„Man darf Kinder nicht überwältigen“
Staatsoper: Heute Uraufführung von Johanna Doderers Kinderoper „Fatima“
Als Johanna Doderer „Fatima“konzipierte, war die politische Situation in Syrien noch nicht so brisant. Doch mit dem Einsetzen der Flüchtlingswellen bekam das orientalisch inspirierte Märchen mehr und mehr politische Aktualität: „Fatima, oder von den mutigen Kindern“wird heute (22.) in der Staatsoper uraufgeführt.
Johanna Doderer, Enkelin des österreichischen Dichters Heimito von Doderer, ließ sich von einer Erzählung des in Heidelberg lebenden deutsch-syrischen Autors Ramik Schafi inspirieren. Aber ohne ihre Kinderoper zu „politisieren“.
Staatsopernchef Dominique Meyer hat ihr den Auftrag erteilt. Auch ihn begeisterte die poetische Parabel von Fatima, dem armen, mutigen Mädchen, das die heikle Aufgabe übernimmt, den bösen Schlossherrn in einer Wette zu besiegen und damit die von ihm gefangen gehaltenen Kinderträume zu befreien. Der Bursch Hassan hilft dabei. Zuletzt gelingt es Fatima, den goldenen Sternenstaub nach Hause zu bringen und ihre Familie aus bitterer Not zu befreien.
Nach Henzes „Pollicino“bringt die Staatsoper heute, Mittwoch, die Uraufführung von „Fatima, oder von den mutigen Kindern“heraus. René Zisterer schrieb das Libretto. Jugendtheater-Experte Henry Mason führt Regie in einer Ausstattung Jan Meiers, die einen bunten Bilderzauber beschwört. Am Pult: Benjamin Bayl.
Doderer, Absolventin der Kompositionsklassen von Erich Urbanner, Beat Furrer und Peter Sattler, hat bereits sechs Opern geschrieben. Darunter „Strom“und „Der leuchtende Fluss“, aber auch eine Vielzahl an Orchesterund Kammermusikwerken. „So an die hundert!“
„Ein prachtvoller Stoff – die Befreiung der Träume, Kinder, die mutig sind, aber auf die viel zu wenig gehört wird, eine stumme Frau, die ihre Stimme wiederfindet . . . das alles fügt sich zu einer wunderschönen Parabel. Das sind Fragen, die Kinder interessieren. Kinder erkennen Qualität und Tiefgang. Das ist entscheidend. Man muss viel zu schauen bieten, man darf Kinder mit Problemen konfrontieren, aber man darf sie nicht überwältigen. Dementsprechend bunt, freudig, frech, lustig ist die Produktion Henry Masons.“
„Als Kind begeisterten mich ,Peter und der Wolf‘ und der ,Karneval der Tiere‘, erinnert sich Doderer. „Hier habe ich eine „große Oper“komponiert, gut sangbar und mit großen Arien. „Da habe ich von Richard Strauss, Puccini und Schostakowitsch viel gelernt!“
Parallel zu aktuellen Arbeiten hat sie bereits eine weitere Kinderoper in der Lade. Eine Oper zur Eröffnung des Münchner Gärtnerplatz-Theaters – Intendant: Regisseur Josef E. Köpplinger – steht vor der Fertigstellung. „Ich lebe in der Musik, genieße die Atmosphäre von Aufführungen!“