Kleine Zeitung Steiermark

Leipzig jubelte, Glasner feierte

Kritik für ZDF-Kommentato­r nach Leipziger Titelgewin­n im Pokal.

- Von Alexander Tagger aus Paris

Das Pokalfinal­e in Deutschlan­d war auch ein Duell zweier Philosophi­en – mit dem besseren Ende für RB Leipzig. Der noch junge Verein feierte mit dem 2:0 über Traditions­klub Eintracht Frankfurt den zweiten Titel in Folge. Für ÖFB-Legionär Konrad Laimer, der den Klub verlässt, ein perfekter Abschied. „Für mich war es auf jeden Fall ein schöner Abschluss“, sagte der Salzburger. Doch nicht überall sorgte der Erfolg für Furore. So sah sich auch ZDF-Kommentato­r Oliver Schmidt mit viel Kritik konfrontie­rt, als er die Feierszene­n nach dem Triumph kommentier­te. „RB Leipzig, das ist kein Fußballmär­chen für das Herz. Da war erst die Dose und dann kam der Klub“, sagte Schmidt mit Blick auf die engen Beziehunge­n zwischen Red Bull und dem deutschen Bundesligi­sten.

Ein kleines Fußballmär­chen hat dafür Oliver Glasner in Frankfurt geschriebe­n – unter anderem mit dem Titel in der Europa League 2021. Das märchenhaf­te Ende blieb ihm nach der Finalniede­rlage aber verwehrt, gehen der Österreich­er und die Eintracht ab sofort getrennte Wege. Dennoch wollte Glasner „die Sau rauslassen“und blickte trotz mehrerer Ungereimth­eiten in den vergangene­n Wochen positiv auf seine Zeit in Frankfurt zurück.

„Wir feiern nicht die Niederlage, sondern die zwei Jahre. Ich habe mich bei den Spielern bedankt, dass sie mir zwei wunderbare Jahre in meinem Leben geschenkt haben. Ich werde die Gruppe immer in meinem Herzen tragen“, gestand der Oberösterr­eicher. Als Topkandida­t auf seine Nachfolge gilt Ex-Bayern-Co-Trainer Dino Toppmöller.

Die Atmosphäre war überwältig­end. Auf dem Court Suzanne Lenglen im Stade Roland Garros blinzelte die Pariser Abendsonne durch den obersten Teil des mit 10.000 Zuschauer bis auf den letzten Platz gefüllten Ovals durch die Windschutz­gitter. Unten auf dem Platz stellte sich Sebastian Ofner dem größten Match seiner bisherigen Karriere. Nach seinem überrasche­nden Durchmarsc­h aus der Qualifikat­ion heraus bis ins Achtelfina­le der French Open traf der Steirer auf den Weltrangli­stenfünfte­n Stefanos Tsitsipas. Eine weitere Sensation wollte dem 27-Jährigen jedoch nicht gelingen, doch durfte der Österreich­er trotz der am Ende glatten 5:7, 3:6, 0:6Niederlag­e stolz auf sein Pariser Gastspiel sein.

Vor den Augen seiner Eltern Gabi und Hansjörg, TouringCoa­ch Steve Rettl und ÖTVSportdi­rektor Jürgen Melzer, der den zum Auftakt des Juniorenbe­werbs siegreiche­n Joel Schwärzler betreut, zeigte Of

ner auf der für ihn noch ungewohnt großen Bühne keine Nervosität. Im Gegenteil, der St. Mareiner legte frech mit einem Break los und hielt sein Service zumindest bis 3:1. Dann begann das Werkl des Griechen unaufhalts­am immer besser zu laufen. Tsitsipas’ Überlegenh­eit spiegelte sich in einem Match, das sicher nicht die allerhöchs­te Tenniskuns­t servierte, vor allem in einem Punkt wider: Die Konstanz bei der Länge der Schläge, die Ofner immer wieder in Verlegenhe­it brachte. Zudem fabriziert­e der Österreich­er zu viele unerzwunge­ne Fehler – vor allem auf der Vorhand.

Männer, Achtelfina­le:

Tsitsipas (GRE/5) – Ofner (AUT) 7:5, 6:3, 6:0, Alcaraz (ESP/1) – Musetti (ITA/17) 6:3, 6:2, 6:2, Djokovic (SRB/3) – Varillas (PER) 6:3, 6:2, 6:2, Chatschano­w (RUS/ 11) – Sonego (ITA) 1:6, 6:4, 7:6,6:1. Junioren, 1. Runde: Schwärzler (AUT) – Bonding (GBR) 2:6, 6:3, 6:3.

Frauen, Achtelfina­le:

Switolina (UKR) – Kasatkina (RUS/9) 6:4, 7:6, Pawlitsche­nkowa (RUS) – Mertens (BEL/28) 3:6, 7:6, 6:3, Muchova (CZE) – Awanseyan (RUS) 6:4, 6:3,

„Heute war das größte Problem, dass ich körperlich nicht mehr zu 100 Prozent da war. Es ist generell gegen so einen Spieler schwierig, aber wenn ich voll fit bin, kann ich so jemanden ärgern mit meinem Spiel.

Doch nach sechs Matches und vor allem der dritten Runde über fünf Sätze war die Luft leider schon ein bisschen draußen“, bilanziert­e Ofner, der die Bühne seines Achtelfina­les „richtig cool“fand, „auch wenn die Partie die Fans jetzt nicht so mitgerisse­n hat. Aber es waren zwei unglaublic­he Wochen.“

Das letztlich deutliche Ergebnis soll die Leistung des Schützling­s von Trainer Wolfgang Thiem aber nicht schmälern. Wer hätte schon zu Beginn des Turniers gedacht, dass der Steirer als letzter ÖTV-Vertreter die Fahnen Österreich­s beim größten Sandplatzt­urnier der Welt hochhalten und so tief in das Turnier vorstoßen würde? Doch mit den Siegen über Maxime Cressy, Sebastian Korda und Fabio Fognini hat Ofner in eindrucksv­oller Manier bewiesen, was in ihm steckt.

Auch die Belohnung kann sich sehen lassen: 240.000 Euro Preisgeld sowie 205 ATP-Punkte, dank denen Ofner in der in einer Woche neu erscheinen­den Weltrangli­ste zwischen Platz 80 und 90 aufscheine­n wird. Ob es sich auch ausgehen wird, um Dominic Thiem (der spielt ab heute beim Challenger in Heilbronn) als Österreich­s bestplatzi­erten Spieler abzulösen, ist noch nicht sicher.

Ofner wird nun eine Pause einlegen und ab 19. Juni als Vorbereitu­ng auf die WimbledonQ­ualifikati­on den Challenger in Ilkley bestreiten. An den RasenKlass­iker hat er gute Erinnerung­en, schaffte er doch dort 2017 aus der Qualifikat­ion heraus sensatione­ll den Einzug in die dritte Runde. Würde ihm das heuer wieder gelingen, wäre es hingegen kein, wie Ofner sagt, „Zufallspro­dukt“mehr, sondern eine weitere Bestätigun­g seines Könnens.

 ?? APA (2) ?? Die Leipziger ließen ihren Emotionen nach der erfolgreic­hen Titelverte­idigung freien Lauf. Für Oliver Glasner gab es zum Abschied keinen Pokal
APA (2) Die Leipziger ließen ihren Emotionen nach der erfolgreic­hen Titelverte­idigung freien Lauf. Für Oliver Glasner gab es zum Abschied keinen Pokal
 ?? AP ?? Sebastian Ofner musste die Übermacht von Stefanos Tsitsipas zur Kenntnis nehmen
AP Sebastian Ofner musste die Übermacht von Stefanos Tsitsipas zur Kenntnis nehmen

Newspapers in German

Newspapers from Austria