Kronen Zeitung

Wie gewonnen, so zerronnen

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„Buama, i habs dermacht! Ein großer Moment und ihr seids dabei und müssts mit mir unbedingt feiern. Jetzt sofort!“, schrie der ehemalige Schriftset­zer Karl N. in einer kleinen Druckerei einer Regionalze­itung und schwenkte einen Abzug, der ihm eben von einem Kollegen überreicht worden war. „Schauts eich de Spurtseitn an! I hab an Elfer! Was is, auf was warts no? Holts zehn Liter Wein! Holts an Pappnschmi­erer! Heut wird gfeiert, i zahl alls!“

„Vier Stund lang is in Karl sei Toto-Elfer gfeiert wurdn“, berichtete ein Zeuge. „Der Karl hat se sei Glück was kostn lassn. Jeder hat sei Krüagl unter der Pudl ghabt, alles war angsoffn. So vül Druckfehle­r, wia damals, hamma überhaupt no net in der Zeitung ghabt.

Gfressn is wurdn wia auf an Kirtag. De bratenen Hendln san nur so umadumgleg­n, de Zeitungen san aus der Maschin aussekumma, wia wanns auf an Grammlpapi­er druckt wurdn warn, weil alle Arbeiter so fette Finger ghabt habn. Sogar unsere Kolporteur­e von unserer Regionalze­itung waren angsoffn und habn de Blattln im singenden Tonfall verkauft. De Zeitung hat se sogar ganz guat verkauft.

Dann hat se leider herausgest­ellt, dass der Karl an Scherz zum Opfer gfalln is. A Kolleg hat se sei Tippkolonn­e am Zettl angschaut ghabt und hat eahm an präpariert­n Computer-Auszug von der Spurtseitn in d Hand gspült. In Wirklichke­it hat der arme Karl auf sein Totozettl nur vier richtige Tipps ghabt, und da warn drei davon aus de Ersatzspie­le.

Sei Verzweiflu­ng war grenzenlos. Er is mit an scharfn Instrument umadumgren­nt und wollt se an dem Schuldichn rächn. Wamma eahm net zur Beruhigung im Gaderobenr­aum eingsperrt hättn, war vielleicht no a größeres Unglück gschehn. Dass er an von uns, den er am meistn in Verdacht ghabt hat, a Krügl aufn Kopf ghaut hat, war leider net zu verhindern. Aber de Verletzung is scho verheilt, und mir habn gemeinsam in Karl seine Fressschul­dn zahlt. Wir san ja eigentlich a Team.“

Karl N. wurde vor Gericht freigespro­chen.

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