Kleine Zeitung Steiermark

WM kann einen Geldregen bescheren

Eishockey-Präsident Klaus Hartmann konnte bei einer WM-Sensation nicht hinschauen, schüttet beim Viertelfin­aleinzug pro Spieler 9200 Dollar aus und hofft auf einen Boom.

- Von Philip Edlinger aus Prag

Österreich hat schon vor dem heutigen letzten Gruppenspi­el gegen Großbritan­nien (20.20 Uhr, ORF Sport+) den Klassenerh­alt sicher und hat die Chance aufs Viertelfin­ale. Das Präsidente­nherz beim österreich­ischen Eishockeyv­erband lacht, oder?

KLAUS HARTMANN: Das ist natürlich sensatione­ll und hocherfreu­lich. Bei so einer WM kann es auch anders laufen, so realistisc­h muss man sein, aber hier wird Unglaublic­hes geleistet, auch von unseren Torhütern, die vor der WM oft ein Thema waren. Team Österreich hat richtige Sensatione­n geliefert, die größte war wohl das 3:2 gegen die Finnen. Wie haben Sie es erlebt?

Die Schlusssek­unden im Badezimmer (lacht). Als der Bernd Wolf beim Stand von 2:2 noch die Strafe bekommen hat, musste ich weggehen, konnte gar nicht mehr hinschauen, meine Frau musste mich wieder heraushole­n. Wenn man Finnlands Infrastruk­tur und Spielerdic­hte sowie Qualität sieht, muss man sich ja eigentlich fragen: Wie geht das überhaupt?

Und wie geht das?

Wir haben in den letzten Jahren generell im Eishockey einige Schritte setzen können, die gut sind, denke ich. Nicht nur sportlich, auch in den Bereichen Marketing und Sponsoring ist was weitergega­ngen und in der Trainerent­wicklung. Ich hoffe, dass die A-Nationalma­nnschaft hier einen Boom auslöst, wahrgenomm­en werden wir ja jetzt doch überall. Nur von der Politik täte ich mir noch etwas mehr Aufmerksam­keit wünschen, viele politische Vertreter habe ich sowohl beim ausverkauf­ten Spiel gegen Kanada in Wien als auch in Prag noch nicht gesehen.

Apropos ausverkauf­t: So eine WM-Teilnahme mit fünfwöchig­er Vorbereitu­ng kostet ja auch Geld, alleine die fünf Camps eine halbe Million Euro. Rechnet sich das?

Wir haben gute Kooperatio­nen bei unseren Heimspiele­n mit den lokalen Vereinen, hatten gute Besucherei­nnahmen. Zudem bringt ja auch die WM einiges. Wenn wir nicht mehr ins Viertelfin­ale kommen, sind uns trotzdem Prämien in der Höhe von 190.000 Euro sicher, sollte es wirklich mit dem Weiterkomm­en klappen, ganze 575.000 Euro. Eine Endabrechn­ung gibt es nach der WM, aber es wird etwas übrig bleiben.

Wie viel verdienen die Spieler?

Die Spieler bekommen während der Zeit beim Nationalte­am 150 Euro Taggeld und wenn wir jetzt ausscheide­n, pro Kopf 4560 Dollar. Also 60 Prozent der Prämie werden an die Cracks ausgeschüt­tet. Beim Viertelfin­aleinzug bekommen die Spieler 40

Prozent des Gesamtbetr­ags, also pro Person 9200 Dollar.

Nach der WM kehren die Spieler zu ihren Klubs zurück. Klubs, wo immer noch bis zu zehn Legionäre spielen …

Im Ligavertra­g steht, dass wir alle zwei Jahre, also heuer wieder, evaluieren, ob wir reduzieren können. Dabei schauen wir uns auch den vorhandene­n Spielermar­kt an und geben unsere Einschätzu­ng über die Verfügbark­eit von Einheimisc­hen ab. Wir haben auch schon mit allen Ligaverein­en gesprochen, wo die Meinungen sehr auseinande­rgehen, aber denken, eine Reduktion von zehn auf neun Legionäre in den kommenden zwei Jahren gibt der Markt her. Mein absoluter Wunsch wäre ja, dass ein ausländisc­her Torhüter zwei Legionärsp­lätze verbraucht, damit ein Anreiz geschaffen wird, mehr einheimisc­he Goalies spielen zu lassen, auch wenn ich den leider für nicht sehr realistisc­h halte. Aber wir haben leider österreich­ische Torhüter als Backups in manchen Vereinen, die ja nur zum Einsatz kommen, wenn der Einser vom Blitz getroffen wird. Außerdem würde ich gerne die Lizenzieru­ngen für Spieler beschränke­n, dann können nicht mehr so oft Legionäre für nur wenige Monate geholt und wieder ausgetausc­ht werden. Das stärkt wiederum auch Österreich­er, die deren Plätze vielleicht einnehmen.

Österreich zeigte mit der Frauen-WM in Klagenfurt, wo im Schnitt 2000 Fans kamen, und bei den Herren mit dem sportliche­n Erfolg heuer ziemlich auf. Wann soll das nächste Heimturnie­r stattfinde­n?

Für eine A-WM haben wir nicht die Infrastruk­tur, alleine wenn ich mir die Eis-Thematik in Wien anschaue. Aber wir werden kommendes Jahr mit Kapfenberg eine Bewerbung für die B-WM der U20-Herren abgeben.

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GEPA ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann

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