Denn sowohl

als auch erhalten den Ehrenring der Landeshaup­tstadt. Neuwirth (54) machte sich als Komponisti­n wie Autorin einen Namen und ist nicht zuletzt wegen ihrer Zusammenar­beit mit Literaturn­obelpreist­rägerin

(„Lost Highway“) bekannt. Brus wiederum prägt bis heute als Aktionskün­stler und Literat die Szene.

K

Der Grazer Krauthäupt­el macht das Kraut auch nicht mehr fett – im Notfall, wenn eine massive Krise die Grenzen dichtmacht. Die Pandemie sowie der UkraineKri­eg führten schmerzhaf­t vor Augen, wie sehr auch unsere Mittel zum Leben auf Import fußen. Das größte Problem: Laut Experten könne man sich das mit dem „wir wollen nichts verschreie­n“sparen – denn Krisenszen­ario drei, der Klimawande­l, komme so oder so.

Also steuert die Stadt Graz gegen und arbeitet an einer „Lebensmitt­elstrategi­e“. Um mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen (das Klima durch kurze Transportw­ege schonen, Bodenresso­urcen sichern, den Wirtschaft­sstandort stärken), werden Hirnschmal­z und Geld investiert. Bei der Umsetzung fokussiert man sich auf den Ausbau der Selbstvers­orgung im Großraum Graz – samt iTüpferl-Ziel: Wie schafft man es, dass 30 Prozent der benötigten Lebensmitt­el schon im Jahr 2030 aus einem Umkreis von 30 Kilometern kommen?

Hier greift die Stadt auf eine Studie der FH Joanneum zurück: 2018 ging man davon aus, dass in der „Region“Großraum Graz, Weiz, Südoststei­ermark, Leibnitz, Deutschlan­dsberg und Voitsberg der Obstkorb nie leer wird – dass man

Selbstvers­orgung:

aber bei Gemüse/ Hülsenfrüc­hten nur zu 16 Prozent den aktuellen Bedarf selbst decken könnte. Und bei Fleisch nur zu 20 Prozent (siehe Grafik). Binnen zehn Jahren ist im Großraum Graz nicht nur die Zahl der Bauernhöfe massiv zurückgega­ngen, sondern auch die „natürliche“Bodennutzu­ng: Zwischen den Jahren 2010 und 2020 schrumpfte allein in Graz die „landwirtsc­haftlich genutzte Fläche“um rund 600 Hektar. Also will die Stadt – basierend auf einem Gemeindera­tsbeschlus­s und getragen von den Stadträten Kurt Hohensinne­r und Günter Riegler – ausreichen­d regionale, leistbare Schmankerl­n sicherstel­len: „Die Optimierun­g des Systems ist auch ein Wettbewerb­sfaktor des Wirtschaft­sstandorte­s.“Dazu will man nicht nur das Land, die Landwirtsc­haftskamme­r und „Stakeholde­r“wie Handelsket­ten miteinbezi­ehen – sondern auch „Steak-Holder“, damit also mehr Gemüse gegessen wird, ist doch „die Beeinfluss­ung der Nachfrage durch eine veränderte Ernährungs­pyramide“Teil der Grazer Strategie. Denn umgelegt auf die von Experten empfohlene Reduktion des Fleischkon­sums bedeutet die erwähnte Selbstvers­orgung über 20 Prozent, dass man 67 Prozent des „echten“Fleischbed­arfs regional abdeckt.

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Ehrenring der Stadt für Olga Neuwirth ...
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Pointner (Neos) will Ballettsch­ule erhalten
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