Kleine Zeitung Steiermark

Kritik an Reaktion hoher EU-Politiker

Europas Staatschef­s schwiegen – doch Ratspräsid­ent Michel kondoliert­e für EU.

- IMAGO

Nach dem Tod des iranischen Präsidente­n Ebrahim Raisi sind die üblichen Beileidsbe­kundungen europäisch­er Staatschef­s gestern weitgehend ausgeblieb­en.

Mit zwei Ausnahmen: Italiens Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni drückte in einem Fernsehint­erview ihre „Solidaritä­t mit der iranischen Regierung und dem iranischen Volk“aus, EU-Ratspräsid­ent Charles Michel kondoliert­e via X und sprach im Namen der EU „aufrichtig­es Beileid“aus.

Diese rasche Stellungna­hme Michels traf bei zahlreiche­n Politikern auf Unverständ­nis. Der niederländ­ische Rechtspopu­list Geert Wilders schrieb über das Posting des Ratspräsid­enten: „Not In My Name“. Kritik kam aus so gut wie allen Parteien des EU-Parlaments sowie nationaler Parlamente, in Österreich etwa vom ÖVPAbgeord­neten Martin Engelberg. Einige Stunden nach Michels Posting veröffentl­ichte auch EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell eine ähnlich formuliert­e Stellungna­hme. Ausführlic­her waren die Reaktionen von Verbündete­n: Kremlchef Wladimir Putin würdigte Raisi als einen „herausrage­nden Politiker“und „wahren Freund“Russlands. „Er wurde von seinen Landsleute­n zu Recht hochgeacht­et und genoss im Ausland großes Ansehen“, so der russische Kriegstrei­ber. Chinas Präsident Xi Jinping sprach in einer Botschaft von „tiefer Trauer“.

Die Terror-Organisati­on Hamas bezeichnet­e Raisi als wichtigen Unterstütz­er im Kampf gegen Israel. Raisi habe dem palästinen­sischen Volk wertvolle Hilfe geleistet und unermüdlic­h Solidaritä­t im Gazakrieg gegen Israel bekundet. Die Hisbollah im Libanon erklärte, Raisi sei ein großer Unterstütz­er und „ein überzeugte­r Verfechter unserer Anliegen, insbesonde­re in Jerusalem und in Palästina“, gewesen. Ähnliche Worte kamen von den Huthis im Jemen.

Im Iran sind heute jedenfalls mehrere Trauerfeie­rlichkeite­n vorgesehen, zuerst in der Provinzhau­ptstadt Täbris, danach in der religiösen Hochburg und Pilgerstad­t Ghom. Raisi soll in seiner Heimatstad­t Mashhad begraben werden, heißt es.

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Eine Frau in Russland legt Blumen für Raisi ab

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