„Ersetzen wir Strafmündigkeit durch Behandlungsnotwendigkeit“
In der Debatte um ein Herabsetzen der Strafmündigkeit meinen Leser, dass man straffällig gewordene Kinder individuell beurteilen müsse. Auch Eltern sollten zur Verantwortung gezogen werden.
Leitartikel „Legt die Fakten auf den Tisch“, „Strafbar schon mit zwölf“, 20. 4.
Die Argumentation, dass der abschreckende Effekt von Gefängnisstrafen im Sinne eines kriminalpräventi- ven Ansatzes zur Herabsetzung der Strafmündigkeit nicht vorhanden sei, mag teilweise bei Affekthandlungen zutreffen. Jedoch bin ich mir sicher, dass auch genauso der Umkehr- schluss zulässig ist, dass be- stimmte „kindliche“Straftäter selbst, beziehungsweise ihr Banden-/Gruppenumfeld, sehr wohl wissen, dass sie ohne Stra- fe davonkommen. Und genau für diese Fälle muss es die Mög- lichkeit der Bestrafung geben.
Vergleiche ich meine eigene Kinder-/Jugendzeit mit der jet- zigen, kommen die heutigen Kinder mit einem wesentlich höheren „Gefährdungspotenzi- al“durch Handy und Internetnutzung in Berührung, was mir, Gott sei Dank, erspart geblieben ist. Das soziale und kulturelle Umfeld tut sein Übriges. Es ist für mich unverständlich, warum sich die Grünen gegen den Ge- setzesvorschlag verwehren. Meine Toleranz- und Verständ- niskultur hat bald den Plafond erreicht, ohne ein FPÖ-Sympa- thisant zu sein.
Reinhart Nunner, Semriach
Expertensache
Die Diskussion um ein Alter ist völlig daneben. Ersetzen wir das Wort Strafmündigkeit doch durch das Wort Behandlungs- notwendigkeit. Und da sollen dann Experten entscheiden, was zu tun ist. Das heißt, wenn ein Schüler, egal wie alt, mit ei- nem Messer in der Schule Men- schen angreift, ist zu handeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das wiederholt, ist viel zu groß, um sich hinter Strafmündigkeit zu verstecken. Und, das ist jetzt nur eine Utopie, auch das Eltern- haus sollte behandelt werden.
Rudolf Klampfer, Edelsbach
Rasche Änderung
Bravo, endlich werden einmal Politiker der ÖVP vernünftig und denken. Das Jugend- schutzalter gehört schon längst auf 12 Jahre herabgesetzt und nicht erst in ein paar Jahren, sondern sofort. Auch die Eltern gehören zur Verantwortung gezogen, denn oft tragen sie Schuld daran, da sie sich zu we- nig um ihre Kinder kümmern.
Ich hoffe, dass das Gesetz so rasch wie möglich geändert wird. Karin Kräuchi, Graz
Schweizer Modell
Ganz kurz: Warum nimmt man sich in Österreich nicht das Schweizer Modell zu Herzen? Aber bei solchen Politikern eher schwer möglich!
Mag. Dr. Alfred Piller, Wien
Eltern haften mit
Dreijährige können lügen und den lieben Papa herzlich für ihre Interessen und Wünsche ein- spannen. Sobald ein Kind bewusst eine schlimme Straftat begeht, finde ich, dass es schul- dig ist – zusammen mit den El- tern! Strafmündig ab acht Jah- ren, die Eltern haften mit. Aber dieses Thema der ÖVP, Herabsetzung der Strafmündigkeit, ist eher der kommenden Wahl geschuldet. Der Wahlkampf ist eröffnet! Theodor Arbeiter,
St. Radegund
Sinnvolle Maßnahmen
Die Auseinandersetzung um die Herabsetzung der Strafmündigkeit wird populistisch von allen Seiten genutzt. Was gerne übersehen wird: Eine Strafmündigkeit mit 12 Jahren bedeutet nicht, dass straffällig gewordene Jugendliche/Kinder nach Erwachsenenstrafrecht behandelt, eingesperrt und der Schlüssel weggeworfen werden soll. Die Strafunmündigkeit unter 14 Jahren wird auch in Jugendbanden bewusst genutzt, um jüngere Mitglieder dieser Banden vorzuschicken: „Ihnen kann man ja eh nix.“
Die Gerichte werden sicherlich eruieren, ob das „Kind“sich der Straftat bewusst sein konnte und mit den Kinder- und Jugendhilfeorganisationen individuelle sinnvolle Maßnahmen
setzen. Ich denke, dass allein die Möglichkeit einer Bestrafung im Bewusstsein der „Kinder“Eindruck schaffen kann. Und „andere (Länder) brauchen das auch nicht“ist ein Argument, das schon bei unseren Eltern nicht stach. John Götz,
Feldkirchen
Umfassendes Angebot
„Immer mehr leiden unter Sehschwäche“, 18. 4.
Dass die Zahl der Menschen, die von Sehbeeinträchtigung oder Blindheit betroffen sind, steigt, sieht man in ganz Österreich. Was jedoch gleich bleibt, ist die gesellschaftspolitische Katego- risierung jener Menschen als hilflos und bemitleidenswert. Dabei ist dank spezieller Trai- nings und technischer Innova- tionen auch blind mehr möglich. Mobilitätstraining zur Orientierung und Trainings in lebens- praktischen Fertigkeiten für den Haushalt haben vielen blin- den Menschen ein selbstbe- stimmtes Leben ermöglicht. Heute können sich viele sehbe- hinderte/blinde Menschen ein Leben in der Behindertenhil- fe nicht mehr vorstellen, da jene Trainings und Hilfsmittel viel Betreuung obsolet machen.
Apps zu nutzen, ist unter vie- len blinden Menschen mit Re- gelschulabschluss keine Hexe- rei mehr. Ähnliches gilt am PC. Somit stünde einem selbstbe- stimmten Leben inmitten der Gesellschaft nichts mehr im We- ge. All diese Themen brauchen aber nicht nur Beratung, son- dern auch Schulung: Viele der Trainer sind leider in Pension oder stehen primär für blinde Schüler zur Verfügung. Dies hat zur Folge, dass sich viele Erwachsene
digitale Skills selbst beibringen müssen. Mobilitäts- training ist aber autodidaktisch schwer bis gar nicht möglich, ähnlich verhält es sich bei le- benspraktischen Fertigkeiten im Haushalt sowie beim Erler- nen der Blindenschrift.
Heutzutage ist es mit Schu- lungsangeboten für Schüler und Beratungsangeboten für alte Menschen nicht mehr getan. Trainings, Kurse und EDV-Schu- lungen müssen flächendeckend angeboten werden. Die Politik ist gefordert, das nötige Perso- nal auszubilden und die Rah- menbedingungen dafür zu schaffen, sodass alle Menschen mit Sehbehinderung/Blindheit, unabhängig von ihrer Lebens- weise und ihrem Alter, gleich- wertigen Zugang zu diesen Trai- nings erhalten.
Helmuth Schlögl, Graz
Keine Ermäßigung?
Die Stadt Graz kümmert sich um Radfahrer und Öffis in der Stadt, kaum aber um den Freizeitverkehr mit Öffis über die Stadtgrenzen hinaus. Wenn sie doch aktiv wird, sind Fehlleistungen nicht ausgeschlossen. Der neue „tim“-Carsharing-Spezialtarif für die Fahrt nach St. Radegund in Verbindung mit zehn Prozent Ermäßigung bei der Schöcklseilbahn macht der Postbus-Verbundlinie Konkurrenz, die die Talstation gut versorgt, und wird zu mehr Pkw-Verkehr führen. Für Öffi-Nutzer gibt es keine Ermäßigung. Ältere Grazer werden sich noch an das Kombi-Ticket für Postbus (Graz – Radegund) und Seilbahn erinnern. Wann gewährt die Holding Graz als Seilbahnbetreiberin auch mit Öffis Anreisenden eine Ermäßigung? Viktor Pölzl, Graz