Die Lotterbuben trieben es bunt
Thomas Stipsits und Viktor Gernot machen sich auf die Reise ins Urösterreichische.
Du hast mir nicht zu viel versprochen“, war Viktor Gernot imponiert von der brodelnden und unmittelbaren Stimmung im legendären Theatercafé. Dass er in seiner drei Jahrzehnte dauernden Kabarettkarriere in dieser Institution noch nie aufgetreten ist, erstaunt doch. Sein Debüt sollte er in bester Erinnerung behalten, dafür sorgten er und sein Co Thomas Stipsits bei der Vorpremiere ihres Programms „Lotterbuben“mit einem hinreißenden Auftritt selbst.
Gerni und Stippl, wie sie einander nennen, bilden auf der Bühne ein flottes Gespann. Ihren Generationenkonflikt – Generation X versus Millennial – zelebrieren die gemeinsam fast 100 Jahre Jungen auf der Bühne unbekümmert davon, dass man den verdienten und dabei berufsjugendlichen Kabarettisten die Differenzen wenig abnimmt: Diese Herren eint mehr, als sie trennt. Sie sind Vollbluthumoristen, -musiker und, nicht zuletzt und ganz besonders, -kindsköpfe.
„Das Beste aus beiden Welten“ist die einzige politische Assoziation dieser Zusammenarbeit, die dieser mehr als zweieinhalbstündige Kabarettabend hervorruft: „Wir tauschen Politik und Krisen gegen Humor ein“, kündigt Gernot eingangs an, dass die beiden Lotterbuben an diesem Abend das Weltgeschehen umschiffen würden. Lieber tunken sie ihre Zusammenarbeit in Austro-Nostalgie, wenn sie über „Tschaorle“-Urlaube am Hausmeisterstrand sinnieren, mit jungen Technologien fremdeln und in analogen Erinnerungen schwelgen.
Das Publikum lässt sich davon bereitwillig abholen und ist auch dann noch amüsiert, wenn kostengünstige Kalauer und Pointen – Stichwort Skilehrer-Klischees – serviert werden oder die beiden Kabarettgrößen willkürlich in die Rolle angejahrter Royalisten oder Stammestiroler wechseln. Grandios sind Stipsits und Gernot immer dort, wo sie sich in unsichere Gewässer begeben, ihr spontanes Pingpong aufziehen und eine unberechenbare Energie entwickeln.
Daniel Hadler Lotterbuben. . Heute im Hin und Wider in Graz, 20 Uhr (ausverkauft). Weitere Termine: www.stipsits.com.