Der Balkan und der Blutdruckmesser
Bluthochdruck ist die gefürchtetste Krankheit am Balkan. Der Grund ist wohl in der Geschichte zu finden.
Gäbe es am Balkan die Ode an ein Ding, wäre sie dem Blutdruckmesser gewidmet. Fast jeder Haushalt hat einen. Generationenübergreifend, abgewandert oder nicht. Wie er dort hinkam, ist nicht so klar. Für die meisten Menschen misst das Gerät nicht nur die Druckwellen in der Ader. Vielmehr sehen sie es als Detektor, um Krankheiten zu erkennen. Das bestätigen Videos auf TikTok, wo der Mythos viral geht.
Wer nach „mjerenje pritiska“, „Blutdruckmessen“, sucht, stößt zum Beispiel auf folgenden Kommentar: „Würde ich mir den Arm brechen, würde man mir zuerst den Blutdruck messen“, kommentiert ein Nutzer im serbischen OnlineLexikon „Vukajlija“. Dort wird Blutdruckmessen als „Lieblingsbeschäftigung von Familien und Nachbarn“beschrieben. Der Blutdruckmesser wird angelegt, wenn Kopfschmerzen plagen, sich
Schwindel ankündigt, die Nase rinnt oder Schlaflosigkeit quält. Die Messergebnisse sind die Basis, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Der Grund, warum Bluthochdruck neben „promaja“, der Zugluft, zur gefürchtetsten Krankheit am Balkan gehört, ist möglicherweise in der Geschichte zu finden. Von 1950 bis 1970 erkrankten Hunderttausende Menschen am Westbalkan an der sogenannten Balkan-Nephropathie. „Einer Nierenerkrankung, wo die Zellen der Niere zerstört werden“, erklärt Nephrologin Kathrin Eller. Das Ungewöhnliche: „Niere und Blutdruck hängen in der Regel immer zusammen. Bei dieser Krankheit stieg der Blutdruck aber erst dann an, als es für viele Betroffene zu spät war. Die Krankheit blieb lange unentdeckt.“
2007 fand man die Ursache in der Osterluzei – ein Unkraut, das Aristolochiasäuren enthält, ein Nierengift. Es wuchs auf Getreideackern, wurde bei der Ernte mitverarbeitet, gelang ins Mehl und ins Brot. Die Folge: eine chronische Vergiftung.
Mit dem technischen Fortschritt in der Landwirtschaft wurde die Osterluzei mittlerweile zur Gänze ausgerottet. Geblieben ist der Mythos. Und die Liebe zum Blutdruckmessen.
Daniela Bresˇ cˇ akovic´
Ich fühle mich wie ein menschlicher Zombie, singe, tanze, aber stolpere umher.“So beschreibt Shelby Lynn einen Abend nach einem Rammstein-Konzert. Die junge Irin erhob schwere Vorwürfe gegen die Band und brachte damit eine Affäre ins Rollen. Die Frau behauptet, bei einer BackstageParty mit der Band gegen ihren Willen Drogen verabreicht bekommen zu haben. Bei einem Treffen mit Frontmann Till Lindemann hätte dieser gereizt reagiert, weil sie betonte, keinen Sex mit ihm zu wollen. Am nächsten Morgen sei sie mit blauen Flecken und Erinnerungslücken aufgewacht. Die Frau postete Fotos davon, betont, sie wüsste nicht, woher die Blessuren stammen; Alkohol hätte sie für einen derartigen Filmriss bei Weitem nicht genug konsumiert.
Im Netz wächst seitdem die Zahl an Frauen, die Ähnliches schildern. Es ist von einer systematischen Aftershow-Infrastruktur bei Rammstein die Rede; von Frauen, die innerhalb kürzester Zeit völlig desorientiert und unkontrolliert wirken; von Orgien, Wutausbrüchen. Einmal Backstage, seien den