Eine Pionierin, die Vorbild werden will
Theresa Schafzahl ist die einzige Österreicherin in der neuen Frauen-Eishockey-Profiliga in Nordamerika. Die Steirerin kommt zur WM nach Klagenfurt.
Wenn Alina Müller über Theresa Schafzahl spricht, greift sie zu Superlativen. „Sie ist ein Star, hat einen super Schuss. Ich habe oft im College gegen sie gespielt, bin aber froh, jetzt mit ihr in einem Team zu sein“, sagt die Schweizerin. Müller selbst gilt als Star der Professional Women’s Hockey League, kurz PWHL. Das neue Konstrukt mit je drei kanadischen und amerikanischen Teams gilt als beste Eishockey-Profiliga für Frauen. Schafzahl ist die einzige Österreicherin, die in dieser Liga im Einsatz ist.
spielte die 24Jährige aus der Steiermark noch an der Universität von Vermont. Mittlerweile steht ihr Name in den Geschichtsbüchern von PWHL Boston. Beim ersten Ligaspiel am 3. Jänner, einer 2:3Heimniederlage gegen Minnesota, traf Schafzahl zum zwischenzeitlichen 1:2 – und erzielte somit das erste Tor der Franchise-Historie. „Coole Sache“, sagt sie danach im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, „mehr aber auch nicht.“
Dass sie etwas wortkarg klingt, hat mit der sportlichen Situation zu tun. Boston ist mit großen Ambitionen gestartet, droht aber die Playoffs der besten vier Teams zu verpassen. „Das hätten wir uns vielleicht ein bisschen besser vorgestellt“, so Schafzahl. Ihr Zwischenfazit zur neuen Liga hingegen ist positiv. Denn die PWHL ist die erste Eishockey-Profiliga für Frauen mit einem Arbeitstarifvertrag. Acht Jahre gilt dieser und sichert den Spielerinnen unter anderem Krankenversicherung, finanzielle Unterstützung bei der Unterkunft, Altersvorsorge, Mutterschutz und Elternzeit sowie Gehälter zwischen 35.000 und 80.000 US-Dollar pro Saison zu.
Alles, so Schafzahl, sei besser geregelt als in den Vorgängerligen, die den Spielerinnen keinerlei Schutz und Hilfe geboten hätten. „Jetzt haben wir mehr Ressourcen, mehr Sicherheit und auch vom Gehalt her ist es endlich so, dass man Eishockey hauptberuflich ausüben kann”,
betont sie. Am 1. Januar nahm die PWHL mit der Partie Toronto gegen New York ihren Spielbetrieb auf. Unter den 2537 Fans saß damals auch Billie Jean King im Zuschauerraum. Die ehemalige Tennis-Spielerin und Ikone im Kampf für Gleichberechtigung von Frauen gilt als eine Art Steigbügelhalterin.
King hatte im März 2019 einen Anruf von Kendall Coyne Schofield erhalten, der einem Hilferuf gleichkam. Coyne Schofield
hatte mit den USA mehrere WMTitel und 2018 Olympiagold gewonnen. Sie ist ein Star ihrer Sportart, doch leben konnte sie vom Eishockey nicht. Niemand konnte das. Die besten Spielerinnen waren in verschiedenen Ligen in Kanada und den USA aktiv, doch die Bezahlung war schlecht – und soziale Absicherungen wie Krankenversicherung gab es nicht.
King ließ ihre Kontakte spielen
und fand mit Milliardär Mark Walter einen Investor. Walter ist Eigentümer der Los Angeles Dodgers aus der Major League Baseball, Mitbesitzer des FC Chelsea – und hat seit Sommer nun auch die PWHL in seinem Portfolio. Zwar haben die Vereine noch keine richtigen Namen. Doch das war in der Kürze der Zeit einfach nicht machbar – und ist für Schafzahl nebensächlich. Viel wichtiger, neben der sozialen Absicherung, ist ihr die sportliche Herausforderung. In der PWHL sind die besten Frauen der Welt aktiv. Zum Beispiel Hillary Knight.
Da Österreich bei Weltmeisterschaften nie in der Top-Division
dabei war, hatte Schafzahl bislang noch nie gegen die USAmerikanerin gespielt, die 2023 zur „Welt-Eishockey-Spielerin des Jahres“gekürt wurde. Jetzt steht Schafzahl täglich mit ihr auf dem Eis. Knight ist Bostons Kapitänin.
Geht es nach Schafzahl, wird sie Knight 2025 bei der WM in Tschechien treffen. Die Basis dafür will sie ab Sonntag in Klagenfurt legen, bei der WM der Division 1A; mit dem österreichischen Nationalteam. „Unser Ziel ist auf jeden Fall der Aufstieg”, sagt sie. Dafür nimmt Schafzahl einiges auf sich. Donnerstag: PWHL-Heimspiel gegen Toronto. Freitag: Abflug zur WM. Samstag: Landung in Laibach und Weiterfahrt zum Nationalteam nach Klagenfurt. Sonntag: WM-Auftakt gegen Norwegen.
„Ich hoffe, dass wir viele Leute in die Halle bringen, viele Mädels damit erreichen können”, sagt Schafzahl. Sie selbst hatte früher keine Eishockey-Spielerinnen in Österreich, zu denen sie aufschauen konnte. Das will sie ändern und die Rolle des Vorbilds übernehmen. Mit der PWHL hat sie die beste Bühne.