Hoffnung schenken
Erwin Derler engagiert sich seit 38 Jahren bei der Vinzenzgemeinschaft. Nun geht seine Amtszeit als steirischer Präsident zu Ende.
Mehr als sein halbes Leben engagiert sich Erwin Derler (69) bereits bei der Vinzenzgemeinschaft. Begonnen hat seine vinzentinische Tätigkeit 1985: „In der Christkönigskirche predigte Pfarrer Pucher vom Heiligen Vinzenz von Paul, dass man denen helfen sollte, die weniger haben.“
Mit Menschen, die weniger haben, hatte Derler damals beruflich zu tun: „Ich war Postamtsleiter, immer wieder kamen Leute zu mir, deren Konto gesperrt war, die verzweifelt waren, wie sie ihre Familie ernähren sollten.“
Als Derler Pucher predigen hörte, fühlte er sich inspiriert: „Vinzenz von Paul war im 17. Jahrhundert der Organisator der Nächstenliebe schlechthin.“Derler nahm ihn sich zum Vorbild und wurde Gründungsmitglied der Vinzenzgemeinschaft Christkönig.
2010 gründete Derler einen neuen Verein: „Vincent
Hope“sollte dem Namen entsprechend Hoffnung geben. Und zwar Menschen in einer besonders schwierigen Lebenssituation: im Gefängnis. „Wir besuchen Gefangene und Haftentlassene, führen Gespräche, versuchen, die Menschen auf das Leben in Freiheit vorzubereiten.“as gelingt Derler und den anderen Mitgliedern von Vincent Hope mit großem Erfolg: „Wir haben eine Resozialisierungsquote von 90 Prozent“, berichtet er froh. Das bedeutet: Während unter Straftätern normalerweise rund jeder zweite nach der Haft wieder straffällig wird, ist es bei denen, die Gespräche mit Vincent Hope führten, nur je
Dder zehnte. Dieser Erfolg hat laut Derler für die ganze Gesellschaft gute Auswirkungen, vor allem aber für den Einzelnen, der entscheidet: „Ich ändere mich, das Verbrechen ist nicht der Weg für mich.“as Erfolgsgeheimnis von Vincent Hope? „Wir wenden uns den Leuten bedingungslos zu, egal wer sie sind, egal ob sie einer Religion angehören, egal, was sie verbrochen haben.“Denn: „Viele spätere Verbrecher hatten zu wenig Zuwendung in Kindheit und Jugend.“
Derler hat bei Vinzi Verantwortung in den höchsten Positionen übernommen: Von 2013 bis 1016 war er Präsident des Hauptrats der Vinzenzgemeinschaften in Österreich, seit 2019 ist er Präsident des Zentralrats in der Steiermark, wo er zuvor schon Kassier war. Im Juni geht seine Amtszeit nun zu Ende. Seine Motivation blieb in all den Jahren immer die gleiche: „Die christliche Nächstenliebe war bei Vinzenz von Paul im 17. Jahrhundert schon die treibende Kraft – und ist es
bis heute für mich.“
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