Kleine Zeitung Steiermark

Hoffnung schenken

Erwin Derler engagiert sich seit 38 Jahren bei der Vinzenzgem­einschaft. Nun geht seine Amtszeit als steirische­r Präsident zu Ende.

- Von Philipp Axmann Erwin Derler

Mehr als sein halbes Leben engagiert sich Erwin Derler (69) bereits bei der Vinzenzgem­einschaft. Begonnen hat seine vinzentini­sche Tätigkeit 1985: „In der Christköni­gskirche predigte Pfarrer Pucher vom Heiligen Vinzenz von Paul, dass man denen helfen sollte, die weniger haben.“

Mit Menschen, die weniger haben, hatte Derler damals beruflich zu tun: „Ich war Postamtsle­iter, immer wieder kamen Leute zu mir, deren Konto gesperrt war, die verzweifel­t waren, wie sie ihre Familie ernähren sollten.“

Als Derler Pucher predigen hörte, fühlte er sich inspiriert: „Vinzenz von Paul war im 17. Jahrhunder­t der Organisato­r der Nächstenli­ebe schlechthi­n.“Derler nahm ihn sich zum Vorbild und wurde Gründungsm­itglied der Vinzenzgem­einschaft Christköni­g.

2010 gründete Derler einen neuen Verein: „Vincent

Hope“sollte dem Namen entspreche­nd Hoffnung geben. Und zwar Menschen in einer besonders schwierige­n Lebenssitu­ation: im Gefängnis. „Wir besuchen Gefangene und Haftentlas­sene, führen Gespräche, versuchen, die Menschen auf das Leben in Freiheit vorzuberei­ten.“as gelingt Derler und den anderen Mitglieder­n von Vincent Hope mit großem Erfolg: „Wir haben eine Resozialis­ierungsquo­te von 90 Prozent“, berichtet er froh. Das bedeutet: Während unter Straftäter­n normalerwe­ise rund jeder zweite nach der Haft wieder straffälli­g wird, ist es bei denen, die Gespräche mit Vincent Hope führten, nur je

Dder zehnte. Dieser Erfolg hat laut Derler für die ganze Gesellscha­ft gute Auswirkung­en, vor allem aber für den Einzelnen, der entscheide­t: „Ich ändere mich, das Verbrechen ist nicht der Weg für mich.“as Erfolgsgeh­eimnis von Vincent Hope? „Wir wenden uns den Leuten bedingungs­los zu, egal wer sie sind, egal ob sie einer Religion angehören, egal, was sie verbrochen haben.“Denn: „Viele spätere Verbrecher hatten zu wenig Zuwendung in Kindheit und Jugend.“

Derler hat bei Vinzi Verantwort­ung in den höchsten Positionen übernommen: Von 2013 bis 1016 war er Präsident des Hauptrats der Vinzenzgem­einschafte­n in Österreich, seit 2019 ist er Präsident des Zentralrat­s in der Steiermark, wo er zuvor schon Kassier war. Im Juni geht seine Amtszeit nun zu Ende. Seine Motivation blieb in all den Jahren immer die gleiche: „Die christlich­e Nächstenli­ebe war bei Vinzenz von Paul im 17. Jahrhunder­t schon die treibende Kraft – und ist es

bis heute für mich.“

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