Die Springerin
Ehemalige Sportler werden oft als Aushängeschilder in die Politik geholt – aber nicht alle sind derart erfolgreich, authentisch und liebenswert wie die unvergessene Liese Prokop. Die Olympiazweite im Siebenkampf hatte ja im schwierigen Job als Innenministerin Strenge und Menschlichkeit vereint.
Im Mittelpunkt stehen sie fast immer: In Salzburg etwa ist die derzeitige Regierung von der Landtags-Stimme Otto Konrads abhängig – der Exgoalie wechselte zuvor vom Team Stronach zur ÖVP.
Werner Faymann holte hingegen keinen Promi aus der Sportwelt an Bord, um Wahlen zu gewinnen, sondern um halbwegs Oberwasser zu behalten: Die ehemalige Turmspringerin Anja Richter soll dafür sorgen, dass der Bundeskanzler medial nicht untergeht.
Eine frühere Athletin als Pressechefin ist kein schlechter Schachzug: Die Dame weiß, wie man zu guten Geschichten kommt. Sie ist schließlich keine Skifahrerin gewesen, eine Sportart, bei der euphorische Berichterstattung quasi im Schnee liegt – in ihrer in Österreich eher exotischen Disziplin hatte die Wienerin stets um Storys in großen Medien kämpfen müssen. Sie war nicht nur Sportlerin, sondern auch Medienexpertin in eigener Sache gewesen.
Sie weiß also, wie’s geht – und hat außerdem die selten gewordene Fähigkeit, mit Menschen umgehen zu können.
Das ist notwendig in Zeiten wie diesen: Denn positive Storys über einen Politiker zu vermitteln ist fast noch schwieriger als einen Aufmacher über Turmspringen zu bekommen.