Er weiß, wo die Schere hängt
Herbert Fahrner hat sich mit 73 als bester Friseur des Landes durchgesetzt. Der Obersteirer hat schon an Meisterschaften in der halben Welt teilgenommen.
In den Ruhestand treten, das kommt nur für jene infrage, die sich als berufstätig im her- kömmlichen Sinne verstehen. Im Fall von Herbert Fahrner ist das etwas anders. Pensionie- rung hieße für den 73-Jähri- gen, seine große Leidenschaft sausen zu lassen. „Mein gan- zes Leben ist aufgebaut aufs Frisieren“, sagt der Obersteirer. Als er in Wien als jugendlicher Lehrling zum ersten Mal die Schere tanzen ließ, hat ihn die Leidenschaft für den Friseur- beruf gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Statt Schere, Kamm und Haarföhn also mit 65 beiseite zu legen, schnippelte Fahrner munter weiter und empfängt in seinem Haarstudio Figaro, direkt am Hauptplatz von Aigen im Ennstal, weiterhin seine Kundinnen und Kunden.
„Sogar aus Graz kommen sie extra zu mir zum Haareschneiden“, sagt der 73-Jährige. „Ich habe unter den Touristen auch fixe Kunden aus Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern.“Was er an der Schere kann, hat Fahrner nun auch vielen seiner Berufskollegen vor Augen geführt. Bei den Meisterschaften der steiri- schen Friseurinnung in Gleis- dorf hat sich der 73-Jährige ge- gen die deutlich jüngere Kon- kurrenz in Sachen Technik, Präzision und Kreativität durchgesetzt und den „steiri- schen Panther“geholt.
Es war bei Weitem nicht der erste Meisterschaftserfolg des gebürtigen Wieners, der vor 25 Jahren in die Obersteiermark gezogen ist. Über die Jahr- zehnte hat er an insgesamt vier Weltmeisterschaften in Paris, Moskau, Mailand und Wien und drei Staatsmeisterschaften teilgenommen. „Die letzten zehn Jahre waren bei mir dann ein bisschen ruhiger, aber jetzt gase ich wieder an“, lacht Fahrner. Es gehe ihm vor allem darum, die Jungen im Beruf zu motivieren.
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich dem 73-Jährigen im Juni. „Da geht es nach Hall in Tirol zur nächsten Staatsmeisterschaft.“