„Ein Volk braucht Kapellen und Chöre“
Herwig Zamernik hat die FestwochenHymne komponiert. Am Freitag live im TV.
Wie beginnt man eine Hymne? Herwig Zamernik alias Fuzzman benötigte einige Umwege und Irrläufer, bis er eine für ihn befriedigende Antwort fand: „Dass eine Hymne etwas Umarmendes und Inklusives ist; ohne sich auf dem schrecklichen nationalistischen Stolz auszuruhen.“So eine Hymne hat er im Auftrag der Wiener Festwochen komponiert und getextet; in Zusammenarbeit mit Alexander Kranabetter. Nach einem Zoom-Gespräch mit dem neuen Festwochen-Intendanten Milo Rau, sagte er zu. Die Hymne bildet das Herzstück der Ausrufung der „Freien Republik Wien“bei der Eröffnung der Festwochen am kommenden Freitag auf dem Wiener Rathausplatz. Es blieb nicht bei der Hymne: Zamernik ist auch der musikalische Leiter des Spektakels und Fuzzman & The Singin’ Rebels führen mit Komplizinnen und Komplizen wie Pussy Riot, Bipolar Feminin, Voodoo Jürgens, Gustav, Paula Carolina und Monobrother durch den Abend, der live ab 21.20 Uhr in ORF 2 übertragen wird.
Seine Forderung lautete: „Ich hätte gerne einen Chor. Dann sind wir das Volk. Ein Volk braucht Kapellen und Chöre“, sagt der in Kärnten aufgewachsene Musiker. Warum? „Weil sich über Lieder und Musik ein Zusammengehörigkeitsgefühl herstellen lässt; das ist wichtig für ein Volk.“Aus diesem Anlass formierte er einen 70-köpfigen Chor, der live zu einem Klangkörper verschmelze. Mit dabei sind: Stimmgewitter Augustin, Südklang-Chor – Kärntnerinnen und Kärntner, die in Wien leben – sowie der Chor der slowenischen Studierenden in Wien. Nebst weiteren Singwütigen, die als Kitt zwischen den Chorblöcken“stehen.
„Steht auf, steht auf, ihr Töchter und ihr Söhne, steht auf für aller Menschen Glück!“, heißt es in der Hymne. Dafür müsse man etwas tun. „Wir wollen aller Menschen Recht und Glück, Liebe und Versöhnung statt Ab- und Ausgrenzung.“In realen Regierungen vermisse er das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Versuch, „ohne anderen zu schaden oder auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein, ein Konstrukt für eine Gesellschaft zu entwickeln, die allen etwas bringt.“Es sei, so der 50-Jährige, Aufgabe der Kunst, „solche Visionen an die Wand zu werfen. Wer soll es sonst sagen?“, betont er. Julia Schafferhofer