„Mir schossen Tränen in die Augen“er Ski-Weltcup auf einen Blick
Hirscher schockiert und dankbar Die Steuerung der Drohne wahrscheinlich durch den Funk gestört
Die Lobby des Hotels Relais des Alpes im Zentrum von Madonna. Es ist schon fast Mitternacht, als Marcel Hirscher mit gepacktem Koffer aus dem Lift steigt und sich mit Freundin Laura auf den Heimweg macht. Er wirkt noch immer geschockt. Die Augen müde, das Gesicht bleich. Nach zweiten Plätzen wie seinem im Slalom von Madonna sieht man normal anders aus. „So ein Ding hat fast zehn Kilo, Wahnsinn“, meint er nachdenklich.
Kurz davor hat er sich diese furchterregenden Szenen mit der herabstürzenden Drohne nochmals angesehen. „Mir schossen Tränen in die Augen“, gibt er freimütig zu. Und fügt mit ernstem Blick Richtung Himmel an: „Ich weiß zwar nicht, wie. Aber irgendwer hat mir geholfen.“So sehr, dass er die Tatsache, bei diesem Horror-Zwischenfall unverletzt geblieben zu sein, schon davor als sein schönstes Weihnachtsgeschenk bezeichnen hatte können.
Ganz ähnlich sieht das auch Hans Pum, Sportdirektor des Skiverbandes: „Die weihnachtlichen Schutzengel haben auf ihn herabgeschaut. Zum Glück. Es ist in dieser jungen Saison ohnehin schon viel zu viel passiert! Aber gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ihn die Drohne am Kopf getroffen hätte. Auf dem Video, das Slalom-Europacuptrainer Martin Kroisleitner für den Verband aufnahm und von dem die obigen Screenshots stammen, wirkt die Szene fast noch schockierender als auf den TV-Bildern. Und auch FIS-Renndirektor Markus Waldner atmete an der Bar des Hotels Miramonti, das direkt neben der Rennstrecke liegt, kräftig durch: „Wir sind nur haarscharf einer Katastrophe entgangen.“
Ich weiß zwar nicht genau, wie – aber irgendwer hat mir bei diesem Zwischenfall geholfen.
Marcel Hirscher
Die weihnachtlichen Schutzengel haben zum Glück auf Marcel herabgeschaut.
Hans Pum
Während sich die für die TV-Übertragung verantwortliche InfrontAgentur bei Hirscher entschuldigten, begann sofort die Ursachenforschung. Vermutlich wurde die Steuerung durch die zahllosen Funkfrequenzen, die bei Skirennen im Einsatz sind, gestört. Und machte es für den Drohnen-Piloten, ein an sich erfahrener Hubschrauber-Pilot, unmöglich, sie weiter zu kontrollieren.
Schock und Empörung über die BeinaheKatastrophe rückten den Sport in den Hintergrund. Auch die Tatsache, dass Hirscher mit 623 Punkten mehr hat als je zuvor zu Weihnachten (siehe rechts). Und auch wieder Gesamtführender ist. Was um diese Zeit nur bei einem seiner bisherigen vier Siege im Gesamtweltcup der Fall war.