Von toten Königen, Bettwanzen und schwulen Präsidenten
Immer wieder schafft es der Kreml, Fake News zu streuen. Nun musste London sogar den Tod von König Charles dementieren.
Unruhe, Misstrauen, Verwirrung. Das sollen Fake News stiften. Falschmeldungen werden am laufenden Band produziert und in die Welt gewuchtet. Besonders Russland hat die Produktion von Desinformationen als Teil der hybriden Kriegsführung gegen den Westen professionalisiert. Neben Verschwörungstheorien zum Ukrainekrieg finden auch Geschichten, die die Politik auf den ersten Blick nur streifen, den Weg in die Nachrichten.
Nun sah sich sogar das offizielle Großbritannien dazu gezwungen, russische Berichte über den angeblichen Tod von König Charles III. zurückzuweisen. Die falsche Todesnachricht verbreitete sich am Montag rasend schnell. Als Beleg wurde eine angebliche Mitteilung des Buckingham Palace als Faksimile gezeigt. Auch der russische Boulevard griff die Nachricht auf, bevor sie als Fake enttarnt wurde.
Russland habe ein regelrechtes „Ökosystem“an Falschinformationen geschaffen, erklärt der sicherheitspolitische Analyst David Jaklin gegenüber der Kleinen Zeitung. Verbreitet wird auf unterschiedliche Arten. Zum einen gäbe es Millionen von Fakeprofilen, die Fake News streuen und schnell wieder gelöscht werden. „Zum anderen gibt es aber echte Influencer, zum Beispiel Ex-Politiker, die Fake News verbreiten“, erklärt Jaklin.
Der angebliche Tod von König Charles reiht sich ein in eine ganze Serie von Falschmeldungen. Auffallend oft gerät Frankreich, das in der westlichen Ukraine-Unterstützung als treibende Kraft gilt, ins Visier. 2017 verbreiteten russische Medien Gerüchte über eine angebliche Homosexualität von Präsident Emmanuel Macron, nach dem Beginn des Gazakrieges kam es in Paris zu kremlnahen antisemitischen Sprühaktionen, die im Netz verbreitet wurden. Und: Im Sommer hatte es weltweite Berichte über Wanzen in französischen Schulen, Wohnungen und Zügen gegeben. Eine regelrechte Hysterie war die Folge. Auch wenn die Zahl der Bettwanzen nachweislich anstieg: Sie war eine gezielt angeheizte Kremlkampagne, um Touristen sowie die Bevölkerung zu verunsichern, betonen französische Behörden.
Zufall ist das vermehrte Aufkommen der Fake News nicht. 2024 wird in Dutzenden Ländern gewählt. Einflussnahme im Internet wird zum lukrativen politischen Werkzeug.