WM kann einen Geldregen bescheren
Eishockey-Präsident Klaus Hartmann konnte bei einer WM-Sensation nicht hinschauen, schüttet beim Viertelfinaleinzug pro Spieler 9200 Dollar aus und hofft auf einen Boom.
Österreich hat schon vor dem heutigen letzten Gruppenspiel gegen Großbritannien (20.20 Uhr, ORF Sport+) den Klassenerhalt sicher und hat die Chance aufs Viertelfinale. Das Präsidentenherz beim österreichischen Eishockeyverband lacht, oder?
KLAUS HARTMANN: Das ist natürlich sensationell und hocherfreulich. Bei so einer WM kann es auch anders laufen, so realistisch muss man sein, aber hier wird Unglaubliches geleistet, auch von unseren Torhütern, die vor der WM oft ein Thema waren. Team Österreich hat richtige Sensationen geliefert, die größte war wohl das 3:2 gegen die Finnen. Wie haben Sie es erlebt?
Die Schlusssekunden im Badezimmer (lacht). Als der Bernd Wolf beim Stand von 2:2 noch die Strafe bekommen hat, musste ich weggehen, konnte gar nicht mehr hinschauen, meine Frau musste mich wieder herausholen. Wenn man Finnlands Infrastruktur und Spielerdichte sowie Qualität sieht, muss man sich ja eigentlich fragen: Wie geht das überhaupt?
Und wie geht das?
Wir haben in den letzten Jahren generell im Eishockey einige Schritte setzen können, die gut sind, denke ich. Nicht nur sportlich, auch in den Bereichen Marketing und Sponsoring ist was weitergegangen und in der Trainerentwicklung. Ich hoffe, dass die A-Nationalmannschaft hier einen Boom auslöst, wahrgenommen werden wir ja jetzt doch überall. Nur von der Politik täte ich mir noch etwas mehr Aufmerksamkeit wünschen, viele politische Vertreter habe ich sowohl beim ausverkauften Spiel gegen Kanada in Wien als auch in Prag noch nicht gesehen.
Apropos ausverkauft: So eine WM-Teilnahme mit fünfwöchiger Vorbereitung kostet ja auch Geld, alleine die fünf Camps eine halbe Million Euro. Rechnet sich das?
Wir haben gute Kooperationen bei unseren Heimspielen mit den lokalen Vereinen, hatten gute Besuchereinnahmen. Zudem bringt ja auch die WM einiges. Wenn wir nicht mehr ins Viertelfinale kommen, sind uns trotzdem Prämien in der Höhe von 190.000 Euro sicher, sollte es wirklich mit dem Weiterkommen klappen, ganze 575.000 Euro. Eine Endabrechnung gibt es nach der WM, aber es wird etwas übrig bleiben.
Wie viel verdienen die Spieler?
Die Spieler bekommen während der Zeit beim Nationalteam 150 Euro Taggeld und wenn wir jetzt ausscheiden, pro Kopf 4560 Dollar. Also 60 Prozent der Prämie werden an die Cracks ausgeschüttet. Beim Viertelfinaleinzug bekommen die Spieler 40
Prozent des Gesamtbetrags, also pro Person 9200 Dollar.
Nach der WM kehren die Spieler zu ihren Klubs zurück. Klubs, wo immer noch bis zu zehn Legionäre spielen …
Im Ligavertrag steht, dass wir alle zwei Jahre, also heuer wieder, evaluieren, ob wir reduzieren können. Dabei schauen wir uns auch den vorhandenen Spielermarkt an und geben unsere Einschätzung über die Verfügbarkeit von Einheimischen ab. Wir haben auch schon mit allen Ligavereinen gesprochen, wo die Meinungen sehr auseinandergehen, aber denken, eine Reduktion von zehn auf neun Legionäre in den kommenden zwei Jahren gibt der Markt her. Mein absoluter Wunsch wäre ja, dass ein ausländischer Torhüter zwei Legionärsplätze verbraucht, damit ein Anreiz geschaffen wird, mehr einheimische Goalies spielen zu lassen, auch wenn ich den leider für nicht sehr realistisch halte. Aber wir haben leider österreichische Torhüter als Backups in manchen Vereinen, die ja nur zum Einsatz kommen, wenn der Einser vom Blitz getroffen wird. Außerdem würde ich gerne die Lizenzierungen für Spieler beschränken, dann können nicht mehr so oft Legionäre für nur wenige Monate geholt und wieder ausgetauscht werden. Das stärkt wiederum auch Österreicher, die deren Plätze vielleicht einnehmen.
Österreich zeigte mit der Frauen-WM in Klagenfurt, wo im Schnitt 2000 Fans kamen, und bei den Herren mit dem sportlichen Erfolg heuer ziemlich auf. Wann soll das nächste Heimturnier stattfinden?
Für eine A-WM haben wir nicht die Infrastruktur, alleine wenn ich mir die Eis-Thematik in Wien anschaue. Aber wir werden kommendes Jahr mit Kapfenberg eine Bewerbung für die B-WM der U20-Herren abgeben.