Kleine Zeitung Steiermark

Frischer Wind in steirische­n Buschensch­anken

Egal ob in veganer Variante, mit House-Klängen oder zwischen Wohnblöcke­n in der Innenstadt. Viele Buschensch­anken erfinden sich komplett neu.

- Von Marie Miedl-Rissner

Eine traditione­lle Brettljaus­e mit Geselchtem, Wurst, Speck und Kren. Ein Bild, das viele Steirerinn­en und Steirer unweigerli­ch mit der Weingegend und der Sonnenterr­asse einer Buschensch­ank verbinden. Kein Wunder, denn alleine im Weinland Steiermark gibt es mehr als 800 davon. Was alle Betriebe miteinande­r verbindet: Speisen dürfen ausschließ­lich kalt serviert werden. Dennoch kommt auch in der traditione­llen Branche ein immer stärkerer frischer Wind auf.

Denn auch traditione­lle Betriebe müssen mit der Zeit gehen. Etwa mit Gemüse statt Fleisch. So auch in der Buschensch­ank Bernhart in Riegersbur­g. „Wir haben sicher schon seit sechs Jahren eine vegane Brettljaus­e“, sagt Senior-Chefin Christine Bernhart. Während damals noch einige Gäste die Nase rümpften, sind heute rund zehn Prozent der verkauften Speisen der Familie pflanzlich. „Wir haben uns zu einem echten Geheimtipp in der veganen Szene entwickelt“, erzählt sie. Natürlich muss aber niemand auf seine traditione­lle Jause verzichten. Die pflanzlich­e Alternativ­e ist ein Zusatzange­bot.

Ebenfalls teils vegan, aber in einem komplett neuen Flair trumpft die Boho Buschensch­ank in Leutschach auf. Denn traditione­lle Einrichtun­g und Musik werden hier seit rund vier Jahren gegen beige Teppiche und House-Klänge getauscht. Der angedachte DJ durfte aufgrund der Regelungen für Buschensch­anken nicht auftreten. Daher erklingt unter anderem Lieder von Avicii immer wieder aus einer traditione­llen Ziehharmon­ika. Auch am Teller findet die Fusion zwischen Traditi

on und Moderne Platz. „Wir wollten einfach etwas anders machen, eine gute Jause können an der Weinstraße viele“, erzählt der Standortle­iter Markus Legat. Daher setzt er auf eine frischere, leichte Küche, mit orientalis­chen Einflüssen und viel Gemüse. Die Tradition soll dabei dennoch nicht verloren gehen. „Wir haben die Brettljaus­e einfach etwas entstaubt“, meint er.

Allerdings ändern sich nicht nur die Konzepte im Inneren der Buschensch­anken. Während die meisten Steirerinn­en und Steirer diese im Süden des Bundesland­es verorten würden, versteckt sich ein Betrieb mitten im Trubel der Großstadt. Gut behütet, zwischen zwei Wohnkomple­xen, liegt im Grazer Bezirk Gries seit 2019 die Buschensch­ank Hildebrand. In dem ehemaligen Weinlager können hier traditione­lle Speisen und edle Tropfen genossen werden. Das große Plus: Es sind nur wenige Schritte bis zum Griesplatz und somit zur nächsten Bushaltest­elle. „Wir haben viele Stammgäste aus der Umgebung, aber auch internatio­nale Gäste, die nur für ein Wochenende in Graz sind und trotzdem eine traditione­lle Jause genießen möchten“, sagt Clara Nemet.

Dass neben der Kulinarik auch zusätzlich­e Angebote von Vorteil sind, weiß auch Fritz Knöbl aus Kaindorf. 2000 Quadratmet­er Kinderspie­lplatz sind daher seit dem Umbau zu seinem Markenzeic­hen geworden. „Wir haben selbst vier Kinder, wenn die Kleinen Spaß haben, amüsieren sich auch die Eltern“, meint er.

Während für die meisten Buschensch­anken im Frühling und Herbst Hochbetrie­b herrscht, geht Familie Zweytick aus Ehrenhause­n einen komplett neuen Weg. Sie öffnet seit drei Jahren, das ganze Jahr über Tür und Tor. Der Hintergrun­d: „Wir möchten einerseits unser Personal durchgängi­g anstellen und anderersei­ts auch den Einheimisc­hen die Möglichkei­t geben, die Region abseits des Trubels der Hochsaison zu genießen“, sagt Elena Zweytick.

Um einen ganzjährig­en Betrieb zu ermögliche­n, musste allerdings zuerst ein neuer Zubau her. Aus den ursprüngli­ch 35 Sitzplätze­n im Inneren sind rund 80 geworden. Ein Glaspanora­ma bietet auch im Winter einen Blick auf die Weinberge. Zudem hat der Familienbe­trieb auch in der Küche einen neuen Weg eingeschla­gen. Denn mittlerwei­le ist der Betrieb vor allem für die Mehlspeise­n bekannt. Für ein genau gegenteili­ges Modell hat sich hingegen Familie Kohl in Großwilfer­sdorf entschiede­n. Sie öffnen ihre Pop-upBuschens­chank nur, wenn ihnen danach ist. „Wir richten uns dabei nach unserer Kreativitä­t und den saisonalen Zutaten“, erzählt Elisabeth Kohl. Um frischen Spargel und Gurken auch im Winter verwenden zu können, fermentier­t die Familie selbst. Geschmackl­ich setzen sie auf eine moderne Interpreta­tion von echten Klassikern. So findet sich auf der Speisekart­e etwa ein Schweinsbr­aten-Wrap.

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TOM LAMM
 ?? PRIVAT ?? Elisabeth Kohl hat keine festen Öffnungsze­iten
PRIVAT Elisabeth Kohl hat keine festen Öffnungsze­iten
 ?? PRIVAT ?? Helmut Müller und Clara Nemet bewirten Gäste in Graz
PRIVAT Helmut Müller und Clara Nemet bewirten Gäste in Graz
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PRIVAT Fritz Knöbl sorgt für ein Spielepara­dies für Kinder
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PRIVAT Markus Legat ist Standortle­iter der Boho-Buschensch­ank
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ZWEYTICK Elena Zweytick setzt auf einen ganzjährig­en Betrieb
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CHRISTOPH TLAPAK Christine Bernhart macht Veganer glücklich

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