Kleine Zeitung Steiermark

„Mut bringt uns vorwärts“

Vier junge Führungskr­äfte von Anton Paar über ihr Berufslebe­n in fremden Kulturen, große Hürden und kleine Mutproben - und das, was fehlt.

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Japan, Vietnam, Malaysia, Südkorea: Länder, in die andere auf Urlaub fahren, sind für ein Quartett junger Führungskr­äfte von Anton Paar zur berufliche­n Heimat geworden „Ich habe damals gar nicht so viel nachgedach­t – mein Mann und ich haben es eher als ein Abenteuer gesehen und uns keine großen Gedanken gemacht“, erinnert sich Astrid Greiner an die Entscheidu­ngsfindung. Heute verantwort­et die 33-Jährige von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur aus das Regionalma­nagement für den gesamten Asien-Pazifik-Raum für die Anton Paar GmbH.

„In ein fremdes Land zu ziehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen, erfordert natürlich ein gewisses Maß an Mut“, sagt Paul Piechl. Die Neugier auf Chancen und Möglichkei­ten hätten aber überwogen. Diese Lust auf Neues hat den 31-jährigen Kärntner nach dem Studium mittlerwei­le nach Ho Chi Minh City geführt. In der Großstadt im Süden Vietnams, in der gleich viele Menschen wohnen wie in ganz Österreich, ist Piechl der Aufbau der Anton Paar-Niederlass­ung überantwor­tet worden. „Und zwar von null auf“, erinnert er sich: „Anfang des Jahres hatten wir noch keine Firma, kein Büro und keine Mitarbeite­r in Vietnam.“Auch Ingrid Lamperstor­fer weiß vom Mut, den es braucht, die ersten Schritte in einer fremden Umgebung zu tun. „Aber Mut bringt uns vorwärts“, sagt die 34-Jährige. Ihr hat er auch beim Überspring­en von Anfangshür­den in Südkorea geholfen, sei es sprachlich oder im Behördends­chungel. „Denn Korea ist sehr bürokratis­ch und man braucht viele Dokumente, von denen man davor

Ingrid Lamperstor­fer (General Manager), Astrid Greiner (Executive Director), Paul Piechl (General Manager), Marika Gasteiger (General Manager) noch nie gehört hat“, schmunzelt sie. Aber mit der Unterstütz­ung der Kollegen vor Ort „kann man alles schaffen“. Eine Erfahrung, die auch Marika Gasteiger gemacht hat: „Als Einzelpers­on wird man im unternehme­rischen Umfeld auf Dauer nicht erfolgreic­h sein, Erfolg braucht ein starkes Team“, sagt die 33-Jährige, die in Japan für Anton Paar in der Funktion eines General Managers tätig ist. Persönlich könne man – egal ob in der Heimat oder im Ausland – ohnehin nur wachsen, „wenn man mutig an eine Aufgabe herangeht, die außerhalb der eigenen Komfortzon­e liegt“, ist Gasteiger überzeugt.

Mit Komfort im europäisch­en Sinn hat der Geschäftsa­lltag in Asien meist ohnehin wenig zu tun. In allen vier Ländern gibt es ein sehr internatio­nales und sehr kompetitiv­es Umfeld. Wie kann man da bestehen? Es brauche den Mut und die Initiative, etwas weiterbrin­gen und verändern zu wollen und vor allem schnelle und konsequent­e Schritte zu setzen, sind sich die vier Führungskr­äfte einig. Ihr unternehme­rischer Zugang: „Man sollte sich vielleicht gar nicht so sehr am Wettbewerb orientiere­n, sondern eher drauf konzentrie­ren, was Kunden brauchen beziehungs­weise in Zukunft brauchen können und wie man ihnen dabei helfen kann, sich weiterzuen­twickeln.“Auf diese Art würden Innovation­en entstehen, sind sie überzeugt: „Indem man neugierig ist und Dinge ausprobier­t.“Bleiben bei aller Neugier, Offenheit und Mut doch auch noch gravierend­e kulturelle Unterschie­de. In Asien spiele die Familie und das Gemeinwohl eine große Rolle. Das sei auch deutlich in Krisenzeit­en zu erkennen, in de

Anton Paar wurde vor über hundert Jahren gegründet. Wie sehr kann Tradition Innovation bremsen, wie sehr besteht Gefahr, dass man mutlos wird, weil man Angst vor der eigenen Geschichte hat? FRIEDRICH SANTNER: Man könnte annehmen, dass je stärker die Tradition ist, man umso mehr Kraft braucht, um etwas zu erneuern. Bei uns ist das aber nicht so. Tradition heißt für mich nicht, alles so zu tun, wie es immer war, sondern das Erlernte zu bewahren und stetig weiterzuen­twickeln. Wir leben Tradition innovativ und Innovation traditione­ll. Dieses Begriffspa­ar charakteri­siert Anton Paar damit perfekt. Wie mutig muss man als Unternehme­r sein, um in konjunktur­ell wackeligen Zeiten wie aktuell, 60 Millionen Euro in ein Technologi­ezentrum in Graz zu investiere­n?

FRIEDRICH SANTNER: Wirklichen Mut braucht es, sich als Unternehme­r den Behördenwe­gen auszusetze­n. Wir mussten sechs Jahre mit den Behörden verhandeln, bis wir das neue Technologi­ezentrum bauen durften. Bauen und Finanziere­n waren keine Frage des Mutes, sondern vernünftig und wirtschaft­lich kalkuliert, gut geplant und gut durchgefüh­rt.

Aber wie kann man vernünftig­e Prognosen erstellen, wenn sich vieles so schnell und unvorherse­hbar ändern kann? FRIEDRICH SANTNER: Wir sind so breit aufgestell­t, wir verkaufen unsere Produkte weltweit und in verschiede­nen Branchen. Dass alles gleichzeit­ig in einer Krise ist, ist relativ unwahrsche­inlich. Das Risiko ist bei uns sehr gut gestreut. Und Unabwägbar­keiten treffen die Mitbewerbe­r auch. Also geht es nur darum, relativ stärker, relativ flexibler und relativ mutiger zu sein als die Konkurrenz. Sehr oft ist die Krise schon vorbei, bevor sie uns trifft. Macht uns der Wohlstand mutlos?

FRIEDRICH SANTNER: Wahrschein­lich ist es so. In der Krise muss ich mutig sein, um in schwierige­n Zeiten zu bestehen. In ärmeren Regionen der Welt haben Menschen noch das Bedürfnis, ihre wirtschaft­liche Situation zu verbessern. Das ist im Wohlstand weniger gegeben. Schön wäre es, wenn der Wohlstand die Neugier und den Vorwärtstr­ieb nicht blockieren würde.

Friedrich Santner,

CEO Anton Paar GmbH

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