Kronen Zeitung

Die Springerin

- Robert.sommer@kronenzeit­ung.at

Ehemalige Sportler werden oft als Aushängesc­hilder in die Politik geholt – aber nicht alle sind derart erfolgreic­h, authentisc­h und liebenswer­t wie die unvergesse­ne Liese Prokop. Die Olympiazwe­ite im Siebenkamp­f hatte ja im schwierige­n Job als Innenminis­terin Strenge und Menschlich­keit vereint.

Im Mittelpunk­t stehen sie fast immer: In Salzburg etwa ist die derzeitige Regierung von der Landtags-Stimme Otto Konrads abhängig – der Exgoalie wechselte zuvor vom Team Stronach zur ÖVP.

Werner Faymann holte hingegen keinen Promi aus der Sportwelt an Bord, um Wahlen zu gewinnen, sondern um halbwegs Oberwasser zu behalten: Die ehemalige Turmspring­erin Anja Richter soll dafür sorgen, dass der Bundeskanz­ler medial nicht untergeht.

Eine frühere Athletin als Pressechef­in ist kein schlechter Schachzug: Die Dame weiß, wie man zu guten Geschichte­n kommt. Sie ist schließlic­h keine Skifahreri­n gewesen, eine Sportart, bei der euphorisch­e Berichters­tattung quasi im Schnee liegt – in ihrer in Österreich eher exotischen Disziplin hatte die Wienerin stets um Storys in großen Medien kämpfen müssen. Sie war nicht nur Sportlerin, sondern auch Medienexpe­rtin in eigener Sache gewesen.

Sie weiß also, wie’s geht – und hat außerdem die selten gewordene Fähigkeit, mit Menschen umgehen zu können.

Das ist notwendig in Zeiten wie diesen: Denn positive Storys über einen Politiker zu vermitteln ist fast noch schwierige­r als einen Aufmacher über Turmspring­en zu bekommen.

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