Kleine Zeitung Steiermark

SCHRIFT-ZEICHEN

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh 3, 17)

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Das heutige Evangelium verwendet in seiner Urfassung das griechisch­e Wort „krinein“für „richten“. Davon leitet sich auch das deutsche Fremdwort Krise ab. Dieses scheint zur Zeit ein alles umfassende­s Leitwort zu sein. Kaum ein Lebensbere­ich wird derzeit von Krisen verschont. Manchmal wurde eine Krise als Strafe Gottes gesehen. Auch heute noch gibt es Fundamenta­listen, die so argumentie­ren.

Der Grund dafür liegt wohl eher in deren psychische­r Verfassung als in der biblischen Lehre. Gott stürzt die Menschen und die Welt nicht in die Krise, damit sie zerbrechen, sondern gibt Hoffnung. Das Wort von der Krise als Chance, das sich in so manchen Lebensmome­nten bewahrheit­en kann und in der Psychother­apie eine Schlüssele­rkenntnis beschreibt, will ein rettendes sein.

Umgelegt auf unsere Zeit und die vielen kritischen Zustände, in denen wir uns befinden, in der Kirche wie in der Menschenge­meinschaft weltweit, sind wir eingeladen, nach dem Rettenden Ausschau zu halten. Ein vielleicht idealer Moment, um eine neue Beziehung zu Gott und der Welt aufzubauen!

Hans-Peter Premur, katholisch­er Priester in Krumpendor­f

Die Beatles sangen noch: „Tomorrow never knows“(Keiner weiß, was morgen ist). Wieso wissen die Trendforsc­her immer alles?

Weil Trendforsc­hung Gegenwarts­kunde ist und auf Zahlen basiert. Ein Trend ist ein Entwicklun­gsvektor, damit bekommt man messbare Ergebnisse heraus. Die Basis sind Statistike­n und Studien.

Und kein Blabla?

Die Menschen verwechsel­n die Trendforsc­hung häufig mit Zukunftsfo­rschung, bei der tatsächlic­h meist über Denkmodell­e gearbeitet wird. Aber momentan gibt es ohnehin eine Blockade der Zukunft.

Was heißt das?

Die Menschen pendeln zwischen den Sorgen vor dem Monatsende, weil alles so teuer ist, und der Angst vor dem Ende der Welt aufgrund der Krisen und des Kriegs in Europa.

In Ihrem jüngsten Buch „Sinnmaximi­erung“geht es darum, wie wir künftig arbeiten wollen. Und?

Uns Millenials ist die Sinnfrage immens wichtig. Und wer den Eindruck hat, etwas Sinnvolles zu leisten, ist auch produktive­r.

Könnte es nicht auch ein guter Schmäh sein, seinen Mitarbeite­rn

als diese noch jung waren. Das kann man ja nachverfol­gen, seit es Zeitungen gibt, denn Jahr für Jahr wurde getitelt: „Die Jungen wollen nicht mehr arbeiten!“Das hat früher nicht gestimmt und stimmt auch jetzt nicht. Schon zu Platos Zeiten hieß es, dass die Jungen verdummen, weil sie nicht lesen. Das ist ein Urklischee, das vielleicht daher rührt, dass man als Mensch irgendwann auf Jüngere angewiesen ist und sie gefügig machen möchte, solange man noch die zeitgeistb­estim

dominieren­de Gruppe ist. Letztlich war es im Lauf der Geschichte aber stets so, dass sich das neue Sinnvolle mit dem alten Guten verbunden hat.

In Ihrem Buch „Unsere Fucking Zukunft“plädieren Sie für Rebellion. Was ist gut daran?

Mit einer Rebellion will man Situatione­n innerhalb eines Systems verbessern. Im Gegensatz zur Revolution soll ein System dabei nicht zerstört werden. Der Generation­envertrag kann nur klappen, wenn man das Regolten,

Vegane Freundin halt, was soll man tun?

Nachhaltig­keit ist Ihrer Generation sehr wichtig, etwa auch im Modebereic­h. Wird die Mode politisch?

Mode war schon immer politisch, aber in der Generation X und bei den Boomern ging es eher um Anti-Mode, man mochte Punk, Grunge oder Gothic. Qualität ist heute einer der Hauptindik­atoren für das Kaufmende, verhalten. Und Qualität ist meistens sozioökono­misch verträglic­her.

Bei allem Respekt: Letztlich ist das immer auch eine Frage des Einkommens.

Das ist der Vorwurf, den man dieser woken Generation Z macht, die zwar gegen den Klimawande­l protestier­t, aber bei Primark einkaufen geht. Aber das hängt auch mit der realen Kaufkraft zusammen. Bei den Baby-Boomern war es noch nicht so, dass man mehr als die Hälfte seines Geldes für Fixkosten ausgeben musste. Es bleibt heute für junge Menschen einfach nicht genug Geld, um so vorbildlic­h leben zu können, wie man möchte. Also läuft es bei meiner Generation dann eher auf den Verzicht hinaus.

Wo sehen Sie sich selbst in zehn Jahren?

Ich komme vermutlich aus meinen archaische­n Strukturen nicht heraus. Ich bin eher der Typ CO2-armes Einfamilie­nhaus, E-Auto, Frau und Kinder.

Wurde nicht schon das Ende dieser alten Familie proklamier­t?

Es hieß immer schon, die alten Familienmo­delle sterben aus, alle werden polygam, und das Einfamilie­nhaus ist out und schlecht fürs Klima. Aber es gibt im Menschen evolutionä­r verankerte Bedürfniss­e: die eigene Höhle, die Familie. In einer neuen Generation-Z-Studie zeigt sich, dass bei denen noch viel mehr heiraten wollen als in meiner Generation. An zwei renommiert­en Universitä­ten in der Schweiz und in Deutschlan­d wurde eine Umfrage unter Frauen gemacht. Was herauskam? Alle diese Frauen, die auf Top-Karrieren zusteuern, wünschen sich einen Mann, der im Notfall auch allein die Familie ernähren könnte. Statusfrag­en sind in Zeiten der sozialen Unsicherhe­it immer attraktive­r. Deshalb kommt in der Generation Z auch so eine altchauvin­istische Männerkult­ur wieder.

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