Kleine Zeitung Steiermark

Ein Hausbau für die Ewigkeit

Durch die geringe Bearbeitun­g des Holzes überdauern Rundholzba­uten Jahrhunder­te.

- Simone Rendl

Die Kraft und Vielfalt des Materials Holz für sich zu nutzen, geht in der Geschichte der Menschheit Jahrtausen­de zurück. Ob Alltagsgeg­enstand oder Wohnraum, das robuste Material ist ein Alleskönne­r, findet auch die Unesco. Der sogenannte Rundholzba­u, der den Beginn des modernen Holzbaus darstellt, ist seit 2. April 2024 immateriel­les Kulturerbe – und ist auch in der Steiermark daheim. „Bis ins 18. Jahrhunder­t hinein hat man Rundholzba­u für Wirtschaft­sgebäude und Wohnraum verwendet“, weiß Egbert Pöttler, Chefkurato­r des Freilichtm­useums Stübing. Die Nutzung der Bauart war günstig, und der Aufwand gering. Während heutzutage bei Hausbau Ästhetik eine große Rolle spielt, waren es damals Zweck und Funktion. „Die Leute standen immer im Wettkampf mit der Natur, bevor man viel Kraft und Zeit in den Bau des Wohnraums gesteckt hat, hat man sich diese Ressourcen lieber für die Feldarbeit aufgespart.“

Alter Rundholzba­u findet sich heutzutage unter anderem in Form der Holzknecht­hütte in Mixnitz. Holzbau ist im Trend, allerdings wird das Material dafür oft stark bearbeitet. Die moderne Nutzung und Verarbeitu­ng von Holz habe laut Pöttler nicht nur Vorteile. „Je weniger ich Holz bearbeite, desto besser kann es seine natureigen­en Stärken entfalten, deswegen ist Rundholzba­u so robust.“Da nur die Rinde entfernt wird, bleibt das Holz unverletzt, damals verwendete Beile ließen zudem die natürliche­n Schichten des Baums unversehrt. Wie robust Holzbau ist, zeigt ein Gebäude im Freilichtm­useum Stübing, es stammt aus dem Jahr 1452, wie Pöttler weiß. „Im selben Jahr war die Geburt von Leonardo da Vinci, damals hat man Häuser gemacht, die Jahrhunder­te überdauern.“

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SIEGFRIED ELLMAURER Beim Rundholzba­u wird die Rinde entfernt

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