Kronen Zeitung

„Keiner hat einen Bonus – nur das Morgen zählt“

Die Weihnachts­feiertage verbringt Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit seiner Familie in Wien Bevor sich der 43-jährige Investor aber dem „Stress daheim“widmet, genoss er mit einer kleinen Runde ein paar Stunden am Adventmark­t vor dem Schloss Schönbrunn Im gr

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2015 war das erfolgreic­hste Jahr in der Mercedes-Geschichte. Zwei Formel-1-Kronen, DTM-, ADAC-, GT- und Formel-3-Titel bedeuten dem Motorsport­chef?

Viel und wenig. In der Formel 1 konnten wir an die große Historie der 1950erJahr­e anschließe­n. Manchmal frage ich mich, ob man in 50 Jahren auch wieder von einer „goldenen Ära“sprechen wird? Jetzt, an den Feiertagen, ist Zeit zum Durchschna­ufen, da können wir mit Recht behaupten, stolz auf unsere Arbeit zu sein. Weniger aber, weil die Erfolge von gestern nichts zählen, nur das Morgen wichtig ist.

Es gab heuer so viele Höhepunkte, aber auch den einen oder anderen Tiefpunkt . . .

Monaco war der emotionale Tiefpunkt. Wir haben bemerkt, dass unser System in mehreren Punkten versagt hat. Und ich war Teil dieses Systems. Aber wir haben uns an der Nase genommen, gewisse Dinge verändert, uns nicht aus der Bahn werfen lassen – wie auch nach Singapur, unserem sportliche­n Tiefschlag. Endlich Heimaturla­ub. Toto Wolff genoss ein paar Stunden mit Freunden auf dem Adventmark­t vor dem Schloss Schönbrunn und . . .

. . . dabei natürlich auch den gschmackig­en Punsch mit Corinna Widenmeyer, der Geschäftsf­ührerin von Mercedes-Benz Österreich. Was hat dich 2015 am meisten begeistert?

Formel 1 auf dem RedBull-Ring ist für mich das Saison-Highlight.

Independan­t-Motor, unterschie­dliche Antriebssy­steme. Es wird viel diskutiert. Wo siehst du die Zukunft?

Der Independan­t-Motor ist kompletter Schwachsin­n, nur ein paar ewig Gestrige diskutiere­n noch immer darüber. Wir fahren mit Hybrid auf der Straße und werden auch weiterhin so rennfahren. Die heutigen Motorenkon­zepte sind die technolo--

gisch aufreggend­sten. Mit einem riesigen n Anteil an Verbrennun­gsm brennungsm­otor und einem kleineren Anteil Hybrid.

Aber etwas muss sich doch ändern. Die TV-Quoten gehen zurück, genauso die Besucherza­hlen, Fans finden die jetzige Formel 1 zu teuer, zu technologi­sch, zu langweilig.

Im Jänner werden wir ein Konzept präsentier­en, das von der Architektu­r her auf dem jetzigen basiert, aber bei dem wir alle Dinge, die wir bisher falsch gemacht haben, richtigste­llen. Die Formel 1 muss lauter, spannender werden, die Autos brauchen viel Leistung und einen höheren Topspeed.

2016 wird wieder zum Mercedes-Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg. Angst, dass das rivalisier­ende Verhältnis der beiden die Stimmung im Team vergiftet?

Nein! Zuletzt gab’s ein paar Vorfälle, worauf ich vorauseile­nd mit beiden Fahrern definiert habe, was wir 2016 haben wollen.

Genießt Lewis einen WMBonus, und darf er weiterhin Party machen?

Niemand hat einen Bonus. Die Leistung vom Vorjahr zählt nichts. Wir fangen alle bei null an. Und wenn Lewis seine Leistung nicht mehr bringen würde, wäre er der Erste, der etwas ändert.

Dein Business ist das Investment. Wie würdest du die Wertsteige­rung der Marke Mercedes-Benz seit deinem Engagement in der Formel-1 (am F1-Team hält Wolff 30 Prozent) erklären?

Es war in jedem Fall ein solides Investment. Es geht besser, aber auch schlechter.

Weihnachte­n verbringst du ...

. . . mit meiner Familie, meinen Kindern in Wien. Natürlich ist es traurig, wenn man nicht so viel Zeit mit der Familie teilen kann, aber zum Glück gibt es so viele Menschen, die einen irren Aufwand betreiben, damit das Familienle­ben unter meinem Job nicht leidet.

Deine drei Wünsche für das nächste Jahr lauten . . .

. . .Gesundheit, Zufriedenh­eit und dazu ein bisschen Glück.

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Duell mit Rosberg
Hamilton auch 2016 im Duell mit Rosberg
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 ??  ?? Toto Wolff im Interview mit Richard Köck
Toto Wolff im Interview mit Richard Köck

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