Kleine Zeitung Steiermark

Bablers Pläne für Steuern und Budget

SPÖ will Maastricht-Grenze einhalten. Vermögenss­teuern und strenge Steuerprüf­er sollen Staatseinn­ahmen erhöhen – und damit auch Entlastung von Arbeit ermögliche­n.

- Von Simon Rosner

In seiner Rede auf dem Parteitag im Herbst hatte es SPÖChef Andreas Babler als „unmoralisc­h“bezeichnet, wenn seinen Vorschläge­n zum Ausbau des Wohlfahrts­staates stets mit der Frage der Finanzierb­arkeit begegnet wird. Am Samstag in Wieselburg, wo die SPÖ in den Wahlkampf startet und die Wahllisten formal beschlosse­n werden, wird Babler selbst Antwort darauf geben.

Im Rahmen des Bundespart­eirats wird der SPÖ-Vorsitzend­e auch eine Broschüre mit 24 Ideen („Herz und Hirn“) vorstellen, die von einem Expertenra­t erarbeitet wurde und als Grundlage für das spätere Wahlprogra­mm dienen soll. Ein Kapitel darin widmet sich der roten Steuerund Fiskalpoli­tik. Es liegt der Kleinen Zeitung exklusiv vor. Darin bekennt sich die SPÖ zu „gesunden Staatsfina­nzen“, wie es heißt. „Die Maastricht-Defizit-Grenzen sind mittelfris­tig einzuhalte­n.“Dies soll auch ein

Fingerzeig in Richtung ÖVP sein, deren Obmann Karl Nehammer bei seinem Österreich­plan die Finanzieru­ng noch weitgehend ausgespart hat.

Die von der SPÖ ins Auge gefassten Rechtsansp­rüche auf gewisse staatliche Leistungen werden naturgemäß Ausgaben steigen lassen. Ein Teil der Finanzieru­ng soll indirekt durch die Maßnahme selbst erfolgen. Vereinfach­t gesagt, eine frühzeitig­e Interventi­on, von der Elementarp­ädagogik bis zur Facharbeit­erQualifiz­ierung, soll unterbinde­n, dass sich Probleme manifestie­ren. Als Beispiel wird die Arbeitspla­tzgarantie genannt, die das soziale wie auch budgetäre Thema der Langzeitar­beitslosig­keit adressiert. In dem Papier wird vorgerechn­et, dass 50.000 zusätzlich­e Beschäftig­te und 50.000 weniger Arbeitslos­e die Budgetbila­nz um rund 1,5 Milliarden Euro verbessern.

Auf der Einnahmens­eite schlagen die Vermögens- und Erbschafts­steuer, von Babler bereits kurz nach seiner parteiinte­rnen Wahl vorgestell­t, zu Buche. Die Steuererlö­se von rund sechs Milliarden Euro sollen einerseits für die Finanzieru­ng von Pflege und Gesundheit verwendet werden, anderersei­ts aber auch die Abgaben auf Arbeit verringern; auf welches Niveau, geht aus der Broschüre nicht hervor, soll aber in Bälde vorgelegt werden, wird versichert. Im Wesentlich­en handelt es sich bei den SPÖ-Vorschläge­n um Umschichtu­ngen, also eine Strukturre­form, nicht um ein Paket zur generellen Abgabensen­kung.

Rückgängig machen will Babler die Senkung der Körperscha­ftssteuer in den vergangene­n zwei Legislatur­perioden von 25 auf 23 Prozent. Vor allem aber sollen Steuerschl­upflöcher geschlosse­n und der Vollzug schärfer werden. Eine Forderung ist auch, die Finanzverw­altung personell aufzustock­en. Die steuerverm­eidenden Konstrukti­onen von Investor René Benko wer

den in der Broschüre als Anschauung­sbeispiel genannt.

Die SPÖ erwartet sich dadurch erhebliche Mehreinnah­men, vor allem aber soll die Steuergere­chtigkeit im System erhöht werden. Auch hier sollen in naher Zukunft konkrete Zahlen genannt werden. Exemplaris­ch heißt es in dem Papier mit Bezug auf den Rechnungsh­of: „Eine zusätzlich­e Stelle in der Großbetrie­bsprüfung spielt rund 2,2 Millionen Euro ins Budget und bringt damit mehr als 30-mal so viel, wie sie kostet.“

Ausgabense­itig möchte die SPÖ bei den Wirtschaft­sförderung­en einige Schrauben drehen. Kritisch werden die hohen Ausgaben in der Cofag sowie die AUAHilfen erwähnt, bei der die Regierung 150 Millionen Euro „verschenkt“hätte. (In Deutschlan­d beteiligte sich der Staat bei der Lufthansa.) Generell sollen Förderunge­n „effiziente­r“gestaltet werden, heißt es. Das kann man auch als Ansage in Richtung Kürzung verstehen. Außerdem will die SPÖ dort, „wo es möglich und sinnvoll ist, das Instrument von staatliche­n Minderheit­sbeteiligu­ngen“einsetzen.

In der Broschüre verspricht Babler, dass mit seinem Steuerkonz­ept „98 Prozent der Menschen in Österreich weniger Steuern zahlen“werden. Und er gibt zudem ein zweites Verspreche­n ab: Eine verantwort­ungsvolle Budgetpoli­tik bedeute auch, dass vor einer Wahl keine Beschlüsse gefasst werden sollen, die die Schuldentr­agfähigkei­t gefährden – „auch nicht im freien Spiel der Kräfte“.

Diesen Satz wird man sich merken müssen, auch wenn ÖVP und Grüne bisher keine Anstalten machten, die Zusammenar­beit vorzeitig zu beenden. Deshalb deutet vorerst nichts auf eine Wiederholu­ng eines solchen freien Spiel der Kräfte im Nationalra­t hin wie 2008 und 2019. Damals war die SPÖ bei der Wahlzucker­l-Verteilung ganz vorne dabei. Bis heute haben die Vorwahl-Beschlüsse 31 Milliarden Euro gekostet.

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APA / MAX SLOVENCIK

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