Erinnerungen an eine Grenzgängerin
Zum 100er von Inge Morath widmet sich eine kleine Schau ihrem Projekt „Grenz.Räume“.
Das Bild war schon leicht verwackelt, und die dramatische Bedeutung des Satzes, die wurde Regina Strassegger erst viel später bewusst: „Das Bild mache ich noch, und dann gehe ich“, sagte Inge Morath 2001 beim letzten Drehbesuch in der Südsteiermark. Was Morath damals längst wusste: Sie hatte nicht mehr lange zu leben. Im Jänner 2002 starb sie.
Dieses Bild ist, wie Dutzende andere, in einer kleinen, aber dichten Fotoinstallation im Foyer des Grazer Kunsthauses zu sehen. Es sind jene Fotografien, die die MagnumFotografin mit Grazer Wurzeln für das multimediale Projekt „Grenz.Räume“für die Kulturhauptstadt 2003 machte. Mehrfach war Morath mit der Dokumentarfilmerin und Projektinitiatorin Regina Strassegger in der südsteirischen Grenzregion unterwegs – für Morath „das Paradies ihrer Kindheit“. Es war ein Ausloten von Grenzen aller Art: von physischen, aber auch von gedachten Grenzen, die sich über die Jahre in den Köpfen der Menschen festgesetzt hatten.
Es war nicht mehr das Paradies ihrer Kindheit, das Morath vorfand, wie Strassegger erzählt. Vielmehr zeugen die Bilder von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Grenzraum. Mit der familiären Geschichte während der NS-Zeit wollte sie sich nicht beschäftigen, „das war ihr zu politisch“. Was Morath aber mit ihrem untrüglichen Blick einfing, waren persönliche Grenzgänge – nicht zuletzt ihr eigener.
Die 2002 verstorbene Fotografin hätte vergangene Woche ihren 100. Geburtstag gefeiert. Für Strassegger ein guter Anlass, um die Idee des damaligen Projektes mit dem Blick von heute zu betrachten: Wo haben sich Grenzen aufgelöst, wo sind neue entstanden oder wo sind alte wieder neu erstarkt?
Susanne Rakowitz „Tiefen. Schärfe im Grenz.Raum. In Memoriam Inge Morath 2023“, Foyer Kunsthaus Graz bis 25. Juni. museum-joanneum.at
schied. Denn Willibald Oberzaucher, pensionierter Gesangslehrer und Chorstimmbildner an der Musikuniversität Graz, der acht Jahre hindurch den gemischten Volksliedchor geleitet hat, dirigiert die Seinen zum letzten Mal.
Grazer Klangbogen: 4. Juni, 18 Uhr, Minoritensaal Graz. grazer-klangbogen.at