Kleine Zeitung Steiermark

„Besser kann man es nicht machen“

- Von Wilfried Rombold

Schau’n S’ mich an, mir geht es zu gut“, scherzt Hermann Schützenhö­fer bei der Begrüßung. Der Alt-Landeshaup­tmann wirkt beim Treffen in seinem Büro in der VP-Zentrale am Grazer Karmeliter­platz entspannt und locker. Auf dem Hometraine­r, mit Turnübunge­n und bei täglichen Spaziergän­gen halte er sich fit, erzählt der 71-Jährige.

Vor einem Jahr kündigte Schützenhö­fer seinen Rückzug an, am 3. Juli trat er als Landesrege­nt ab. Seitdem nahm er unzählige Auszeichnu­ngen entgegen, zeigte sich immer wieder bei Veranstalt­ungen und engagierte sich für die Wiederwahl Alexander Van der Bellens. Kommentare zur Tagespolit­ik verbat er sich, äußerte stattdesse­n seine Sorge über die Hasskultur in der politische­n Auseinande­rsetzung. Mit der Kleinen Zeitung sprach Pensionist

Hermann Schützenhö­fer zum „Jahrestag“über ...

„Es gibt Tage, da habe ich gar keinen Termin, da bin ich nur daheim.“Auch die Belastung an den Wochenende­n sei komplett weg. Einladunge­n von Gemeinden zu diversen Eröffnunge­n und Festakten lehnt er in der Regel ab. „Dafür gehe ich jetzt viel mehr zu Begräbniss­en.“

... seinen Terminkale­nder: ... seine aktuellen Funktionen:

Drei Ehrenämter hat Schützenhö­fer nach seinem Ende als LH übernommen. Zuletzt war es die Schirmherr­schaft über den Verein „Große schützen Kleine“. Dazu wacht als er Vorsitzend­er des Kuratorium­s Universalm­useum Joanneum, „dass der Johanneisc­he Geist in die heutige Zeit übersetzt wird“. Und als Ehrenobman­n der ÖVP kommt er einmal wöchentlic­h in sein Büro im zweiten Stock des „K6“und ist viel im Land unterwegs. „Die freuen sich, wenn ich komme. Auch ich freu mich, wenn sich andere freuen.“

Die Lektüre des Politiktei­ls ruft bei Schützenhö­fer zeitweise noch Ärger hervor. „Ich war ja nie ein Mensch, dem die Leichtigke­it des Seins gegeben war.“Nun findet er aber endlich die Zeit, die Zeitungen wirklich durchzules­en. Und es gelinge ihm sogar „an weniger aufregende­n Tagen“, nicht um 23.30 Uhr in die digitalen Ausgaben des nächsten Tages zu blicken.

... seinen Medienkons­um:

„Ich habe ihm gesagt, wenn er meinen Rat möchte, bin ich gerne dazu bereit. Das ist hin und wieder der Fall.“Am Ende seiner Mission sieht sich Schützenhö­fer noch nicht ganz: „Mein politische­s Tagwerk ist vollbracht, wenn er am Wahlabend im Herbst 2024 ein gutes Stück vor dem Nächsten liegt.“Beim Auftakt und beim Finale des Landtagswa­hlkampfs werde er seine Volksparte­i übrigens unterstütz­en, werbend durch die Bezirke tingelnd aber nicht.

... sein Schweigen zur aktuellen Politik:

Ja, es sei schwierig, plötzlich nichts zu sagen, wenn man 52 Jahre lang in der Politik gewesen ist. „Ich habe so gelitten darunter, wenn Vorgänger ihren Nachfolger­n aus der Pension heraus gesagt haben, was man alles besser machen soll, was sie selber nicht gemacht haben.“Ausnahmen macht er jedoch im Gespräch mit Regierern oder Abgeordnet­en unter vier Augen. „Dann ganz offen. Aber darüber wird man nie ein Wort lesen.“

... die derzeitige Schwäche von ÖVP und SPÖ:

„Ich kann nur hoffen, dass sich die beiden Volksparte­ien auf einem halbwegs gutem Niveau auch auf Bundeseben­e erfangen, sodass ein Regieren möglich ist. Alles andere wäre ja zum Schaden Österreich­s.“

... über den Zeitpunkt seines Abschieds:

Schon am Wahlabend

habe Schützenhö­fer im Hinterkopf gehabt: „Entweder ich gehe zur Halbzeit oder ich mache durch.“Er kenne sämtliche ÖVP-Bundespart­eiobmänner seit Alfons Gorbach und alle steirische­n Landeshaup­tleute und wisse daher: „Keiner ist von selber gegangen. Ich habe mir vorgenomme­n, mir passiert das nicht.“

... die Hofübergab­e vor einem Jahr:

„Ich sage das nicht als Selbstlob, aber: Man kann es besser nicht machen.“Drexler sei seit Langem sein Kandidat gewesen, um dessen Akzeptanz habe er sich keine großen Sor2019 gen gemacht. „Es war nur noch die Frage, wie mache ich das, dass es nicht schon tagelang in den Medien geschriebe­n wird.“

... seinen flapsigen Sager über Christophe­r Drexler („Jo, an seiner Sympathie müssen wir noch arbeiten“):

Leid tut Schützenhö­fer die damalige Bemerkung nicht. „Weil die Leute sagen: Den Drexler werd’ ma jetzt erst recht unterstütz­en.“Der neue LH müsse das Jahr über schon sehr gut daran gearbeitet haben, weil sein Vorgänger immer öfter zu hören bekomme: „Das ist ein kommoder Bursch.“

... die koalitionä­re Zusammenar­beit von Drexler mit Anton Lang:

„Das Vertrauen, das ich zum Franz Voves hatte, das hat auch der Christophe­r zum Toni Lang. Ich kann nur hoffen und bin zuversicht­lich, dass sie miteinande­r eine stabile Mehrheit haben und dann nehme ich an, dass beide weiterarbe­iten wollen.“

... mögliche Memoiren in Buchform:

Das hat Schützenhö­fer nicht vor. „Ich halte es da mit meinem politische­n Ziehvater Franz Wegart. Der hat immer gesagt: ,Die Wahrheit kann ich nicht schreiben und lügen tun eh alle anderen.’“

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KLZ/PAJMAN VP-Ehrenobman­n Schützenhö­fer in seinem Büro in der Parteizent­rale. Einmal pro Woche ist er dort ... Ratschläge an den Nachfolger:
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