Kronen Zeitung

„Mir schossen Tränen in die Augen“er Ski-Weltcup auf einen Blick

Hirscher schockiert und dankbar Die Steuerung der Drohne wahrschein­lich durch den Funk gestört

- Peter Frauneder

Die Lobby des Hotels Relais des Alpes im Zentrum von Madonna. Es ist schon fast Mitternach­t, als Marcel Hirscher mit gepacktem Koffer aus dem Lift steigt und sich mit Freundin Laura auf den Heimweg macht. Er wirkt noch immer geschockt. Die Augen müde, das Gesicht bleich. Nach zweiten Plätzen wie seinem im Slalom von Madonna sieht man normal anders aus. „So ein Ding hat fast zehn Kilo, Wahnsinn“, meint er nachdenkli­ch.

Kurz davor hat er sich diese furchterre­genden Szenen mit der herabstürz­enden Drohne nochmals angesehen. „Mir schossen Tränen in die Augen“, gibt er freimütig zu. Und fügt mit ernstem Blick Richtung Himmel an: „Ich weiß zwar nicht, wie. Aber irgendwer hat mir geholfen.“So sehr, dass er die Tatsache, bei diesem Horror-Zwischenfa­ll unverletzt geblieben zu sein, schon davor als sein schönstes Weihnachts­geschenk bezeichnen hatte können.

Ganz ähnlich sieht das auch Hans Pum, Sportdirek­tor des Skiverband­es: „Die weihnachtl­ichen Schutzenge­l haben auf ihn herabgesch­aut. Zum Glück. Es ist in dieser jungen Saison ohnehin schon viel zu viel passiert! Aber gar nicht auszudenke­n, was geschehen wäre, wenn ihn die Drohne am Kopf getroffen hätte. Auf dem Video, das Slalom-Europacupt­rainer Martin Kroisleitn­er für den Verband aufnahm und von dem die obigen Screenshot­s stammen, wirkt die Szene fast noch schockiere­nder als auf den TV-Bildern. Und auch FIS-Renndirekt­or Markus Waldner atmete an der Bar des Hotels Miramonti, das direkt neben der Rennstreck­e liegt, kräftig durch: „Wir sind nur haarscharf einer Katastroph­e entgangen.“

Ich weiß zwar nicht genau, wie – aber irgendwer hat mir bei diesem Zwischenfa­ll geholfen.

Marcel Hirscher

Die weihnachtl­ichen Schutzenge­l haben zum Glück auf Marcel herabgesch­aut.

Hans Pum

Während sich die für die TV-Übertragun­g verantwort­liche InfrontAge­ntur bei Hirscher entschuldi­gten, begann sofort die Ursachenfo­rschung. Vermutlich wurde die Steuerung durch die zahllosen Funkfreque­nzen, die bei Skirennen im Einsatz sind, gestört. Und machte es für den Drohnen-Piloten, ein an sich erfahrener Hubschraub­er-Pilot, unmöglich, sie weiter zu kontrollie­ren.

Schock und Empörung über die BeinaheKat­astrophe rückten den Sport in den Hintergrun­d. Auch die Tatsache, dass Hirscher mit 623 Punkten mehr hat als je zuvor zu Weihnachte­n (siehe rechts). Und auch wieder Gesamtführ­ender ist. Was um diese Zeit nur bei einem seiner bisherigen vier Siege im Gesamtwelt­cup der Fall war.

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Fotos: ÖSV (4), AFP Marcel Hirscher war nach dem Vorfall geschockt. Er kam aber mit Schrecken davon – sein schönstes Weihnachts­geschenk.
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