Weihnachten zum Nachdenken!
Wie schön war Weihnacht doch damals in meiner Kindheit in den 1950er-Jahren! Schnee in Hülle und Fülle und keine Autos auf den Straßen! Kein Fernseher, kein Computer, kein Handy und nur vereinzelt Telefonanschlüsse. Meist konnte man nur auf dem Postamt telefonieren, wo die Beamtin die jeweilige Verbindung zuerst händisch – auf einem riesigen Kasten mit unzähligen Kabeln und Steckern – herstellen musste!
Nur dann und wann ist ein Pferdeschlitten mit einem vförmigen, hölzernen Schneepflug an unserem Haus vorbeigefahren. Das Läuten der Glöckchen, die die Pferde am Halfter trugen, hörten wir schon aus weiter Ferne! Neugierig hängten wir Kinder mit den Nasen an den vereisten Fensterscheiben und versuch- ten mit unserem Atemeine Sicht nach draußen zu schaffen. Wir konnten am späten Nachmittag nicht viel sehen, da es damals noch keine Straßenbeleuchtung gab. Nur schemenhaft erkannten wir das Pferdefuhrwerk. Im Haus selbst duftete es am Heiligen Abend nach Äpfeln, die meine Oma im Holzofen gebraten hat. Auch der Geruch von Weihrauch, der auf die Herdplatte gestreut wurde, verbreitete sich rasch in jedem Zimmer.
Dann war es am Abend endlich so weit! Das Christkind läutete mit einer hellen Glocke, und wir Kinder durften in die Stube. Meine Mama spielte „Stille Nacht“auf dem Klavier! Auch ein gemeinsames „Vater Unser“durfte natürlich nicht fehlen.
Mit glänzenden Augen standen wir vorm Christbaum und erfreuten uns an den Geschenken! Pullover, Mützen, Fäustlinge, die von Mama selbst gestrickt wurden. Eine große Überraschung hatte einmal mein Vater für mich! Er hat für mich ein Flugzeug aus Blech gebastelt, das auch zum Aufziehen war, damit es auf den Rädern dahinrollen konnte.
Am darauffolgenden Christtag hatten mein Vater und ich immer zwei alleinstehende Frauen besucht. Sie waren alt, gebrechlich und arm. Wir beschenkten sie mit Speisen und Getränken. Ich werde niemals diese dankbaren Augen vergessen.
Wo sind nur die „richtigen“Weihnachten geblieben? Viktor Zedka,
Gablitz