Wo Gartenmöbel am Dorfplatz landen
Gegenstände am Dorfplatz, Männer aus Stroh – viele Pfingstbräuche sind in den vergangenen Jahren verschwunden, in Weinburg am Saßbach hält man sie am Leben.
In der Nacht vom Pfingstsamstag auf den Pfingstsonntag ist man in vielen Orten gut beraten, wenn man alle Türen und Tore versperrt und keine Gegenstände vor dem Haus liegen lässt. In Weinburg am Saßbach ziehen zu später Nachtstunde die jungen Burschen und Mädchen der Dorfgemeinschaft durch den Ort, um bei all jenen Sachen „auszuziehen“und auf den Dorfplatz zu tragen, die zuvor vergessen haben, eine kleine Spende für die Dorfjugend zu entrichten oder für sie Getränke bereitzustellen.
In den letzten Jahren hat dieser alte Brauch, bei dem man auch auf gewisse Missstände oder auf Wünsche der Dorfbewohner hinweisen will, gemäßigtere Formen angenommen. Dass dabei ein alter hölzerner Fuhrwagen aus der Tenne zum Dorfplatz gezogen wird, wovon sich die regionale Weinburger Brauchbezeichnung des Wagenziehens ableitet, gehört zu den harmlosen Scherzen. Vor längerer Zeit war es sogar übdass ein Holzleiterwagen auf das Dach eines Wirtschaftsgebäudes gezogen und dort mit Rindermist beladen wurde.
ist nicht der einzige Brauch, der zu Pfingsten gelebt wird oder wurde. Nicht mehr gebräuchlich ist heutzutage der sogenannte „Pfingstlotta“, eine mit Stroh ausgestopfte, bekleidete Männergestalt, die früher Mädchen, die nicht zum Heiraten kamen, vor das Fenster ihrer Zimmer gestellt wurde. Es konnte sogar vorkommen, dass einem habgierigen Pfarrer eine solche Puppe mit einem Beutel in der Hand vor die Kirchen- oder Pfarrhoftür gestellt wurde. Wie Walter Feldbacher aus Weinburg erzählt, schreiben heute die Pfingstburschen und -mädchen mit Kalk auch Wünsche der Ortsbevölkerung auf die Straßen – „Dorf sucht Wirt“wird dann auf den Asphalt geschrieben.
Wer am Pfingstsonntag in der Früh als letzte Person aus dem Bett steigt, wurde als sogenann
Doch das Wagenziehen
te „Pfingstlucke“bezeichnet. Bei der „Pfingstlucke“handelt es sich um einen Blumenstrauß aus Margariten, der vereinzelt der schlafenden Person leise ins Bett gelegt wird. Besondere Langschläfer bekamen dieses Blumensträußchen mit einigen Brennnesseln ergänzt ins Bett. Aus Pirching am Traubenberg ist bekannt, dass man Langschläfer mit einem Brennnesselbuschen aus dem Bett jagte. Den Nachbarn hat man, abhänlich, gig vom nachbarschaftlichen Verhältnis, entweder einen Pfingstrosen- oder Brennnesselstrauß an die Tür gebunden. Trauten sich junge Burschen außerdem nicht, ein Mädchen anzusprechen, flochten sie einen „Pfingstluck’nkranz“aus Margariten und legten diesen zu später Stunde vor der Tür oder dem Fenster von heimlich Verehrten ab. Leider blieb dabei der unbekannte Verehrer so für das Mädchen unbekannt und
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der „Pfingstluck’nkranz“ohne Wirkung.
Völlig abgekommen ist der Brauch, dass man zu Pfingsten Glückwunsch- und Grußkarten an Freunde und Verwandte versendet. Die „Junge Gemeinschaft Weinburg“bemüht sich unterdessen, durch verschiedene Aktivitäten das alte Brauchtum in der Gemeinde aufrechtzuerhalten, was auch wesentlich zur Stärkung der Dorfgemeinschaft beiträgt.