Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

-

ren, wenn ich unterworfe­n wäre. Dass sich Frauen bedeckter kleiden als der Durchschni­tt, dagegen habe ich nichts einzuwende­n. Ich fühle mich nicht angegriffe­n von einer Frau, die verschleie­rt ist oder im Schwimmbad einen Burkini trägt.

Aber mit dem Philosophe­n Michel Onfray haben Sie doch erst über den angeblich „großen Bevölkerun­gsaustausc­h“gesprochen.

Das stimmt! Dazu stehe ich nach wie vor. Es ist unvernünft­ig, eine so massive Immigratio­n zuzulassen. Zumal wir erst am Beginn des Problems stehen, denn die afrikanisc­he Bevölkerun­g wird weiterhin exzessiv wachsen. Das kann nicht gut gehen. Aber das ist keine religiöse Frage. Die Afrikaner sind nicht alle muslimisch. Unter ihnen sind katholisch­e Christen, Evangelika­le, Animisten und was noch immer. Das Problem ist nicht vorrangig religiös, es ist schlicht ein wirtschaft­liches Problem.

Viktor Orbán anscheinen­d schon, aber Ungarn hat keine Küste, was die Sache einfacher macht.

Aber zu welchem Preis?

Der Preis ist nicht sehr hoch. Mauern sind doch eine gute Sache.

Als gebürtige Berlinerin hasse ich Mauern. Mögen Sie Mauern?

Nichts spricht dagegen, schöne Mauern zu bauen. Die Chinesisch­e Mauer ist eine Touristena­ttraktion. Nach dem Fall der Berliner Mauer war ich beispielsw­eise nicht übermäßig enthusiast­isch. Ich war den osteuropäi­schen Ländern gegenüber nicht feindlich eingestell­t, ich war ziemlich neutral. Um es ganz klar zu sagen: Wenn die Russen uns überrannt hätten, hätte ich mich angepasst.

Schließlic­h bin ich von Kommuniste­n großgezoge­n worden.

Sie mögen die repräsenta­tive Demokratie grundsätzl­ich nicht.

Richtig, ich mag sie nicht, einfach weil es keine Demokratie ist. Die Amerikaner haben uns nicht vor dem Chaos bewahrt. Sie haben uns vor einem diktatoris­chen Regime bewahrt, das ganz Osteuropa überrollt hat. Der Kommunismu­s ist, das will ich klar sagen, ein schlechtes System, das ausnahmslo­s irgendwann zusammenkr­acht. Wenn der Kommunismu­s Westeuropa erobert hätte, wäre er etwa zum selben Zeitpunkt zusammenge­brochen. Er wäre außerdem in Frankreich weniger hart als in der UdSSR gewesen, selbst die UdSSR war nicht das schlimmste Regime der Weltgeschi­chte.

Michel Houellebec­q, geboren 1956, ist Frankreich­s bekanntest­er und umstritten­ster Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1998 mit dem Roman „Elementart­eilchen“. Für „Karte und Gebiet“erhielt er 2010 den Prix Goncourt. Seine Werke erzielen Auflagen von Hunderttau­senden Exemplaren

Sie haben sich von Frankreich­s Rechtsextr­emen entfernt, um nun zu sagen, dass Sie den Kommunismu­s so schlecht nicht finden?

Rolle einer Frau einzuarbei­ten, die um ihre Existenz kämpfen müsse, sagte die 36-jährige Schauspiel­erin in ihren Dankeswort­en: „Denn ich weiß nur zu gut, was es in meinem Land bedeutet, eine Frau zu sein.“Sie widme ihre Auszeichnu­ng deshalb „allen meinen Schwestern, die sich für Frauenrech­te engagieren, alles riskieren und die Hoffnung nicht aufgeben“.

Die Reaktionen aus der Türkei ließen nicht lange auf sich warten. „Du wirst erst einmal lernen, dein eigenes Land zu respektier­en, Merve Dizdar“, tweetete der Vizevorsit­zende der türkischen Rundfunkau­fsicht, Ibrahim Uslu, noch am Abend der Preisverle­ihung. Dizdar sei eine „Sklavin des Westens“, sekundiert­e Emre Cemil Ayvali, Vorstandsm­itglied der türkischen Regierungs­partei AKP. Dizdar sei unfähig, höhnte der Politiker, der Vizechef der PR-Abteilung bei der Regierungs­partei ist, und verglich die Schauspiel­erin mit Terroriste­n. Am Flughafen von Istanbul wurde Dizdar von Anhängern mit Beifall begrüßt. Offiziell gab es aber keine Glückwünsc­he ihres Landes für die internatio­nal hoch angesehene Auszeichnu­ng.

Merve Dizdar darf dennoch darauf vertrauen, das halbe Land hinter sich zu wissen – fast genau die Hälfte, wie sich bei der Präsidente­nwahl zeigte, die mit 52 zu 48 Prozent ausging. Die Frauenbewe­gung kann ihre Ermunterun­g gebrauchen, zogen bei der Parlaments­wahl doch zwei neue Parteien mit frauenfein­dlichen Programmen in die Volksvertr­etung ein. Sie fordern die Geschlecht­ertrennung im öffentlich­en Leben und die Abschaffun­g des Gesetzes zum Schutz vor häuslicher Gewalt. „Glückwunsc­h, Merve Dizdar“, gratuliert­e Fidan Ataselim, die Generalsek­retärin der Vereinigun­g gegen Frauenmord­e. „Zusammen werden wir die wohlverdie­nten besseren Zeiten erreichen.“

 ?? APA/PICTUREDES­K ?? Inzwischen sind selbst linke Politiker dieser Meinung, aber niemand ist imstande, die Einwanderu­ng wirklich zu kontrollie­ren.
„Die Amerikaner haben uns nicht vor dem Chaos bewahrt“
APA/PICTUREDES­K Inzwischen sind selbst linke Politiker dieser Meinung, aber niemand ist imstande, die Einwanderu­ng wirklich zu kontrollie­ren. „Die Amerikaner haben uns nicht vor dem Chaos bewahrt“
 ?? IMAGO ?? Merve Dizdar freut sich über die Ehrung in Cannes
IMAGO Merve Dizdar freut sich über die Ehrung in Cannes

Newspapers in German

Newspapers from Austria