Ich würde mir von der Politik etwas mehr Zurückhaltung wünschen.
es gut, dass junge Leute demonstrieren, und ich finde es super, dass die Jugend politisiert ist. Im Endeffekt geht es darum, dass man auf das Klima aufpasst. Aber ich glaube gleichzeitig, dass die Autoindustrie diesen Druck schon länger gespürt hat und extrem darauf hinarbeitet. Man muss es in diesem Gleichgewicht sehen. Auf der einen Seite den technischen Fortschritt und weiterhin die technischen Möglichkeiten zu schaffen, dass man sich individuell fortbewegen kann. Und auf der anderen Seite immer mehr auf die Natur zu achten. Das ist unabdingbar. Und extrem wichtig. Ich glaube, wir sehen das alle so.
Auf die Natur zu achten, ist sicher richtig. Aber die Politik! Ich würde mir von der Politik etwas mehr Zurückhaltung wünschen. Und nicht so viele Vorschriften, was man alles darf und über was man alles gar nicht nachdenken darf. Ich glaube, es gibt genügend Experten und Fachleute, die neue Dinge und Wege finden. Ich bleibe beim E-Fuel. Das ist ja nicht etwas, was der Elektrifizierung schadet, sondern ergänzt. Man könnte mit den E-Fuels bestehende Verbrennerautos fahren und dabei weniger CO2 ausstoßen. Und damit ist das keine Konkurrenz zu den elektrischen Autos.
Und Fliegen zum Beispiel. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir nachhaltig fliegen können in Zukunft. Ich kann mir schwer vorstellen, wie tonnenschwere Batterien in den Tragflächen der Flugzeuge eingebaut werden sollen. Die Zukunft verlangt, noch raffinierter daran zu arbeiten, wie man sich von A nach B bewegen und wie man das klimaneutral machen kann.
Kann man sich aus Ihrer Sicht eine Welt ohne Autos überhaupt vorstellen? Etwa, dass wir uns nur noch in öffentlichen, autonomen Fahrzeugen bewegen?
Ich habe Architektur studiert, da geht es auch stark darum, wie man Orte gestaltet. Es gibt in den Städten Bereiche – wie in Wien – wo man miteinander auf der Straße ist, also Fußgänger, Fahrrad- genauso wie Autofahrer. Dann hat man wieder Bereiche, wo das Auto ganz weg ist. Auch das wird sich weiterentwickeln. Eine Zukunft ohne Auto kann ich mir nur schwer vorstellen. Wie soll das im ländlichen Gebieten funktionieren, wie für Pendler? Je besser man das Angebot für öffentliche Verkehrsmittel gestaltet, desto mehr werden Menschen darauf zurückgreifen.
Ich bin da nicht objektiv. Dass ausgerechnet zum Beispiel die Stadt Stuttgart, wo Bosch, Daimler oder Porsche zu Hause sind, dass man dort die Autofahrer aus der Stadt ausschließt, während der öffentliche Verkehr nicht genügend bietet! Das ist so ähnlich wie die Diskussion um E-Fuels. Dinge einfach anzuordnen, das hat dann so zu geschehen – das ist für die Bevölkerung nicht gut.
Das ist das politische Thema. Deinem Opa, meinem Uropa und den Generationen danach ging es ja nicht so sehr um das Auto. Es ging um Mobilität im Generellen. Eines der ersten Autos von Porsche war elektrisch und das kommt rund 120 Jahre später zurück. Der Drang, die Mobilität komfortabler und einfacher zu machen, geht weiter. Und das ist der einzige Weg, wie man das schaffen kann.
Bleibt der 911er das letzte, endgültige Auto?
Das ist ein extrem cooles Auto und der Markenkern von Porsche. Dass Porsche anfassbar ist, dass Porsche auf Heritage aufbaut, eine Evolution darstellt, das Auto verkörpert all das perfekt. Damit ist und bleibt er der Mittelpunkt der Marke. Der Taycan wird dasselbe in der elektrischen Welt darstellen. Mit seiner ganzen Technik.
Letzte Frage: Benzin oder Strom im Blut?
Beides. (lacht): heute ganz viel Espresso!