Aus jetzt bitte
Flüchtlingsströme und Terrorangst können nicht nur uns Normalbürger ein bisserl kopflos machen. Auch einige Spitzenpolitiker wirken so, als hätte die Dauerkrise dem Oberstübchen nicht ganz gutgetan.
Ausgerechnet jetzt Angela Merkel, die noch immer stärkste Regierungschefin Europas, öffentlich zu demütigen, ist jedenfalls eine recht dumme Idee. Auch wenn Ministerpräsident Horst Seehofer äußerlich robust wirkt, zeigt er derzeit ein ziemlich dünnes Nervenkostüm. Anders ist sein bayerisches Scherbengericht über Merkel wegen der Flüchtlingslage schwer zu erklären.
In einer Zeit, in der Europa größtmögliche Geschlossenheit zeigen sollte, grenzt Seehofers Aktion an politische Fahrlässigkeit.
Halblustig sind auch Einfälle wie die von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der irgendetwas von einer Gefängnisinsel für Dschihadisten daherredet. Und weil der Ober-Blaue besonders pfiffig ist, schlägt er natürlich Lampedusa vor und nicht sein megaschickes Urlaubsparadies Ibiza. Hartgesottene Fans könnten diesen Unsinn sogar total super finden.
Zumindest sammeln die Freiheitlichen weiter Punkte, wie die Umfragen zeigen.
Seriös ist das freilich alles zusammen nicht.
Andererseits ist die sogenannte seriöse Politik seit Monaten, wenn nicht schon seit Jahren, mit Vollgas im Leerlauf unterwegs: ein Gipfel hier, eine Phrase da, ein Aktionsplan dort. Gebracht hat das bisher alles wenig.
Aus jetzt bitte. Die Lage ist einfach viel zu ernst für solche Späße und politische Folklorerituale.