Bittere Kräuter, tote Seelen
Lavie Tidhars Real-Krimi über den Krieg in Israel.
„Maror“ist hebräisch und bedeutet „bittere Kräuter“. Diese werden zum Anfang des Pessach-Festes verspeist, um an das ägyptische Exil zu erinnern. Bittere, knallharte Kost ist auch der Roman „Maror“des israelischen Autors Lavie Tidhar, der in den Jahren zwischen 1974 und 2008 spielt, aber auf vielen Ebenen an die unheilvolle Zerrissenheit des Landes und die Gräuel der Jetztzeit erinnert.
Tidar entwirft ein gewaltiges und gewalttätiges kaleidoskopisches Panorama aus politischen Skandalen, Korruption, Bürgerkrieg, Drogenhandel, Mord und Terror – auf beiden Seiten. Im Mittelpunkt des Geschehens, das Tidhar episodenhaft erzählt, stehen zwei Polizisten: ein Mann namens Cohen, der dies- und jenseits des Gesetzes steht. Und Avi Sagi, der ebenfalls längst alle Skrupel verloren hat und buchstäblich durch Blut watet. „Maror“ist ein brachiales, historisches KrimiEpos, das nur vordergründig Fiktion ist, es ist die Geschichte eines Krieges um die Seele eines Landes. Alles, was Lavie Tidhar beschreibt, ist passiert – und passiert bis heute.