Ein Packerl Sprengstoff für die Polizeiinspektion
„Damit was weitergeht“: Gebürtiger Deutscher legte sich mit Polizei und Rechtsvertretern an. „Alles gut“, meint er beim Prozess.
Der psychiatrische Gutachter wird dem Beschuldigten noch attestieren, dass dieser „zu explosionsartigen Reaktionen neigt, wenn ihm etwas gegen den Strom geht“. Wie zum Beweis legt der Angeklagte bereits in den ersten Minuten der Verhandlung nach einer simplen Frage des Richters polternd los: „Vermögenswerte? Ich? Nein. Dank dem Herrn Rechtsanwalt nicht!“Sein Rechtsbeistand nämlich habe ihm ein Erbe unterschlagen und Geld vorenthalten. Sowieso sei bewiesen, dass „viele Rechtsanwälte korrupt sind, Geld unterschlagen und sich dann das Geld aufteilen“. Genau diese beinahe vorurteilsfreie Sichtweise und die daraus folgenden Drohungen und Nötigungen haben den Mann einen Prozess beschert.
An den Gerichten ist der gebürtige Deutsche Stammgast. „20 Vorstrafen habe ich circa“, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung nun am Grazer Straflandesgericht. Rückfällig wurde er rapide: „Einen Monat nach seiner Entlassung bedrohte er einen Inspektor mit Sprengmittel“, erklärt Staatsanwältin Ines Eichwalder. „Ich habe so viele Anzeigen gemacht, aber die haben mich nur abgewimmelt“, sagt der Angeklagte. Also, Anruf bei der Inspektion: „Ich werde wohl ein Paket mit Sprengstoff schicken müssen, damit was weitergeht.“
Weitergegangen ist dann etwas – in der Kanzlei seines Erwachsenenvertreters. „Ich hab‘ nur gedroht, weil er nix g‘macht hat“, sagt der 58-Jährige. „Ich lass‘ mir das doch nicht bieten. Was ist denn das für ein Staat hier?“, schimpft er im Saal auf seine neue Heimat. Deshalb damals die Anrufe beim Anwalt: „Ich werde mit der Kettensäge die Kanzlei verwüsten. Ich bin Deutscher und ziehe das durch“, deponierte er mit stolzem Verweis auf seine Herkunft. „Ihnen ist klar, dass das eine Drohung ist?“, fragt ihn Richter Hanspeter Draxler. – „Ja.“
Gutachter Walzl, der wegen der Gefährlichkeit eine Einweisung empfiehlt, diagnostiziert eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung. „Er regt sich wahnsinnig leicht auf, explodiert dann. Er sucht die Schuld immer bei anderen.“Das hat der 58-Jährige zuvor so untermauert: „Ich wurde als Kind von den Krankenschwestern zu heiß gebadet. Weil man mir Schläuche in die Nase gesteckt hat, gab es Hirnverletzungen – die sind der Grund für mein Aggressionspotenzial.“
Schuldspruch durch den Schöffensenat. Zweieinhalb Jahre Haft, Einweisung. „Sie brauchen eine Behandlung“, sagt der Richter. „Alles verstanden?“– „Alles klar, alles gut.“
” Ich werde mit der Kettensäge die Kanzlei verwüsten. Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen, bis er auswandern muss. Ich bin Deutscher und ziehe das durch.
Anruf des Beschuldigten beim Rechtsanwalt