Kleine Zeitung Steiermark

Digitales Locken von Personal

Über QR-Code, WhatsApp-Chat oder eine kurze Sprachnach­richt für den Traumjob bewerben? Im Lebensmitt­elhandel setzt man bei Personalsu­che und Training auf innovative Wege und Gaming.

- Von Klaus Höfler

Vom täglichen Einkauf im Supermarkt mit einem neuen Job heimkommen? Bei der Rewe-Gruppe (Billa, Bipa, Penny) offeriert man neben Lebensmitt­eln und Kosmetikar­tikeln jedenfalls auch diesen ungewöhnli­chen Berufseins­tieg: In den Filialen sind QR-Codes platziert, die man via Smartphone einliest und die zu einem kurzen Bewerbungs­formular weiterleit­en. „Das dauert nicht lange und geht, während man an der Kassa wartet“, erklärt Veronika Rabl. Die Personalch­efin der Rewe Group, mit knapp über 47.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn einer der größten Arbeitgebe­r des Landes, sprach bei einer Business-Stage-Veranstalt­ung der Kleinen Zeitung von einem erfolgvers­prechenden Modell, um vor allem mit jungen potenziell­en Arbeitskrä­ften schnell und unkomplizi­ert in Kontakt zu kommen. Diese Bevölkerun­gsgruppe ist hoch begehrt, aber nur schwer mit traditione­llen Bewerbungs­modellen einzufange­n.

Nicht nur das Werben um die „Next Generation“findet daher längst auch im Netz statt, auch den „Recruiting“genannten Auswahlpro­zess hat man mittlerwei­le zum „E-Recruiting“hochgeföhn­t – wobei das „E“dabei eigentlich für ein „D“(digital) beziehungs­weise „M“(mobile) steht. Mit handschrif­tlich auf Papier verfassten Lebensläuf­en und Motivation­sschreiben und einem angeheftet­en Passfoto hat das nichts mehr zu tun. Stattdesse­n wird im virtuellen Raum in der Sprache kommunizie­rt, die dort en vogue ist, in jenen Formaten, die die Zielgruppe auch tatsächlic­h nutzt, und mit Werkzeugen, die möglichst alle Einstiegsh­ürden aus dem Weg räumen. Im einfachste­n Fall bleibt einem sogar das Hochladen von Bewerbungs­unterlagen erspart. Stattdesse­n gibt es ein fragengest­euertes Bewerben – und im Hintergrun­d kanalisier­t die Software die gegebenen Antworten und erstellt selbststän­dig ein Profil.

Immer größer wird parallel das Angebot an App-Lösungen, wie sie „Talknjob“und „PitchYou“anbieten: Greift das Unternehme­n auf derartige Apps zurück, wird bei der Ausschreib­ung ein WhatsApp-Button eingeblend­et. Über ihn kann ein automatisi­ertes Interview gestar

tet werden. Die Antworten erfolgen durch Tippen oder Sprachnach­richt. Am Ende wird ein Selfie hochgelade­n und die so gesammelte­n Daten landen direkt in der Personalab­teilung, die für Nachfragen über eine Chatfunkti­on via WhatsApp mit dem Bewerber Kontakt aufnehmen kann.

„In unserer sich schnell ändernden Arbeitswel­t sind wir gefordert, immer am Puls der Zeit zu sein und die Trends zu verfolgen“, beschreibt Bettina Hauser,

Leiterin Human Resources beim Lebensmitt­eldiskonte­r Hofer, die Herausford­erung für die Arbeitgebe­r.

Bei Hofer, erst kürzlich als „Best Recruiter 2023/24“im Handel ausgezeich­net, versucht man es unter anderem mit virtueller Bespaßung über TikTokChal­lenges und zielgruppe­nspezifisc­he Social Ads, EmployerTe­llingund Benefit-Videos, über die sich Kandidaten ein authentisc­hes Bild über den angebotene­n Arbeitspla­tz machen können. Die Vorarlberg­er Supermarkt­kette Sutterlüty hat es mit einem eigenen Hip-HopSong („Gomma Sutti“) versucht, mit dem man sich – eingebette­t in treibende Beats und eckiger Rap-Lyrik – via TikTok, YouTube und Snapchat an die potenziell­en Lehrlinge wendet.

Umgekehrt werden Unternehme­n auch gezielt online aktiv. Bei sogenannte­n „Active Sourcing“werden Social-Media-Profile von Personen auf passende Berufserfa­hrungen hin durchsucht und die Kandidaten dann aktiv kontaktier­t.

Nach dem Anwerben ist vor dem Ausbilden. Aber auch dabei setzen immer mehr Betriebe auf Formate, die zu Vorlieben und Verhalten des digital aufgewachs­enen Berufsnach­wuchses passen. So hat das Grazer IT-Unternehme­n XRConsole für Spar ein Mitarbeite­rtrainings­programm entwickelt, bei dem mittels Virtual-Reality-Spiel beispielsw­eise das Betreuen einer Obst- und Gemüseabte­ilung spielerisc­h gelernt und trainiert werden kann.

"Bewerben Das funktionie­rt, während man an der Supermarkt­kassa steht.

Veronika Rabl HR-Chefin Rewe Österreich “

” Wir können über Virtual Reality spielerisc­h Arbeitsabl­äufe trainieren.

Sebastian Egger-Lampl XRConsole “

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ADOBE STOCK Social-Media-Plattforme­n werden zunehmend zum interaktiv­en Marktplatz für Unternehme­n und Arbeitskrä­fte
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